Rohrdorf
Pfarrei Rohrdorf
Die mittelalterliche Pfarrei Rohrdorf bestand aus den heutigen Gemeinden Nieder- und Oberrohrdorf, Bellikon, Remetschwil, Künten und Stetten sowie dem rechtsufrigen Teil von Mellingen. Die älteste Kirche am Rohrdorferberg stand in Remetschwil. Dieser Kirchenstandort wurde von Rohrdorf abgelöst. Zwischen 1097 und 1109 erhielt das Kloster Muri einen Anteil am Kirchenzehnten von Heinrich von Sellenbüren. Dieser Anteil reduzierte sich im 13. Jahrhundert auf eine Zinsquint. Sie bezog sich auf Künten und Sulz. Dieser Nutzen blieb bis 1841 bestehen und fiel erst durch die Klosteraufhebung und die Verstaatlichung aller Vermögenswerte und Rechte dahin.
Pfarrer, Seelsorger
- um 1183 Thibold, Pfarrer
- 1414 Johannes Meier, bis 1416 Rektor, dann Pfarrer
- 1496–1519 Konrad Fischbacher
- 1519– Heinrich Buchmann, vorher Kaplan in Baden
Chronik
- 837 Nachweis einer Kirche in Remertschwil und eines Priesters Witram
- 10. Jh. Errichtung der Kirche in Rohrdorf durch das Benediktinerkloster Murbach im Elsass, das auch das Patrozinium des heiligen Martin festgelegt haben dürfte.
- zwischen 1097 und 1109 Schenkung des Zehntquart und eines Achtel des Restes in Rohrdorf an das Kloster Muri durch Heinrich von Sellenbüren. Der andere Teil der Zehnten und das Patronatsrecht an der Kirche gehörten dem Benediktinerkloster Murbach im Elsass.
- 1159 Bestätigung des Zehntenanteils des Klosters Muri an der Kirche Rohrdorf durch Papst Hadrian IV.
- 1179 Bestätigung des Zehntenanteils des Klosters Muri an der Kirche Rohrdorf durch Papst Alexander III.. Der Anteil hatte sich aber auf einen Fünftel reduziert (Zehntquint).
- 1183 Auseinandersetzung des Pfarrers und Zehntrektors von Rohrdorf, Thibold, und dem Kloster Muri unter Abt Anselm um die Zehntquint. Ein Schiedsgericht unter Vorsitz des Erzbischofes von Mainz bestätigte den Zehntanteil des Klosters Muri.
- 1259 Patronat der Rohrdorfer Kirche im Besitz der Grafen von Habsburg. Sie nahmen es nicht selber wahr, sondern belehnten damit die Freien von Rüssegg bei Sins.
- 1275 Die Kirche von Rohrdorf ist äusserst wohlhabend. Gemäss dem Konstanzer Zehntenbuch bezog der Pfarrer von Rohrdorf jährlich 50 Mark Silber, derjenige in Dietikon 40, jener in Baden 20 und jener in Mellingen gar nur 9.
- 1344 Rückgabe des Patronatslehens durch Heinrich von Rüssegg an seinen Oberherrn, Herzog Friedrich von Österreich
- um 1344 Patronatslehen durch Herzog Friedrich von Österreich an die Edelknechte Johann und Gottfried von Hünenberg
- 1413 Vergabe der Kirche von Rohrdorf samt Widum, Zehnten, Zinsen und Rechten an das Spital von Baden, ausgenommen die dem Kloster Muri gehörenden Nutzen in Künten und Sulz.
- 1414 Inkorporation der Kirche von Rohrdorf in das Spital Baden durch eine Bulle von dem als Gegenpapst eingestuften Johannes XXIII.
- 1418 Bestätigung der Bulle des Gegenpastes Johannes XXIII durch Papst Martin V.. Das Pfarrwahlrecht kam dem Rat von Baden zu, der es bis 1872 ausübte.
- 1841 Aufhebung des Klosters Muri, Hinfall der Zehnquint von Künten und Sulz
Bibliographie
- Kaufmann, Philipp, Aus der Geschichte der Pfarrei Rohrdorf, in: Badener Neujahrsblätter 16 (1940-1941), 43-52.
- Mittler, Otto, Zur Baugeschichte der alten Kirche in Rohrdorf, in: Badener Neujahrsblätter 16 (1940-1941), 52-67.