Ferdinand Vogel

Aus Muri
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P. Ferdinand Vogel

Ferdinand (Hermann) Vogel (* 21. August 1809 von Zürich; † 8. Mai 1873 in Gries)

Lebensdaten

Klosterschule Muri

Profess: 18. Juni 1848 [1]

Priesterweihe: 3. Juli 1836

Ämter

Kooperator in Gries: 1848–1850

Lektor in Gries: 1848–1850

Kurat in Afing: 1850–1854

Lehrer in Sarnen: 1854–1861

Archivar in Gries: 1861–1873?

Subprior in Gries: 1863–1873

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Name der Eltern unbekannt, Vater soll Gastwirt und Metzger gewesen sein.

Lebensbeschreibung

P. Ferdinands Vater war Protestant, seine Mutter inoffiziell Katholikin. Eigentlich hätte er das väterliche Geschäft übernehmen sollen, konnte daran jedoch keinen Gefallen finden. Erst trat er bei einem Küfer in die Lehre, entschloss sich aber schliesslich für ein Studium. In seinen ersten Studienjahren schloss sich P. Ferdinand der katholischen Kirche an. Das Gymnasium besuchte er in Solothurn mit Unterstützung fremder Gönner, da sein Vater ihn nicht unterstützen wollte. Er trug sich mit dem Gedanken, in das Stift Muri einzutreten und wäre aufgenommen worden, wäre da nicht das Novizenverbot gewesen.[2] Er verliess Muri und studierte in Fribourg weiter. Nach seiner Priesterweihe, die er am 3. Juli 1836 vom Bischof von Genf und Lausanne erhielt, war er in der Seelsorge tätig, erst in Jaun, danach in Neuchâtel. Später war er Kaplan in S. Sylvester und dann Pfarrer in Plaffayen. Er soll eines Tages - "von Kränklichkeit und Melancholie gedrückt" - zum Bischof gegangen sein und wollte sein Amt niederlegen. Der Bischof soll darauf sein Pektorale ausgestreckt und gesagt haben: "Bleiben sie hier und machen sie Bischof und ich werde Pfarrer machen." Daraufhin kehrte P. Ferdinand auf seinen Posten zurück. Unterdessen hatten die Mönche von Muri in Gries eine neue Heimat gefunden und P. Ferdinand meldete sich erneut als Kandidat. Abt Adalbert entsprach seiner Bitte und so kam P. Ferdinand, nachdem er die Dimmissorien vom Bischof erhalten hatte, im Sommer 1846 nach Gries. Dort wurde er mit seinem ehemaligen Mitschüler und Mitkandidaten Augustin Grüniger als Novize eingekleidet. Die Profess konnte der unruhigen Zeiten wegen erst am 18. Juni 1848 stattfinden. P. Ferdinand war darauf erst Kooperator in Gries und zugleich Lektor. Am 15. Mai 1850 kam er als erster der Mönche von Muri-Gries nach Afing. 1854 kam er als Lehrer an das Kollegium in Sarnen. Erst war er an der Sekundarschule, dann an der Realschule tätig. Er soll ein "ernster und gefürchteter Lehrer" gewesen sein, der seine Schüler auch "handgreiflich" zur Pflichterfüllung antrieb. 1861 kehrte P. Ferdinand ins Stift zurück und wurde zum Archivar ernannt. In dieser Funktion ordnete er sowohl das Muri-Archiv als auch das des aufgehobenen Augustinerstiftes Gries und legte Regesten an. 1863 übernahm P. Ferdinand die Funktion eines Subpriors und betätigte sich auch als Prediger ausserhalb des Stiftes. In den letzten Jahren machten sich körperliche Gebrechen verschiedener Art bemerkbar. Dazu kam 1873 eine Lungenentzündung, die er - entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten - auch dem Pfleger gegenüber "geduldig und freundlich" ertrug. Er erlag der schweren Krankheit am 8. Mai um abends um sechs Uhr. Er wurde auf dem allgemeinen Friedhof bei der sogenannten oberen Kirche begraben. Im Tiroler Volksblatt (10. Mai 1873) erschien ein Nekrolog von P. Bernhard Lierheimer. P. Ferdinand war ein für seine Zeit körperlich und geistig ungewöhnlich veranlagter Mensch. Er hatte einen ungemein starken, wohlgenährten Körperbau, einen langsamen, teilweise durch Fußleiden beeinflussten Gang, sprach langsam und wohl artikuliert. Schon sein Äußeres war auffallend und trug nicht wenig zur Wirkung seiner Predigten bei, die durch sein Auftreten und den vorzüglichen, langsamen und ernsten Vortrag eine eigene Weihe erhielten. Die Predigten arbeitete er sehr fleißig und ängstlich aus, arbeitete oft einen ganzen Monat an einer Gastpredigt. Nach seinem Ableben kamen die Predigten in die Hände des P. Anselm. Es befanden sich in dieser Sammlung auch französische Predigten, die er als Vicaire de Neuchâtel gehalten hat und die manche to[u]rnures allemandes an sich tragen. P. Ferdinand war weit bekannt als heiterer Gesellschafter und interessanter Erzähler, wenn er bei guter Laune war – auch hin und da wegen des Gegenteils, wenn er schlecht gelaunt war – und als vortrefflicher Prediger.[3]

Werke

  • Anleitung zu Geschäftsaufsätzen und Geschäftsjournal.
  • Predigtsammlung. Manuskripte.

Bibliographie

  • Hungerbühler, Plazidus, Notizen zum soziokulturellen Beitrag des Benediktinerklosters Muri-Gries in Südtirol von 1848 bis 1980, in: Der Schlern 54, 1984, 389.
  • Parteli, Othmar, Die Benediktiner und die tirolische Geisteswissenschaft im 19. Jahrhundert, in: Der Schlern 54 (1980) 8, 363-383.
  • Trafojer, Ambros, Das Kloster Gries, Bozen 1982 (2. Auflage).
  • Professbuch: Nr. 642.
  • Nachlass P. Ferdinand Vogel, StiAMG Gries und Sarnen, N.642.

Einzelnachweise

  1. Trafojer, Ambros, Das Kloster Gries, Bozen 1982 (2. Auflage), 116.
  2. Prof. Joseph Weissenbach von Solothurn empfiehlt ihn am 22. Mai 1830 zur Aufnahme ins Noviziat, A-IV-III-26-19.
  3. Unterlagen Professbuch P. Adelhelm Rast und Abt Dominikus Bucher, Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen sowie digitalisierte und erweiterte Ausgabe des Professbuchs von P. Vinzenz Gasser im StiAMG Gries (Transkript P. Plazidus Hungerbühler).




Vorgänger Amt Nachfolger
Augustin Grüniger Subprior
1863–1873
Alfons Kirchlechner