Beinwil, Schloss Horben
Horben
Dieser Besitz [1] befindet sich auf einem Hochplateau des Lindenberges, unweit von Muri und Boswil. Die Besitzung Horben wurde vom Kloster sukzessive erweitert. Zur Zeit der Klosterauflösung bestand sie neben dem Schloss und der Kapelle aus den Höfen Oberhorben mit 121 Jucharten und Unterhorben (auch Schneggen genannt) mit 91,5 Jucharten.
Chronik
- 12. Jh. Land im Besitz des Klosters Muri. Es umfasst 16 Jucharten Land und eine Sennerei.
- 1614 Kauf des Hofes "im Horw", eines früheren Besitzes des Zisterzienserklosters Kappel
- 1700–1701 Bau eines Sommersitzes resp. eines Erholungshauses durch Fürstabt Plazidus Zurlauben, Kosten: 1183 Gulden
- 1728 Säubern des Galgenmoosweihers, Kosten 347 Gulden
- 1730 Erstellung und Einweihung der Kapelle St. Wendelin und St. Ubaldus unter Fürstabt Gerold Haimb, die noch von seinem Vorgänger Fürstabt Plazidus Zurlauben in Auftrag gegeben worden war. Kosten: 1884 Gulden [1]
- 1739 Erhöhung des Schlosses um eine weitere Etage, Kosten: 1892 Gulden
- 1740–1741 Bau eines neuen Bauernhauses sowie eines Holz und Waschhauses, Kosten: 1293 Gulden
- 1741 Dach des Sommerhauses neu geschindelt, Kosten 26 Gulden
- 1743 Bau des Wasserbeckens und des Springbrunnens
- 1760 Tapetenmalerein von Caspar Wolf
- 1762 Umgestaltung des Kapelleninneren im Stile des Rokoko unter Fürstabt Bonaventura Bucher. Es wurde mit Rokoko-Stuckaturen und Tapetenmalereien von Caspar Wolf.
- 1782 Beschaffung eines Glöckleins für 49 Gulden
- 1841 Aufhebung der Klosters Muri, Verstaatlichung der Herrschaft Horben
- 1842 Verkauf der Herrschaft an den Politiker und späteren Regierungsrat Peter Suter aus Sins für CHF 62,306.00 am 14. September
- 1842–1884 Nutzung des Schlosses und des übrigen Klosterbesitzes als Wohnstätte und Landwirtschaftsgut
- 1874 Bewilligung für den Betrieb einer Sommergaststätte im Schloss
- 1885 Erwerb durch Kaspar Weber aus Muri aufgrund einer Versteigerung am 24. Februar
- 1886 Kaspar Weber vermietete das Schloss 1885, ein Jahr, nachdem er den Besitz angetreten hatte, an die Kinder und Grosskinder von König Louis Philippe von Frankreich [2].
- 1905 Innen- und Aussenrenovation der Kapelle
- 1909 Pfarrei Beinwil wird Besitzerin der Kapelle.
- 1913 Versteigerung des Schlosses aus dem Nachlass des Besitzers Kaspar Weber, Muri
- ab 1913 Renovationen im Schloss Seither wird das Schloss als Sommeresidenz der Besitzerfamilie genutzt.
- 1952 Renovation der Kapelle
- 1963 Schloss und Kapelle werden unter Denkmalschutz gestellt [3] [4]
- 1972 Hinschied von Barbara Borsinger (* 1892 in Baden; † 9. August 1972 auf Schloss Horben), Schweizer Krankenschwester und Flüchtlingshelferin in Genf. [5], Urgrossnichte von P. Johannes Evangelist Borsinger, Kloster Muri, Tochter von Joseph Anton Alois Borsinger (* 28. Januar 1855 Baden; † 1926) und Hedwig Maria Beck (* 1862; † 1922) aus Sursee sowie eine Schwester von Hilde Vérène Borsinger (* 30. Mai 1897 in Baden; † 21. Januar 1986 in Luzern) [6], [7], und Paul Borsinger [8], dem ersten Direktor des Schweizerischen Kurzwellendienstes.
- 1979–1980 Gesamtrestauration des Schlosses
- 1995 Renovation der Kapelle
- 2005 Reparatur des Eingangsdaches der Kapelle
Wirtschaftsbeitrag
Der Besitz auf dem Horben diente dem Kloster Muri zur Sömmerung ihrer Viehbestände im Grossraum Muri. Dies kam der Viehzucht und der Fleischproduktion zu Gute. Es wurde Milch, Butter, Ziger und Käse hergestellt.
Das Schloss Horben und die Kapelle dienten dem Eigenverbrauch der Äbte und Konventualen des Klosters.
Lehensmänner
- um 1645 Adam Bucher
- um 1650 Jogeli Bucher
- 1657–1661 Hans und Caspar Kaufmann, Brüder
- 1661– Caspar Bucher
- 1737– ? Vith Weininger
Besitzer
- 12. Jh.–1841 Kloster Muri
- 1841–1842 Kanton Aargau
- 1842–1884 Peter Suter, Sins Nationalrat
- 1884–1885 Erbengemeinschaft Suter
- 1885–1913 Kaspar Weber, Muri, Bezirksamtmann, Grossvater des Murianer National- und Regierungsrates Leo Weber
- 1913– Franz Joseph Borsinger, Hotelier von Baden, seither in der Verenalinie [9] der Familie Borsinger [10]
- ? – ? ? Borsinger, Sohn von Franz Joseph Borsinger
- ? – ? ? Borsinger, Enkel von Franz Joseph Borsinger
- aktuell Nicolas Borsinger, Urenkel von Franz Josef Borsinger
Heutige Nutzung
Das Klostergut wird heute für verschieden Zwecke genutzt. Ein grosser Teil ist noch immer land- und forstwirtschaftlich genutzt. Das Schloss Horben ist Feriendomizil der verschiedenen Zweige der Besitzerfamilie. Es kann nicht besichtigt werden. Die Kapelle St. Wendelin ist aber frei zugänglich und heutzutage auch eine beliebte Hochzeitskirche.
Der Horben selber hat sich zu einem regionalen Ausflugsziel für Sporttreibende und Erholungssuchende entwickelt. Es stehen ein weitläufiges Netz von Wanderwegen und im Winter ein kilometerlange Langlaufloipen zur Verfügung. Auf dem Klosterland steht heute auch ein Gastbetrieb, die Alpwirtschaft Horben. Für den Erhalt dieses Naherholungsgebietes setzt sich der Verein pro Lindenberg ein. Insbesondere will er auf dem gesamten Lindenberg die Errichtung eines Windparkes verhindern.
Bibliographie
- Baldinger, Astrid, Auf der Hochzeitsreise gestand ere ihr seine Schulden. Der Alltag von Badener Hoteliersfrauen im 19. Jahrhundert, in: Badener Neujahrsblätter 76 (2001), 37–50. [11]
- Bauman, Jörg, Auf dem Schloss gibt es keine Cocktailpartys sondern Leseerlebnisse, in: Aargauer Zeitung vom 10. September 2013. [12]
- Borsinger-Müller, Mathilde, Sylvesterbuch. Familienbuch der Borwsinger zur "Blume" in Baden, Basel 1997.
- Borsinger-Rohn, Nanette, Chronik (Verenahof), Historisches Museum Baden.
- Gros, Christophe Gros, Barbara Borsinger, in: Erica Deuber Ziegler (u. a.), Les femmes dans la mémoire de Genève du XVe au XXe siècle. Genf 2005, 219–220.
- Bütler, Placid, Aus der Vergangenheit einer Bauerngemeinde im oberen Freiamt, in: Taschenbücher der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau (1923), 157–179. [13]
- Hägler, Fabian, Gutachten bestätigt: Windturbine verletzt Denkmalschutz von Schloss Horben – Schlossbesitzer erfährt erst aus Newsletter davon, in: Aargauer Zeitung vom 17. Mai 2023. [14]
- Kreyenbühl-Moser, Heinrich, Das Wirken von Klöstern und Orden, in: Beinwil/Freiamt - Zeitbilder einer Landgemeinde, Beinwil 1988, 39-49.
- Kreyenbühl-Moser, Heinrich, Von Grafen, Rittern und Landvogteien, in: Beinwil/Freiamt - Zeitbilder einer Landgemeinde, Beinwil 1988, 22-38.
- Mutter, Christa, Hilde Vérène Borsinger 1897–1986. Verkannte Vorkämpferin der Frauenrechte, in: Schritte ins Offene. Ökumenische Zeitschrift 21 (1991) 4, 34–37.
- Mutter, Christa, Hilde Vérène Borsinger – Mein Land, die Schweiz, hat sich als unfähig errwiesen, eine so große Frau wie Edith Stein zu retten, in: Herbstrith, Waltraud, Edith Steins Unterstützer. Bekannte und unbekannte Helfer während der NS-Diktatur. Berlin 2010, 61–64.
- L., H., † F. X. Borsinger zur "Blume" in Baden, in: Schweizer Hotel-Revue 6 (1897) 34, 1. [15]
- Arnold Nüscheler: Die Argauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bisthums Konstanz. In: Argovia. Band 26, 1895, S. 1–129 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. Mai 2023]).
- Schweizerisches Geschlechterbuch, Band IV, Basel 1913.
Einzelnachweise
- ↑ Arnold Nüscheler: Die Argauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bisthums Konstanz. In: Argovia. Band 26, 1895, S. 103 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. Mai 2023]).