Neckarhausen, Rittergut: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. August 2023, 16:55 Uhr
Rittergut
Zum Rittergut gehörten das Schloss, die es umgebenden Gebäude, die Gärten und Wiesen, ferner die Wälder am Hang sowie ein Meierhof. Neben den Gebäuden wurden eine Tuchfabrik, eine Färberei mit Walke und Mange, eine Bierbrauerei, eine Mahl- und Sägemühle, eine Ziegelei, Ställe und mehrere Tagelöhnerwohnungen erworben. Landmässig umfasste die Herrschaft ca. 550 bis 560 Jucharten Nutzungsfläche, d.h. Äcker, Wiesen und Wald. Dies entspricht ungefähr 220 Hektaren. Mit dem Erwerb war auch der Anspruch auf Fronarbeit der Einwohner und Tagelöhner von Neckarhausen verbunden.[1]
Unter Leitung der Murianer Statthalter nahm die Entwicklung des Rittergutes Neckarhausen einen erfreulichen Aufschwung. Das Hauptverdienst kommt dabei P. Fintan Guntlin zu, der die Betriebe erneuerte und erweiterte sowie ertragslose Waldstücke in Äcker umwandelte. Er baute eine Rinder- und Schweinezucht auf, betrieb den Getreideanbau und legte Rebgärten an. Für die Milchverarbeitung erstellte er eine Sennerei. Um die Tuchfabrik zu versorgen, wurde eine Schafzucht mit 300 Schafen und 200 Hammeln eingerichtet. Die Ziegelei war imstande, die benötigten Ziegel für die nähere Umgebung und den Klosterbedarf zu erstellen. Sie wurde in Pacht vergeben. Das Rittergut Neckarhausen war eine sehr einträgliche Herrschaft für das Kloster Muri.
Besitzer
- 1350-1379 Heinz von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1379-1388 Burkhard von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1388-1412 Lutz von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1412-1462 Ulrich von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1462-1500 Heinz von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1501-1518 Carius von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1518-1548 Ulrich von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1548-1574/1583 Ulrich und Burkhard von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1587-1610/1612 Oswald und Hans Heinrich von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1612-1653 Johann Ulrich von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1653-1680 Wilhelm Augustin von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1680-1682 Anton von Lichtenstein zu Neckarhausen
- 1682-1692 Johann Franz von Landsee zu Glatt
- 1692-1701 Johann Lentzvon Haigerloch
- 1701-1737 Freiherr Adam Heinrich Keller von Schleitheim [1]
- 1737-1743 Freiherr Andreas von Schütz
- 1743-1803 Kloster Muri
Chronik
- 1743 Kauf des Rittergutes Neckarshausen durch Fürstabt Gerold Haimb für die Summe von 53,798 Gulden
- 1743 Kauf eines Hauses mit Umschwung und Baumgarten von Hans Georg Selck für 783 Gulden
- 1744 Kauf eines Hauses mit Kraut- und Baumgarten von Anton Umbrecht für 310 Gulden
- 1744 Landabtausch mit sieben Einwohnern von Betra
- 1790 Fabrik: Fürstabt Gerold Meyer beauftrgt den Statthalter von Glatt, die zu diesem Zeitpunkt unrentable Fabrik zu verkaufen
- 1803 Enteignung des Rittergutes Neckarhausen, das aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses an das Fürstentum Hohenzollen-Sigmaringen fällt.
Wirtschaftsbeitrag
- 1744 715 Gulden
- 1760 3566 Gulden
- 1801 1658 Gulden
Leitung
Die ökonomische Leitung dieser Herrschaft lag während der Besitzdauer des Klosters in eigenen Händen.
Bibliographie
- Verena Baumer-Müller: Die Muri-Dörfer im Neckar-Gebiet. Ein Beitrag zur Geschichte des Klosters Muri im 18. Jahrhundert. In: Unsere Heimat. Band 74, 2007, S. 4–31 (historischefreiamt.ch [PDF; abgerufen am 25. Juni 2021]).
- Eberhard Gönner: Die St. Ulrichskapelle in Neckarhausen. In: Glatter Schriften. Band 5. Sulz am Neckar 1991, S. 111–157.
- Hermann, Wolfgang, Das Rittergut Neckarshausen unter der Herrschaft des Klosters Muri, in: Glatter Schriften Nr. 5, Hg. Gesellschaft Schloss Glatt e. V. zur Pflege der geschichte, Kunst und Kultur am Neckar und Schwarzwald, Sulz am Neckar - Gatt und der Kirchgemeinde Betra, Sulz am Neckar 1991, 47-88.
- Franz Xaver Hodler: Geschichte des Oberamts Haigerloch. Haigerloch 1985 (Reprint der Ausgabe Hechingen, Kreisausschuss, 1928).
- Gert Kollmer: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Reichsritterschaft im Ritterkanton Neckar-Schwarzwald 1648-1805. In: Franz Quarthal (Hrsg.): Zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Sigmaringen 1984, S. 285–301.
- Zingeler, Karl Theodor / Laur, Wilhelm Friedrich, Die Bau- und Kunst-Denkmäler in den Hohenzollern'schen Landen, Stuttgart 1896, 104-105.
Einzelnachweise
- ↑ Hermann, Wolfgang, Das Rittergut Neckarshausen unter der Herrschaft des Klosters Muri, in: Glatter Schriften Nr. 5, Hg. Gesellschaft Schloss Glatt e. V. zur Pflege der geschichte, Kunst und Kultur am Neckar und Schwarzwald, Sulz am Neckar - Gatt und der Kirchgemeinde Betra, Sulz am Neckar 1991, 52-55.