Bonaventura Bucher

Aus Muri
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Abt Bonaventura Bucher (Foto: Hubert Walder)

Bonaventura (Franz Karl Antonin Josef) Bucher (* 10. Januar 1719 von Bremgarten; † 3. Juni 1776 in Muri)

Lebensdaten

Firmung: 22. Juli 1723

Profess: 6. Januar 1739

Weihe zum Subdiakon: 11. Juni 1740 durch den Nuntius in dessen Hauskapelle in Luzern

Weihe zum Diakon: 19. Mai 1742 durch den Nuntius in der Kirche Mariahilf in Luzern

Priesterweihe: 6. Mai 1744 durch den Nuntius in der Klosterkirche Muri

Wahl zum Abt: 5. September 1757

Abtbenediktion: 2. Oktober 1757

Ämter

Lehrer in Muri: 1744–1750

Subprior, Klerikerinstruktor und Novizenmeister[1]: 1750–1754

Archivar: 1754–1756

Kanzleidirektor und Küchenmeister[2]: 1754–1757

Abt: 1757–1776

Visitator der Kongregation[3]: 1757–1776

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Sohn des Johann Franz Bucher (+ 1738), Senator (Schultheiss) und Vogt im Kelleramt, und Maria Elisabeth Honegger.[4]

Geschwister:

  • Ein Bruder war Praetor in Bremgarten[5]
  • Seine Schwester hiess Elisabeth († 2.12.1760 Bremgarten).[6]

Cousine:

Lebensbeschreibung

Seine Studien absolvierte Abt Bonaventura Bucher alle im Kloster Muri, wo er am 6. Januar 1739 Profess ablegte. Höhere Weihen: Subdiakon 11. Juni (4 temp.) 1740, Diakon 19. Mai (4 temp.) 1742, beide durch den Nuntius in Luzern. Priesterweihe am 6. April 1744 (Ostermontag) in der Klosterkirche Muri durch den Nuntius. Die Cura erhielt er am 4. März 1746.

P. Bonaventura wurde in der Schule beschäftigt, zuerst als Lehrer der Rhetorik, dann für Philosophie und Theologie bis 1750. Nach dem Tod von P. Beda Suter übernahm er 1750 bis 1754 das Amt des Subpriors und wurde Klerikerinstruktor und Novizenmeister. Danach war er von 1754 bis 1757 Kanzleidirektor, Archivar und Küchenmeister. Am 5. September 1757 wurde P. Bonaventura unter dem Vorsitz des Nuntius Buffalini und Assistenz der Äbte von St. Gallen und Einsiedeln zum Abt gewählt. Die Benediktion fand am 2. Oktober 1757 (1. Oktobersonntag) statt.[8] Schon am 24. Juni 1758 assistierte er selber bei der Benediktion von Abt Januarius Dangel, einem Neffen von P. [[Josef Dangel] in der Klosterkirche von Rheinau. [9]

Wie Abt Fridolin Kopp, so zahlte auch Abt Bonaventura, um längeren Unannehmlichkeiten zu entgehen, an die Abgeordneten der Regierung schnell die übliche Taxe, die man nun Rekognitionsgeld nannte.

Der junge rüstige Abt machte sich sofort an die Abwicklung der Geschäfte, die während der Krankheit seines Vorgängers unerledigt geblieben waren. Er unternahm vorerst bald nach seiner Wahl eine Reise nach Deutschland zum Besuch der dortigen Muri-Herrschaften, wo er mit Jubel und Begeisterung empfangen wurde und den Huldigungseid entgegennahm. Im Jahr vor seiner Wahl zum Abt war der Krieg zwischen Österreich und Preussen ausgebrochen. Darum wurde auch an das Stift das Verlangen gestellt, die Stifterfamilie durch Geldsendungen zu unterstützen. Der Bischof von Konstanz, Kardinal Rot, sollte für Österreich ein Anleihen von zwei Millionen besorgen. Muri merkte schnell, dass der Kardinal besonders auch diesbezüglich an Muri dachte. Allein er wollte nicht die Stifterfamilie sich verbindlich machen, sondern schickte von sich aus eine zweimalige freiwillige Gabe von je 1000 Louis d'or nach Wien, für die Kaiserin Maria Theresia durch ein Handschreiben dankte. Im folgenden Jahre besuchte der Abt die Herrschaften im Thurgau und empfing auch da die Huldigung der Untertanen. In eine schwierige Lage kamen Abt und Kapitel, wie auch andere Klöster durch das Verlangen der Kurie von Konstanz, für ein zu gründendes Priesterseminar grössere Steuern zu entrichten. Der Bischof hatte bereits einige Klöster, auch Muri, von seinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt und den Gehorsamseid verlangt, den das Kloster Rheinau sofort leistete. Muri und St. Gallen weigerten sich. Der spätere Klosterchronist P. Martin Kiem meinte, die beiden Äbte hätten eher auf den Plan des Bischofs eingehen sollen, es würde vielleicht das Bistum Konstanz heute noch bestehen! Übrigens stand hinter der Weigerung Muris die Regierung von Luzern, die selber ein Priesterseminar gründen wollte, um Priester nach ihrem Sinn erziehen zu lassen und zu diesem Zweck die Klöster und den Klerus besteuern wollte. Indessen blieb Muri von dieser Gefahr befreit. Später wurden von Luzern nochmals Versuche gemacht in genannter Absicht, aber zum Glück wurden die Pläne wieder fallen gelassen. Wie nach aussen hin so verteidigte Abt Bonaventura auch im Inneren des Stifte dessen angestammte Rechte, so gegen Muster und den Landvogt der oberen Freiämter. Besonders heftig wurde der sog. «Erdäpfelstreit» geführt, bei dem es sich um die Frage handelte, ob das Kloster das Recht habe, von den Kartoffelfeldern der urbar gemachten Wälder den Zehnten zu beziehen. Es spukte damals bereits überall ein «neues Wesen»; neue Ideen und Rechtsanschauungen griffen Platz und brachten viele Missverständnisse und Schwierigkeiten. Es war zu befürchten, dass diese neuen Ideen auch ins Kloster sich einschleichen könnten. Daher versuchte der weitblickende Abt rechtzeitig dagegen zu arbeiten. Er betonte mit Nachdruck im Kloster die hl. Regel, die Satzungen der Kongregation und änderte die bisherige Ordnung durch einige strengere Vorschriften. Es konnte nicht ausbleiben, dass im Konvent Unzufriedenheit und Widerspruch entstanden. Aber der Abt blieb fest, er erliess besonders auch für die verschiedenen Verwaltungsämter neue Bestimmungen. Die treue und gewissenhafte Befolgung des Gelübdes der Armut hielt der Abt für das geeignetste Mittel, seine Konventualen vor dem verderblichen Zeitgeiste zu bewahren, darum hob er das bisher noch meistens übliche «Peculium», worüber einer mit Erlaubnis der Oberen frei verfügen konnte, auf. Das Kloster sollte künftig für alle Bedürfnisse sorgen. Dafür wurde der Tisch besser, in die Zellen, die bisher vielfach noch keine Heizung hatten, liess er Öfen setzen, wer Bedürfnis hatte, konnte ein Frühstück haben usw. Der Abt hoffte, so den Konvent besser von der Aussenwelt abzuschliessen. Wie schon bemerkt, entstand über die Neuerung viel Unwille, aber die späteren Ereignisse zeigten, dass der Konvent gerade durch die Neuerungen in die Lage versetzt wurde, entschiedener und fester dem «neuen Wesen» entgegenzutreten. Zur Erhaltung des guten Geistes plante der Abt sogar in den deutschen Herrschaften die Gründung eines Priorates, aber das Kapitel war gegen die Ausführung. Abt Bonaventura war auch «Bauherr» und besass nicht geringe Kenntnisse im Bauwesen, wie das Sommerhaus im Horben und das Pfarrhaus in Wohlen beweisen. Er dachte auch an einen Umbau des Klosters, aber der Plan kam trotz Zustimmung des Kapitels wegen innerer und äusserer Umstände nicht zur Ausführung.

Abt Bonaventura blieb auch dem Wohltätigkeitssinn seiner Vorgänger treu, er unterstützte in weitgehendem Masse die Armen besonders zur Zeit der grossen Teuerung 1770 und 1771. Besonderer Erwähnung würdig ist das Bestreben des Abtes für Errichtung von Dorfschulen, aber gerade in diesen Bestrebungen wurde er von den Behörden nicht unterstützt. So meinte z.B. die Regierung von Luzern, die Bauern könnten die Bildung zur Felonie missbrauchen.

Die letzten Lebensjahre des Abtes waren sehr leidensvoll; er litt schwer an inneren Organen, so dass nach und nach eine Zersetzung eintrat. Die ersehnte Erlösung kam mit dem 3. Juni 1776. Abt Bonaventura war ein Religiose durch und durch, fromm, streng gegen sich, streng, vielleicht da und dort zu streng gegen andere, besonders in der Verteidigung der klösterlichen Recht, aber er strebt in allem nur das Gute und Rechte für sein Kloster an. Aus seiner Grabschrift sei der Satz angeführt: «Quem mors dum demetit praematura, nobis abstulit Bonum praesens, ipsi detulit, quas sola cupiit, Bona Ventura.»[10]

Werke

Bibliographie

  • Helvetia Sacra, III I, S. 943.
  • Martin Kiem: Geschichte der Benedictiner Abtei Muri-Gries. Band 2: Die Geschichte Muris in der Neuzeit. Stans 1891, 200–209.
  • Pascal Pauli: Fürstabt Bonaventura Bucher und die Aufhebung des Luzerner Jesuitenkollegiums. Das Projekt einer benedictino-bernhardinischen Universität – ein «ausgemachtes Luftgebäude»? In: Unsere Heimat. Nr. 78, 2011, S. 101–116.
  • Rast, Adelhelm, Die Äbte des Klosters Muri aus Bremgarten. Abt Johannes Fyrabend - Abt Bonaventura Honegger - Fürstabt Bonaventura Bucher, in: Freiämter-Kalender 46, 1956, 35-44.
  • Troxler, Joseph, Januarius Dangel, Abt von Rheinau (1725-1775), in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 18 (1924), 184-199.
  • Wohler, Anton: Bucher, Bonaventura, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 14.7.2018, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D19498.php.
  • Bonaventura Bucher in Wikipedia.
  • Professbuch: Nr. 532.

Einzelnachweise

  1. Act. Cap. V/44.
  2. StAAG AA/5920.
  3. Staub, De Origine Congregationis, S. 66.
  4. StiAMG Sarnen, 5913 A III J 24.
  5. Diar. v. P. Joh. Ev. Wickart, S. 30.
  6. Diar. v. P. Joh. Ev. Wickart, S. 73.
  7. Rechb. Geroldi II. 1776/77, S. 26.
  8. StiAMG Sarnen, AC V, S. 64.
  9. Troxler, Joseph, Januarius Dangel, Abt von Rheinau (1725-1775), in: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte 18 (1924), 191.
  10. Notizen Professbuch P. Adelhelm Rast und P. Dominikus Bucher sowie Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen.


Vorgänger Amt Nachfolger
Fridolin Kopp Abt
1757–1776
Gerold Meyer
Beda Suter Subprior
1750–1754
Meinrad von Flüe