Benedikt Prevost

Aus Muri
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Benedikt Prevost, Abt des Klosters Disentis
P. Benedikt Prevost

Benedikt (Johann Anton) Prevost[1] (* 12. März 1848 von Münster GR; † 13. Juni 1916 in Disentis)

Lebensbeschreibung

P. Benedikt war der leibliche Bruder von P. Karl Prevost. Er besuchte das Gymnasium in Bozen, bestand 1869 die Maturitätsprüfung mit Auszeichnung und trat dann in das Stift Gries ein. Er legte dort am 21. Nov. 1870 die einfachen Ordensgelübde ab, empfing am 6. August 1871 die Priesterweihe und primizierte am 15. August, wobei sein Bruder P. Karl die Primizpredigt hielt.

Danach wirkte er als Katechet in St. Georgen (Gries), war nach vollendetem Studium zugleich Lektor der Philosophie und Theologie. Er bereitete sich zudem auf die Pfarrkonkursprüfung vor und bestand sie in Trient mit Auszeichnung. Im März 1878-1880 bekleidete er das Amt des Novizenmeisters.

Als die Schweizerische Benediktiner Kongregation im Herbst 1879 in Gries tagte, um über die Wiederbelebung des Klosters Disentis zu beraten, wurde von Abt Adalbert der talentierte junge Graubündner Bürger P. Benedikt als Prior für Disentis bestimmt.[2] Er trat im Sommer 1880 seinen neuen Wirkungskreis als Prior in Disentis an.[3] Zu Gehilfen bei der Klosterrestaurierung hatte er aus der Kongregation den P. Johann Baptist Troxler aus Engelberg als Ökonomen, die Patres Othmar Helbling und Martin Gander, für ersteren seit 1882 P. Cölestin Muff aus Einsiedeln als Professoren für das Gymnasium. Im Jahr 1880 wurde gleich das Noviziat eröffnet und P. Benedikt war zugleich Novizenmeister. Der junge Prior hatte keine leichte Aufgabe, er musste die alten Patres von Disentis berücksichtigen, die zwar für den Prior und die Restauration eingenommen waren, aber auch mit den Aushilfspatres aus den zwei fremden Klöstern in möglichst gutem Einvernehmen zu leben trachten. Als Lektor bereitete er die Novizen und Fratres für die Maturität und die theologischen Prüfungen in Chur vor und leitete das ganze Kloster. Die Fratres bestanden gute Prüfungen, die fremden Patres wurden mit der Zeit entbehrlich und so gestaltete sich die Sache immer besser.

Als im Jahr 1888 das Kloster durch neu eingetretene Mitglieder ziemlich erstarkt war, schritt man zur Wahl eines Abtes. Die Wahl fand am 18. April unter dem Vorsitz des Abtes Basilius von Einsiedeln statt, als Abt ging P. Benedikt aus der Wahlurne, der sich schon zuvor vom Abt von Muri die Erlaubnis zur Annahme der Wahl und den zukünftigem Verband mit seinem Mutterkloster Gries erbeten hatte (letzteres war überflüssig, siehe Benedicti XIII. Custodes d. 7. Martii 1725). Am 22. April fand durch den Abt von Einsiedeln im Beisein der Kongregationsäbte die Benediktion des neuen Abtes in Disentis statt. Disentis wurde wieder in die Kongregation aufgenommen und der Abt wurde Sekretär derselben. 1891 sandte die Schweizer Benediktinerkongregation den Abt von Disentis als Vertreter zur Festfeier zu Ehren des hl. Gregor des Großen nach Rom. Ebenso war er 1894 Vertreter der Kongregation bei der benedikt. Versammlung bei Gelegenheit der Grundsteinlegung des Anselmianus in Rom. 1895 hielt er am 24. September als Gesandter der Kongregation in Gries die kanonische Visitation und am 26. Pontifikalamt und Te Deum zur Feier des 50-jährigen Jubiläums.

Wichtigste interessante Daten aus seiner Regierungszeit im Kloster Disentis, dessen geistlicher und materieller Neugründer er war: 1899 Einweihung der von ihm erbauten Marienkirche durch Bischof Battaglia von Chur, 1912 Einweihung und Eröffnung der rhät. Bahn Ilanz – Disentis, 1913 Silbernes Abtjubiläum. Im gleichen Jahre Wahl zum Vizepräses und zweiter Visitator der Schweizerischen Benediktinerkongregation. Mit Schuljahr 1913/14 wurde dem bisherigen Progymnasium die VI. Klasse angegliedert und die Restauration des Chores der Abteikirche samt jener des Hochaltares in Angriff genommen. 1914 fand eine dreitägige glänzende Feier des dreizehnhundertjährigen Jubiläums der Klostergründung statt. Die vielen Sorgen, Arbeiten und Kümmernisse seiner Amtsverwaltung führten ein frühes Altern und einen Kräftezerfall herbei, dem eine unbeachtete Lungenentzündung ein unerwartet schnelles Ende bereitete.

Er starb in der ersten Stunde nach Mitternacht am 13. Juni 1916.[4]

Lebensdaten

P. Benedikt und P. Karl Prevost

Franziskanergymnasium Bozen: 1861–1869

Profess: 21. November 1870

Priesterweihe: 6. August 1871 in Trient

Primiz: 15. August 1871 in der Stiftskirche Gries

Austritt: 18. April 1888 infolge der Wahl zum Abt des Benediktinerklosters Disentis

Ämter

Katechet in St. Georgen, Gries: 1873–1878

Lektor der Moraltheologie in Gries: 1873–1878

Novizenmeister in Gries: 1878–1880

Einsatz im Kloster Disentis: 1880–1888 als Prior und Novizenmeister

Wahl zum 80. Abt von Disentis: 18. April 1888

Abtbenediktion 22. April 1888 durch den Abtpräses Basilius Oberholzer von Einsiedeln unter Assistenz von Abt Augustin Grüniger

Verwandtschaft

Eltern

  • Ulrich Prevost, Lehrer, und Maria Rosa Conrad. (Im HLS ist als Beruf des Vaters als "Bauer" angegeben.)

Geschwister

Onkel

Bibliographie

  • Affentranger, Urban, Die Renovation der Klosterkirche Disentis im 19. und 20. Jahrhundert, in: Bündner Monatsblatt : Zeitschrift für Bündner Geschichte, Landeskunde und Baukultur 1 (2012) 2, 186-209.
  • Affentranger, Urban: Prevost, Benedikt, in: HLS.
  • Bucher, Dominikus, Abt Benedikt Prevost von Disentis, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 6 resp. 37 (1917), 411-412.
  • Bucher, Dominikus, Abtwahl zu Disentis in der Schweiz, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 6 resp. 37 (1917), 419.
  • Fry, C., Die Restauration des Klosters Disentis im 19. Jahrhundert, in: Jahresbericht der Historisch-Antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 79 (1949), 1-88.
  • Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei U. L. F. zu Einsiedeln (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band III). Zug 1933.
  • Rudolf Henggeler: Professbücher der Benediktinerabteien St. Martin in Disentis, St. Vinzenz in Beinwil und U.L. Frau von Mariastein, St. Leodegar und St. Mauritius im Hof zu Luzern, Allerheiligen in Schaffhausen, St. Georg zu Stein am Rhein, Sta. Maria zu Wagenhausen, Hl. Kreuz und St. Johannes Ev. zu Trub, St. Johann im Thurtal (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band IV). Zug 1956.
  • Lang, Odo, Die Säkularisation und die Schweizer Benediktiner, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Band 115, St. Ottilien 2004, 383-341.
  • Müller, Iso, Die Restauration des Klosters Disentis durch die schweizerische Benediktinerkongregation 1880/81, in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 63 (1969), 140-187.
  • P. O., † Abt Benedikt Prevost von Disnetis, in: Neuer Einsiedler Kalender 25 (1917).
  • Ruscsh, J. B., Dr. phil. P. Benedikt Malin OSB. Stiftsdekan zu Disentis, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1952) Nr. 18, 232-233.
  • Schmidlin, Polykarp, Ein seltenes Klosterjubiläum, in: St. Benedikts-Stimmen 38 (1914) 7, 254-264.
  • Schumacher, Adalgott, Album Desertinense oder Verzeichnis der Äbte und Religiosen des Benediktiner-Stiftes Disentis. Eine Festgabe auf die Jubelfeier seines dreizehnhundertjährigen Bestehens 614-1914, Disentis 1914.
  • Ambros Trafojer: Das Kloster Gries (Bozen) – Vom Chorherrenstift in der Au und in der Burg zum Benediktinerkloster Muri-Gries. 2. neu bearbeitete Auflage. Bozen 1982.
  • Dominicus Willi: Album Wettingense – Verzeichnis der Mitglieder des exemten und konsistorialen Cistercienser-Stiftes B. V. M. de Marisstella zu Wettingen-Mehrerau. Zweite verbesserte Auflage. Limburg an der Lahn 1904 (archive.org [abgerufen am 26. April 2021]).
  • ?, Abtwahl in Disentis, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und dem Cistercienser-Orden 9 (1888), 289-291.
  • ?, Abtweihe in Disentis, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1888), Nr. 17, 130-131.
  • Professbuch: Nr. 691.
  • Nachlass P. Benedikt Prevost, StiAMG Gries N.691.

Einzelnachweise

  1. Rudolf Henggeler: Professbücher der Benediktinerabteien St. Martin in Disentis, St. Vinzenz in Beinwil und U.L. Frau von Mariastein, St. Leodegar und St. Mauritius im Hof zu Luzern, Allerheiligen in Schaffhausen, St. Georg zu Stein am Rhein, Sta. Maria zu Wagenhausen, Hl. Kreuz und St. Johannes Ev. zu Trub, St. Johann im Thurtal (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band IV). Zug 1956, S. 51–52.
  2. Ambros Trafojer: Das Kloster Gries (Bozen) – Vom Chorherrenstift in der Au und in der Burg zum Benediktinerkloster Muri-Gries. 2. neu bearbeitete Auflage. Bozen 1982, S. 118–119.
  3. Lang, Odo, Die Säkularisation und die Schweizer Benediktiner, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, Band 115, St. Ottilien 2004, 389.
  4. Unterlagen Professbuch P. Adelhelm Rast und Abt Dominikus Bucher, Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen sowie digitalisierte und erweiterte Ausgabe des Professbuchs von P. Vinzenz Gasser im StiAMG Gries (Transkript P. Plazidus Hungerbühler).
  5. Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei U. L. F. zu Einsiedeln (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band III). Zug 1933, S. 546.