Kerns
Pfarrei Kerns, um 1040 bis vor 1275
Die Pfarrei Kerns gilt nach der Pfarrei Sarnen als die zweitälteste des Kantons Obwalden. Der archäologische Befund von 1965 geht von der Erstellung der ersten Kirche in der zweiten hälfte des 10. Jahrhunderts aus. Dieser frühe Kirchenbau wird durch das Patrozinium des heiligen Gallus unterstrichen, der einer der bekanntesten irischen Glaubensboten bei den Alemannen war. Das Kloster Muri war von ca. 1050 bis vor 1275 Besitzer des Kirchenzehnten von Kerns. Trotz der langjährigen Beziehung zu Kerns beteiligte sich das Kloster Muri nicht am Neubau der Kirche Kerns des 16. und 18. Jahrhunderts, auch nicht am Wiederaufbau der Kirche nach dem verheerenden Brand von 1813, dies im Gegensatz zu Sarnen, Stansstad usw.
Pfarrer, Seelsorger, Anfang bis 1600
- vor 1272 Es gab sicherlich schon vor dieser Zeit Priester in Kerns. Ihre Namen sind bisher aber unbekannt.
- 1272– um 1283 Dietrich von Hallwil, Probst des Chorherrenstiftes St. Michael in Beromünster. Er war selber nie in Kerns tätig, sondern dürfte einer der in jener Zeit berüchtigten Pfründenjäger gewesen sein, die möglichst viele Pfründen an sich zogen, um deren Erträge zu kassieren. Für die Arbeit in der Pfarrei stellten sie um billigen Lohn einen mehr oder weniger ausgebildeten Geistlichen niedrigen Standes als so genannten Leutpriester an.
- 1283–1289 unbekannt.
- um 1289 Rudolfy, Leutpriester.
- um 1300–1350 unbekannt.
- um 1350 Marchward (Marquard, Markus) Hegginger.
- um 1357Jakob Kramer.
- um 1374 Rudolf Überlingen (?).
- um 1374–l438 unbekannt.
- um 1438 Johannes (Familienname unbekannt)
- um 1453 Bartholomäus (Familienname unbekannt)
- 1455–1505 Oswald Isner, aus Sarnen, Sohn von Walter Isner, der 1423–1437 Pfarrer von Sarnen war. Oswald Isner war der Beichtvater des heiligen Bruder Klaus (Nikolaus von der Flüe).
- 1505–1533 Johann Hatz, vorher Leutpriester in Stans
- 1533–1535 Christoph Schad
- 1535–1548 Balthasar Steingaden
- 1548–1552 unbekannt
- 1552–1553 Melchior Dietrich, nachher Leutpriester in Baden, 1555 Pfarrer in Trimbach, 1559 Pfarrer in Selzach und 1562 in Kriegstetten
- 1553–1569 Lukas Rusca («Rusthä», auch «her lux» genannt), vorher Pfarrer in Alpnach.
- 1569–1571 Blasius (Familienname und Herkunft unbekannt)
- 1571–1575 Martin Bosch, Pfarrverweser
- 1578 Ulrich Kremer, vorher Pfarrer in Klingnau, nachher Pfarrer in Bürglen / UR, 1587 wieder Pfarrer Kerns.
- 1579–1584 Thomas Ohnsorg, vorher Pfarrer in Risch, nachher Pfarrer in Sarnen.
- 1584–1587 Melchior Hüsselmann, voher Pfarrer in Grosswangen
- 1587–1589 Ulrich Kremer, zum zweiten Mal, nachher Pfarrer in Lauerz.
- 1589–1593 Hieronymus Holl, vorher Pfarrer von Buochs.
- 1593–1616 Johann Jakob Hutmacher
- 1616–1624 Jakob Schold
- 1624–1627 Johann Andreas Hutmacher, ab 1627 P. Justin Hutmacher, OCap
- 1627–1641 Ulrich Hutmacher
Chronik, Anfang bis 1600
- vor 1000 Gründungsbau der Galluskirche in Kerns. Sie dürfte als Eigenkirche der Grafen von Lenzburg gebaut worden sein.
- 1036 Graf Ulrich I. von Lenzburg vermacht seine kirchlichen Besitzungen dem Chorherrenstift St. Michael in Beromünster.
- ab 1040/1050 Kloster Muri Besitzerin des Kirchenzehnten
- 1173 Erwähnung der Kirche von Kerns in einem Schirmbrief für das Chorherrenstift St. Michael in Beromünster von Kaiser Friedrich Barbarossa
- vor 1275 Verkauf des Kirchenzehnten durch das Kloster Muri an das Chorherrenstift St. Michael in Beromünster
- 1350 Bau der Filialkirche St. Niklausen
- 1358 Inkorporation der Einkünfte der Galluskirche Kerns und der Kapelle St. Niklausen ins Chorherrenstift St. Michael in Beromünster durch Bischof Heinrich von Konstanz
- 1367 Verkauf der Recht an der Kirche in Kerns und der Kapelle St. Niklausen durch das Chorherrenstift St. Michael in Beromünster an das Kloster Engelberg, da die Betreuung der Pfarrei durch die räumliche Distanz zu Beromünster nur sehr aufwendig wahrzunehmen sei.
- 1400 Bestätigung der Rechte des Klosters Engelberg an der Kirche Kerns durch Papst Bonifaz IX.
- 1464 Heinrich Porter, Abt des Klosters Engelberg muss aus finanzielle Gründen den Kirchensatz von Kerns und die Kapelle St. Niklausen mit allen Rechten und Pflichten an die Kilchgenossen von Kerns verkaufen.
- 1484 Bau der Kapelle St. Michael im Müsli durch den Eremiten Br. Ulrich
- 1485 Kauf eines Ablassbriefer durch Pfarrer Oswald Isner zu Gunsten der renovationsbedürftigen Kirche
- 1489 Bestätigung dieses Ablassbriefes durch Bischof Otto von Konstanz, um die Zahlungsfreudigkeit zu erhöhen.
- 1491 Beisetzung des Eremitenbruders Ulrich aus dem Müsli auf dem Friedhof Kerns
- 1496 Entscheidung für Neubau der Kirche anstelle einer umfassenden Renovation
- 1497 Grundsteinlegung
- 1501 Weihe der neuen Kirche durch Balthasar Brennwald, Titularbischof von Troja und Weihbischof von Konstanz unter Bischof Hugo von Hohenlandenberg zu Ehren des heiligen Gallus und der heiligen Maria Magdalena
- 1511 Weihe des Kreualtares, des Beinhauses und des Friedhofes durch durch Balthasar Brennwald, Titularbischof von Troja und Weihbischof von Konstanz unter Bischof Hugo von Hohenlandenberg
- 1515 Überführung des Eremitenbruders Ulrich aus dem Müsli in einen steinernen Sakrophag in der Pfarrkirche
- 1523 Begründung einer Kaplaneistiftung für die Kapelle St. Niklausen
- 1540 Bau der Kapelle St. Anton in Halten
- 1574 Erstellung der Kapelle St. Jakob am Boll
- 1596 Errichtung eines Altares mit dem Bildnis des heiligen Nikolaus von Flüe
Nachwuchs Muri-Gries
Von den 13 Benediktinern, die bisher der Pfarrei Kerns entsprangen, traten die nachstehenden Kernser in das Kloster Muri-Gries ein. Alle drei hatten vorgängig als externe Studenten die Kantonsschule Sarnen besucht.
- P. Pirmin Blättler, Dr. phil.
- P. Rupert Amschwand, Dr. phil.
- P. Leo Ettlin, Dr. phil.
Bibliographie
- Amschwand, Rupert, Kerns. Gemälde einer Gemeinde, Kerns 1976.
- Bürgisser, Eugen, Der Besitz des Klosters Muri in Unterwalden, Aarau ?.
- Imfeld, Karl, Pfarreigeschichte von Kerns 10. Jh. bis 2010, Alpnach 2010.