Gerold Bonderer

Aus Muri
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Gerold (Valentin) Bonderer (* 27. Dezember 1918 von Vättis; † 5. Dezember 1994 Muri), Dr. rer. nat.

Lebensdaten

Matura Kollegium Sarnen: 1941

Profess (in Sarnen): 5. Oktober 1942

Philosophiestudium im Kloster Einsiedeln

Priesterweihe: 15. Juni 1946 durch Bischof Josephus Meile von St. Gallen in der Klosterkirche Einsiedeln

Primiz: 23. Juni 1946 in der alten Kollegikirche Sarnen (Primizprediger: Dr. P. Eugen Pfiffner OSB, Stiftsdekan des Benediktinerklosters Einsiedeln)

Nachprimiz in Vättis: 30. Juni 1946 (Primizprediger: P. Dominikus Löpfe)

Goldene Profess: 6. Oktober 1992 in der Stiftskirche von Gries

Ämter

Fribourg, Universität: Studium der Mathematik 1948–1952, Dr. rer. nat.

Lehrer in Sarnen: 1947–1948, 1952–1985

Subpräfekt im Konvikt in Sarnen: 1952–1957

Präfekt im Konvikt in Sarnen: 1957–1976

Präfekt im Lyzeum in Sarnen: 1962–1964, 1976–1986

Spiritual in Hermetschwil: 1986–1994

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Sohn des Gerold Bonderer und Genoveva Bonderer-Bonderer (+ 1962), Vättis

Geschwister:

  • Gerold Bonderer
  • Peter Bonderer
  • Anna Bonderer

Lebenslauf

In Vättis hat Valentin Bonderer, der spätere Mönch von Muri-Gries, zusammen mit seinem Zwillingsbruder Gerold am 27. Dezember 1918 das Licht der Welt erblickt. Die Namengebung für die beiden Zwillinge zeigt Verbundenheit mit rhätischer Tradition, aus der das Taminatal lebt. Zusammen mit den jüngeren Geschwistern Peter und Anna verlebten die Zwillinge ihre Jugend im Bergdorf. Doch der frühe Unglückstod ihres Vaters Gerold beim Holzen auf dem Berg brachte der Familie viel Leid und materielle Probleme. Doch die Mutter Genoveva hielt die Familie zusammen. Mutter Genoveva war eine starke und tapfere Frau, und Pater Gerold blieb mit seiner Mutter ebenso eng verbunden wie mit seinem Herkunftsort Vättis. In der Primarschule des Bergdorfes wurde die Begabung für ein Studium offenbar, und wohl früh war auch der Wunsch, Priester zu werden, schon wach. Dieser Herzenswunsch hatte aber notwendig die Konsequenz, Abschied zu nehmen. Zuerst kam er an die Realschule in Altstätten. Schon das war für den Taminataler Ausland und Fremde, und seither war das Heimweh sein ständiger Begleiter. Und dann kam Valentin Bonderer 1934 in die zweite Lateinklasse nach Sarnen. Seine Klassenkameraden staunten über das sagenhafte Gedächtnis des Bergbuben. Dieses Gedächtnis war auch später oft Gegenstand der Bewunderung. Seine Schüler verblüffte er damit, dass er die altbekannte Logarithmentafel vollständig auswendig wusste. Die Jahre des Gymnasiums waren belastet durch das sogenannte Kollektieren. Es gab noch keine Stipendien. Arme Gymnasiasten und Theologiestudenten konnten mit einer schriftlichen Empfehlung des Ortspfarrers und mit Vorweisen der Schulzeugnisse ihre Studienkosten durch Sammeln von Haus zu Haus erbitten. Das war ein mühsames und demütigendes Anklopfen und Heischen. Auch Valentin musste das auch durchstehen auf Sammlungen im Unterland. Die letzten zwei Jahre des Gymnasiums waren für lange Etappen unterbrochen durch den Aktivdienst wegen des Zweiten Weltkrieges. 1941 schloss Valentin das Gymnasium mit der Matura ab.

Im Herbst des gleichen Jahres begann er im Kloster Muri-Gries sein Noviziat. Während der Kricgsjahre war das Noviziat für Anwärter aus der Schweiz in Sarnen. Zur ersten Profess am 5. Oktober 1942 erhielt er den Ordensnamen Gerold. Zum weiteren Studium kam der Neuprofesse an die Hausschule nach Einsiedeln. Frater Gerold traf dort einige hochgebildete Lehrer sdowie seinen eigentlichen Mentor, den Dekan P. Eugen Pfiffner, einen Landsmann aus Mels SG. Am 15. August 1946 wurde Pater Gerold in der Klosterkirche Einsiedeln zum Priester geweiht. Es folgte die Primiz in der Gymnasialkirche in Sarnen und die Nachprimiz in Vättis.

Bald nach der Primiz wurde P. Gerold an die Universität Freiburg geschickt, wo er die Fächer Mineralogie, Mathematik, Physik und Geographie belegte. Zuerst logierte er bei den Mitbrüdern von St. Ottilien im Benedictinum auf dem Schönberg. Schon bald nahm er aber das Angebot aus Einsiedeln an, einen Aushilfeposten an der Academie Ste Croix zu übernehmen. Pater Gerold hielt Gottesdienste für die Menzinger Schwestern, die das Mädchengymnasium führten, und er war Religionslehrer für die Schülerinnen. Gegen Ende des Studiums fasste Pater Gerold ein Dissertationsthema beim Mineralogen und Alt-Sarner Professor Leonard Weber. Am 22. Juli 1953 erhielt Pater Gerold die Würde eines Doktors phil. rer. nat. Seine Dissertation trug den Titel «Beiträge zur Morphologie des Calcits». Sie behandelte die Kristallbildung des Feldspats und stellte im beharrenden System eine unübersehbare Vielfalt von Kombinationen fest. Im gleichen Jahr nahm er seine Tätigkeit als Lehrer für Mathematik und Präfekt auf, letzteres zuerst als Subpräfekt und Präfekt in der Handelsabteilung, ab 1962 als Präfekt im Lyzeum. Pater Gerold hat seine ganze 35jährige Lehrtätigkeit auf Präfekturen verbracht. Pater Gerold war auch bei den modernen und aufgeschlossenen Lyzeisten und Maturanden stets sich selbst treu geblieben.

1986, nach dem Tode von P. Raphael Fäh, wechselte Pater Gerold als Spiritual ins Benediktinerinnenkloster Hermetschwil. Der dortige Konvent erfreut sich, seit 1985 von der Äbtissin Maria Angelika Streule geleitet, einer erfreulichen Prosperität. Seit P. Gerold pensioniert war, spielte er oft mit dem Gedanken, als Resignat nach Vättis zu übersiedeln; denn Vättis war eine priesterlose, von Pfäfers aus betreute Pfarrei geworden. Als Spiritual in Hermetschwil konnte er es aber ganz gut richten, öfters als früher nach Vättis zu reisen und seinen Landsleuten am Sonntagabend Gottesdienst zu halten. Von einem Hirnschlag getroffen, hat ihn am 3. Dezember 1996 eine Schwester im Kloster Hermetschwil gefunden. Zwei Tage darauf ist das Leben im Kreisspital Muri sanft erloschen. Unter grosser Anteilnahme wurde P. Gerold auf dem Klosterfriedhof in Sarnen beigesetzt.

(gekürzt nach P. Leo Ettlin)

Werke

  • Alois Leu, stud. ETH, Günikon, Hohenrain, in: Sarner Kollegi Chronik 31 (1969) 4, 87-89.
  • Beiträge zur Morphologie des Calcits, Dissertation, Beilage zum Jahresbericht 1953/1954, Sarnen 1954. (Zuerst gedruckt im Bulletin de la Société Fribourgeoise des Sciences naturelles Vol. 43, 1953.
  • Gottfried Hoby-Hardegger, alt Bezirksammann, Flums 9. Mai 1881 bis 26. Juli 1957, in: Sarner Kollegi Chronik 19 (1957) 4, 108-110.
  • H. H. Johannes Dossenbach, Kantonsschulprofessor, Zug, in: Sarner Kollegi Chronik 18 (1956) 3, 77.
  • H. H. Josef Trüb, Pfarrer, Tobel, 28. Oktober 1884 bis 18. April 1956, in: Sarner Kollegi Chronik 18 (1956) 3, 76-77.
  • Hans-Peter Kalbermatten, Blatten (Lötschen) VS (1959-1989), in: Sarner Kollegi Chronik 52 (1990) 1, 19-20.
  • Lebensfremde oder lebensnahe Mathematik?, in: Sarner Kollegi Chronik 22 (1960) 3, 65-69.

Rezensionen

1949

  • Grote, Gerrit, Die Nachfolge Christi oder das Buch vom innern Trost, Olten 1947, in: Sarner Kollegi Chronik 11 (1949) 1, 20-21.
  • Zundel, Maurice, Das Hohelied der heiligen Messe, in: Sarner Kollegi Chronik 11 (1949) 2, 60.

1956

  • Schubiger, Erika G, Was Eva wünscht. Ein Buch für den jungen Adam heute, Luzern 1953, in: Sarner Kollegi Chronik 18 (1956) 1, 28.

1959

  • Kortooms, Toon, Pfarrei im Moor, Luzern 1958, in: Sarner Kollegi Chronik 21 (1959) 2, 54.
  • Sheen, Fulton J., Es lohnt sich, zu leben. Der Christ und die Probleme der heutigen Welt, übersetzt von Dr. P. Hildebrand Pfiffner OSB, Luzern - München, in: Sarner Kollegi Chronik 21 (1959) 4, 116-177.

1960

  • de Bourbon-Busset, Jacques, Andreas und Franziska, Bekenntnisse zweier Liebender, Luzern 1959, in: Sarner Kollegi Chronik 22 (1960) 1, 27.
  • Sheen, Fulton J., Gott unter den Menschen - Was bedeutet Christus uns heute?, übersetzt von Dr. P. Hildebrand Pfiffner OSB, Luzern - München, in: Sarner Kollegi Chronik 22 (1960) 4, 116.

1961

  • Tramèr, Odilo, Vom Kristall zum Menschen - die Entwicklung des Lebens, Olten, in: Sarner Kollegi Chronik 23 (1961) 4, 116-117.

1962

  • Suhard, Kardinal, Der Priester in der Welt des Menschen, Luzern - München 1961, in: Sarner Kollegi Chronik 24 (1962) 4, 93-94.

1964

  • Boillat, Fernand, Bienheureuses difficultés. L'évangélisation, Lausanne 1961, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ 17/1964, 246.
  • Bommer / Hophan / Tanner, Worte auf den Weg, Luzern - München 1964, in: Sarner Kollegi Chronik 26 (1964) 4, 128-129.

Bibliographie