Neckarhausen, Kapellstiftung
Kapelle und Stiftungsgut
Die Erstellung dieser Kapelle geht auf das ausgehende 15. Jahrhundert zurück. Sie scheint meist unbesetzt gewesen zu sein. Das Präsentationsrecht lag beim jeweiligen Besitzer der Herrschaft Neckarhausen. Kirchenrechtlich war die Kapelle eine Filiale der Mutterkirche Empfingen. Für die Kapelle wurde keine Pfründe zur Finanzierung des Lebensunterhaltes eines Geistlichen gestiftet. Allein für den Unterhalt der Kapelle war seitens des Stifters vorgesorgt worden. Dazu erhielt sie einen Wald ( ungefähr 6 Jucharten) auf der Gemarkung Glatt und einen Acker unterhalb dieses Waldes, einer Weingült aus Horb und dem Glaserlehen in Rexingen. Daneben hatte die Stiftung noch Anrechte auf Abgaben des Gutes Egelstal bei Mühlen und dem Horber Spital. Daher war die Kaplanei wohl meist nicht besetzt. Die Pfarrer von Empfingen übten teilweise die gottesdienstlichen Funktionen aus. Das Kloster Muri kümmerte sich von 1743 bis 1803 um die Kapelle und finanzierte aufgrund der fehlenden Mittel der Kapellenstiftung unter Fürstabt Fridolin Kopp den Neubau von 1756. Die Kosten beliefen sich auf 984 Gulden. Das Kloster lehnte aber jedwelche weitergehenden und künftigen Verpflichtungen ab und verwies diesbezüglich auf die Mutterkirche Empfingen. Durch die gute Verwaltung der Kapellengutes durch die Murianer Statthalter konnte das Vermögen bis 1803 deutlich gesteigert werden. Damit legten sie die Basis für den Reichtum der Ulrichspflege im 19. Jahrhundert.
Mit dem Besitz des Rittergutes Neckarhausen war für das Kloster Muri der Anspruch einen Sechstel des Zehnten der Pfarrei Betra verbunden, zu der Neckarhausen gehörte.
Chronik
- 2. Hälfte 15. Jh. Kapellstiftung durch die Herren von Lichtenstein zu Neckarhausen. Die Kapelle ist dem heiligen Ulrich geweiht.
- 1508 Erste Erwähnung der Kapelle im Subsidienregister der Diözese Konstanz
- 1518 Erwähnung des einzigen Kaplans Georg Hegner.
- 1575 Visitation, Kaplanei unbesetzt
- 1711 Ab diesem Jahr sind die Rechnungen der Kirchenstiftung erhalten geblieben.
- 1712 Reparaturen an der Kapelle
- 1718 Visitation: Kapelle in einem schlechten baulichen Zustand
- 1743 Erwerb der Herrschaft Neckarhausen durch das Kloster Muri
- 1747 Glockenweihe durch den Konstanzer Bischof
- ab 1750 Rückforderung ausstehender Guthaben der Ulrichspflege durch die Murianer Verwaltung
- 1753 Beschädigung der Kapelle durch Sturm und Überschwemmung in Neckarhausen
- 1756 Neubau der Kapelle an einem anderen Standort. Die alte Kapelle wurde abgebrochen. Grundsteinlegung am 16. Juli 1756 durch Dekan Simon Hugelmann, Pfarrer von Haigerloch. Kosten von 907 Gulden werden vom Kloster Muri getragen.
- ab 1763 neue Rechungslegung der Ulrichpflege durch den Murianer Statthalter
- 1772 Weihe der neuen Ulrichskapelle durch Weihbischof August Johann Nepomuk Maria Freiherr von Hornstein zu Weiterdingen zu Ehren des heiligen Bischofs Ulrich. Die Kosten dieses Festes übernahm auf Anordnung von Fürstabt Bonaventura Bucher die Statthalterei des Klosters Muri in Glatt.
- 1803 Enteignung des Rittergutes Neckarhausen, das aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses an das Fürstentum Hohenzollen-Sigmaringen fällt. Dieses beansprucht auch die Kapelle und deren Verwaltung.
- ab 1850 Kapelle und Stiftung unter kirchlicher Verwaltung
- 1889–1891 Neubau der Ulrichskapelle in der Nähe der alten Kapelle (Kosten 48,807.45 Mark)
- 1891 Einweihung am 21. Oktober
- 1984–1991 umfassende Renovation durch das Bistum Freiburg (Kosten ca. 400,000.00 DM)
Kapläne
- ab 1518 Georg Hegner (einziger bekannter Kaplan)
Bibliographie
- Verena Baumer-Müller: Die Muri-Dörfer im Neckar-Gebiet. Ein Beitrag zur Geschichte des Klosters Muri im 18. Jahrhundert. In: Unsere Heimat. Band 74, 2007, S. 4–31 (historischefreiamt.ch [PDF; abgerufen am 25. Juni 2021]).
- Eberhard Gönner: Die St. Ulrichskapelle in Neckarhausen. In: Glatter Schriften. Band 5. Sulz am Neckar 1991, S. 111–157.
- Franz Xaver Hodler: Geschichte des Oberamts Haigerloch. Haigerloch 1985 (Reprint der Ausgabe Hechingen, Kreisausschuss, 1928).