Gerold Meyer

Aus Muri
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Abt Gerold Meyer (Foto: Hubert Walder)

Gerold (Franz Anton Christoph) Meyer von Schauensee (* 13. Mai 1729 von Luzern; † 14. Februar 1810 in Muri[1])

Lebensdaten

Profess: 12. Oktober 1746

Weihe zum Subdiakon: 24. Mai 1750 in Luzern

Weihe zum Diakon: 16. Mai 1751 in der Klosterkirche Muri

Priesterweihe: 28. Mai 1752 in Luzern

Wahl zum Abt: 17. Juni 1776

Abtbenediktion: 4. August 1776

Ämter

Professor am Gymnasium: 1752–1754

Archivar, Bibliothekar und Unterpfarrer in Muri: 1756–1757

Klerikerinstruktor und Novizenmeister: 1757–1761

Ökonom in Dettingen und Diessen: 1761–1776

Abt: 1776–1810


Lebensbeschreibung

Abt Gerold Meyer war fünfter und letzter Fürstabt von Muri. Er stammte aus Luzern. Seine Studien begann Franz in Luzern und vollendete sie in Muri, wo er 1745 ins Noviziat eintrat und 1746 am 12. Oktober die hl. Gelübde ablegte. Höhere Weihen: Subdiakon 24. Mai 1750 in Luzern, Diakon 16. Mai 1751 in Muri, Priester 28. Mai 1752 in Luzern.

P. Gerold war 1752 bis 1754 Lehrer am Gymnasium; 1756 bis 1761 war er Archivar, Bibliothekar und Unterpfarrer in Muri, von 1757 an zugleich Klerikerinstruktor und Novizenmeister; 1761 bis 1776 war er Ökonom in Dettingen und Diessen. 1776 wurde er Abt. Die Wahl fand statt am 19. Juni unter dem Vorsitz des Nuntius Caprara unter Assistenz der Äbte von Einsiedeln und Engelberg. Schon nach dem ersten Wahlgang ging P. Gerold als gewählter Abt aus der Urne hervor. Die Benediktion fand am 4. August 1776 (1. Augustsonntag) statt.

Anlässlich der Wahl von P. Januarius Dangel, einem Neffen von P. Josef Dangel, am 20. Juni 1758 zum neuen Abt von Rheinau wirkte P. Gerold Meyer von Scheuensee als Notar. Bei dessen Benediktion am 24. Juni 1758 assistierte Fürstabt Bonaventura Bucher. [2] Am 14. Oktober 1759 hielt er seinem Bruder, P. Bernhard (später Abt) von Rheinau die Primizpredigt (Nikolaus Canon. fungierte als geistl. Vater). P. Bernhard war auch bei der Benediktion von Abt Gerold dabei.

Die Regierung von Luzern liess in einem Gratulationsschreiben ihre Freude über die Wahl melden und hob besonders die friedliebende Gesinnung des neuen Abtes hervor. Ebenso versicherten die regierenden Stände den neuen Abt ihres Schutzes und empfingen die zur Übung gewordene Taxe.

Wie Abt Bonaventura so schenkte auch Abt Gerold in erster Linie seine Aufmerksamkeit dem Innern des Klosters und betonte den religiösen Geist und die Treue in allen Ordens- und Kongregationssatzungen. Darum war auch er bestrebt, seine Untergebenen möglichst fern zu halten von der Welt und ihren falschen Grundsätzen. Dagegen empfahl er eifriges Studium und stramme Erfüllung der Pflichten. [535]

Die ehemalige Liebe zur Bibliothek erwachte in Abt Gerold bald wieder. Er trat wieder in Verbindung mit vielen Gelehrten und bereicherte die Bibliothek mit vielen neuen Büchern, so dass er dem Kapitel den Vorschlag für Erweiterung des Bibliotheksaales machte. Aber das Kapitel war eher für eine Erweiterung des Klosters und der Schulgebäude, womit für die Bibliothek ohne weiteres auch gesorgt wäre.

Dieser letztere Plan kam denn auch schliesslich zur Ausführung, jedoch erst nach Jahren, da man sich über die Verbindung der drei Zwecke lange nicht einigen konnte. Es ging bis zum 30. August 1788, wo das Kapitel den Beschluss fasste: «Man berufe einen tauglichen und kundigen Architekten, der nicht bloss einen Plan für das Kloster, sondern auch für ein ansehnliches Schulgebäude zur Aufnahme einer grösseren Schülerzahl und für andere Räumlichkeiten entwerfe und zeichne.» [536] Die Wahl fiel auf Valentin Lehmann von Donaueschingen, der im Dienste des Fürsten von Fürstenberg stand. Zu Beginn des Jahres 1789 lag der Plan vor, der freilich zuerst im Kapitel grosse und erste Bedenken hervorrief. Es vergingen drei Monate, bis man die Zustimmung gab. Die Baukosten waren veranschlagt auf 300'000 Gulden, eine Summe, die, wie es bei Bauten gewöhnlich geht, weit überschritten wurde. Der Plan liess die Kirche und bisherigen Klosterbauten unberührt; die ganze Front des Neubaues (Kloster) war gegen Osten gerichtet (Länge 218 Meter), in der Mitte die Abtei. Den Abschluss auf beiden Seiten bilden zwei vorstehende Flügel (je 33 Meter lang und 15 Meter breit) für die Bibliothek gegen Süden, für den sogenannten grossen Saal nach Norden. An die Bibliothek schloss sich im rechten Winkel, gegen Westen, das Schulgebäude an (Länge 80 Meter). Ohne Parterre hatte der Neubau drei Stockwerke. Nach Annahme des Planes wurde sofort mit den Bauarbeiten begonnen. Es war für den Kanzleidirektor P. Adalbert Renner und für den Küchenmeister, P. Otmar Bossart, nicht leicht, regelmässig die Zahlungen zu leisten. [537] Mit dem Neubau bezweckte man auch die Erweiterung des Gymnasiums und die Gründung eines Priesterseminars. [538]

Abt Gerold tat aber auch viel für Hebung der Bildung unter dem Volk, besonders in den deutschen Herrschaften. In der Heimat wurde er in Schulsachen viel zu Rate gezogen. Nicht geringe Auslagen machte Abt Gerold für Ankauf von Münzen und erwiderte auf Vorwürfe wegen solcher Auslagen: «Religiosen sollen Lust und Liebe zum Arbeiten bekommen, und das Geld, welches deren Wissen und Tätigkeit mehrt, ist kein totes Kapital» [539] Ganz besondere Aufmerksamkeit schenkte der Abt einer gut geführten Seelsorge, und nur die tüchtigsten und eifrigsten Konventualen wurden auf Seelsorgeposten gesetzt.

Wenn einer sich nicht bewährte, wurde er entfernt. Was Bünzen betrifft, so wurde diese Pfarrei bis 1788 excurrendo vom Kloster aus besorgt, von diesem Jahre an musste der Pfarrer im Pfarrhaus Boswil wohnen, das übrigens an der Grenze beider Pfarreien lag. [540] Unter Abt Gerold II. kam Muri in ein besonders inniges Verhältnis zu Rheinau, wo von 1789 bis 1805 der leibliche Bruder von ihm als Abt regierte. [541] Was die verschiedenen Klosterrechte betrifft, war Gerold ein eifriger Verteidiger derselben, übte aber gegen Untertanen bei Unglücksfällen grosse Nachsicht und eine grossartige Wohltätigkeit, die auch allgemein anerkannt wurde. [542] Er war aber auch in der Lage, denn die Ökonomie blühte unter diesem Abt, der in der Auswahl für Verwaltungsposten unter seinen Konventualen auch ein besonderes Geschick hatte. Er liess auch sehr vorteilhafte Gütervermessungen vornehmen. Stift Muri stand unter Gerold II. wegen seines Wohnstandes in Ansehen, wurde aber auch sehr viel in Anspruch genommen. Von allen Seiten kamen dringende Bitten um Anleihen, nicht zuletzt von deutschen Adeligen, aber auch von Klöstern, die in Geldnöten waren.[543] «Als Zug zufolge der Mobilisation seiner Truppen 1798 in finanzielle Schwierigkeiten kam, half ihm das Kloster Muri mit 12'000 Gulden aus» [Quellenangabe bei P. Adelhelm in Kurzschrift] Auch in dieser Periode war das Verhältnis Muris zur Stifterfamilie ein inniges, das sich wiederholt auch in Geldunterstützungen zeigt, sowie in der Anteilnahme an freudigen und traurigen Ereignissen. [544] Nicht unerwähnt sei die beispiellose Mildtätigkeit des Abtes gegen die Armen und besonders auch gegen ungezählte Emigraten in den Kriegsjahren 1790 bis 1798. In letzterem Jahre mussten solche Flüchtlinge auf Befehl des französischen Direktoriums die Schweiz verlassen. [545]

Es ging nicht lange und Abt Gerold sah sich selbst veranlasst, das Kloster und die Heimat zu verlassen auf unbestimmte Zeit. Der Abt hatte schon seit 1798 immer eine Invasion der Franzosen gefürchtet, im Jahre 1798 sollte die Befürchtung Wahrheit werden. In der Überzeugung, die Ehre des Stiftes verlange es, dass er sich den Franzosen nicht ausliefere, schied Gerold II. am 4. März 1798 in Begleitung (zweier?) Konventualen aus dem Frieden des Klosters hinaus ins Exil, in eine ungewissen Zukunft.

Die ersten Tage auf der Flucht waren dem Abt überaus bitter und schwer; ihn quälte der Gedanke, nun fern von seinem Stifte zu sein, für das er ja mit Grund fürchten musste, und dazu kam der Zweifel, wohin er sich wenden sollte. Zuerst ging die Reise in die deutschen Herrschaften mit seinem Bruder, dem Abt von Rheinau, der sich auch auf der Flucht befand. Bald ging es weiter nach Ofteringen, einer Statthalterei von Rheinau. Von dort, nur von P. Johannes Evangelist Borsinger begleitet, nach Kloster Petershausen, um näher beim Nuntius Gravina zu sein, der sich in Hegne aufhielt. Ende Juni zurück nach Glatt. Aber nicht lange und Frankreich erklärte Österreich den Krieg. Beim Einrücken der Franzosen in Deutschland, mussten die Flüchtlinge wieder zum Wanderstab greifen. Vorerst kam der Abt in das Stift Wielingen[3], um aber bald wieder nach Glatt zurückzukehren. In der Schweiz waren unterdessen alle Verhältnisse anders; an der Spitze der Eidgenossenschaft war nun ein sog. «Helvetisches Direktorium», das im Sinne der Revolution die äusseren Angelegenheiten ordnete. Das Kloster Muri hatte in dieser Zeit viel zu leiden durch Einquartierungen, Kontributionen usw. Im Jahre 1799 wurden dazu noch sechs Kapitularen über die Grenze ins Exil geschickt, die alle nach Glatt kamen, wo nun im dortigen Schloss Platzmangel entstand. Darum zog Abt Gerold mit seinem Begleiter P. Johannes Evangelist Borsinger seinem Kutscher und einem Diener weiter. Sie kamen zuerst in die Schweiz nach Klingenberg, um aber bald nochmals in Glatt Zuflucht zu suchen. Aber es dauerte nicht lange, da drangen die Franzosen direkt in das deutsche Gebiet ein. Abt Gerold musste fliehen und konnte kaum mit seinem Bruder über Hechingen, Zwiefalten und Wiblingen nach Augsburg entkommen, wo aber bereits viele Flüchtlinge waren, so dass die zwei Äbte, denen sich nun auch der Abt von St. Blasien beigesellte, in zwei vierspännigen Kutschen nach Freising weiter reisten. Sie wurden alle vom dortigen Fürstbischof freundlich aufgenommen; indessen bat unser Abt im benachbarten Stifte Weihenstefan um Gastfreundschaft, die ihm auch in hochherziger Weise gewährt wurde. Da die Gefahr auch in Freising immer grösser wurde, reisten die beiden Äbte Gerold und sein Bruder nach Berchtesgaden, wohin der Fürstbischof von Freising sich zurückzog und wohin er die beiden Äbte einlud. Auf dem Wege dorthin berührten sie Landshut, Kloster St. Veit und Salzburg, an welch letzterem Orte sie in St. Peter drei Mitbürger von Einsiedeln trafen. In Berchtesgaden wurden sie vom Fürstbischof wieder wie schon in Freising überaus liebevoll aufgenommen. Am 30. Juni 1800 kam wie ein Blitz die Hiobspost von der Einnahme Münchens durch die Franzosen. Doch wurde für 14 Tage die Gefahr behoben durch einen Waffenstillstand, der aber nicht zum Frieden führte, so dass Abt Gerold am 9. September das liebgewordene Berchtesgaden verliess und vorläufig in Lambach Unterkunft suchte, wo er einen Mitbruder von Einsiedeln, P. Karl Müller, später Stiftsdekan, traf. Am 11. September ging die Reise weiter nach Kremsmünster, wo sie bis zum 17. Dezember blieben. Am 20. Dezember erreichten sie Stift Melk und am 21. Stift Göttweig. Hier trafen sie wieder mit den Äbten von Rheinau und St. Blasien zusammen. Weil die Donaubrücke bei Gottweig abgebrochen werden sollte, reisten die Äbte am 26. Dezember weiter bis sie am äussersten Punkte ihrer Reise anlangten, im Mährischen Znaim. Unterdessen war auch noch der Prälat von St. Merken zu ihnen gestossen. Nach einigen Schwierigkeiten kam die ganze Reisegesellschaft im dortigen Dominikanerkloster unter. Am 7. Januar 1801 verliessen Abt Gerold und sein Bruder Znaim, da nun Waffenstillstand war und man den Frieden erhoffte, um wieder nach Göttweig zurückzukehren. Unsere Muri-Flüchtlinge blieben in Göttweig bis zum 23. Mai, wo sie mit innigstem Danke für die überaus brüderliche Gastfreundschaft weiterreisten, über Melk und Kremsmünster, St. Florian, Berchtesgaden, Weihenstephan, Augsburg bis Wiblingen. Von hier schickte Abt Gerold Boten nach Glatt, die sich erkundigen sollten, ob seiner Reise dorthin nichts im Wege stehe. Der Bericht war günstig und so kam der Abt über Zwiefalten, wo bereits die Patres Basil und Leodegar ihn erwarteten, über Hechingen und Haigerloch am 19. Juni in Glatt an, wo er im Triumph empfangen wurde. Hier musste nun unterdessen der Abt seinen Aufenthalt nehmen, da in der Schweiz die Lage noch sehr ungewiss und gefährlich war.

Der Konvent in Muri hatte während der Abwesenheit seines Hauptes grosse Leiden und Kämpfe durchzumachen. Zuerst waren die Ideen der französischen Revolution im Freiamt noch weniger verbreitet, immerhin sah sich das Kapitel gezwungen, den Untertanen verschiedene Freiheiten zu gewähren. [546] Mit dem Einrücken der Franzosen in die Eidgenossenschaft verschlimmerte sich die Lage sehr, besonders nach dem Fall Berns. Die Schweiz musste eine neue Verfassung annehmen, die sog. Konstitution. Die Widerstände gegen dieselbe wurden mit Gewalt unterdrückt. Das Kloster erbat und erhielt von den Franzosen eine Schutzwache und musste natürlich für Pflege und Unterhalt der Truppen vielfach aufkommen. Die neue Regierung benötigte Geld und richtete ihre Blicke auf die Kirchengüter, nicht zuletzt auf Muri. Im Mai 1798 folgten schnell nacheinander diesbezügliche Gesetze, durch welche das Vermögen der Stifte und Klöster mit Sequester belegt und die nicht absolut notwendigen Kostbarkeiten beschlagnahmt wurden. So kam das gesamte Vermögen der Klöster unter staatliche Verwaltung, es wurde als Nationaleigentum erklärt. Wohin alles zielte zeigte das unmittelbar folgende Verbot der Novizenaufnahme. Die Inventarisierung begann in Muri schon am 16. Mai 1798 und wurde von Statthalter Weber mit aller Strenge durchgeführt. Das Stift verlor sofort die Selbstverwaltung. Dazu kamen Abgaben und Kontributionen eine nach der anderen. [547] Vor allem hatte das Stift durch den vom Direktorium aufgestellten «Kommissär» zur Beschlagnahme der Klostergüter zu leiden. Man vermutete, der Abt habe bei seiner Flucht grosse Schätze mitgenommen; darum stellte die Regierung an den «Bürgerabt Meyer» die Aufforderung, unter Zusagen sicheren Geleites, innerhalb 14 Tagen sich in Muri zu stellen, um seine Rechnungen zu berichtigten. [548] Selbstverständlich erschien der Abt nicht. Am 21. Juli 1798 erschien Hartmann in Muri und stellte die Forderung: 1. Angabe des aktiven und passiven Vermögens; 2. Angabe aller lebenden Konventualen. Der Zweck der ganzen Aktion zeigte sich deutlicher in den folgenden Fragen: 1. Ob die lebenden Konventualen geneigt seien, mit Vorbehalt einer Pension das Kloster zu verlassen, oder ob sie ferner noch beieinander zu bleiben wünschen; 2. Ob sie sich dem Willen der Regierung unterziehen, ruhig zu bleiben und das von ihnen entfernte Klostereigentum wieder heimbringen wollen. Die erste Frage war bald beantwortet, alle wollten auch künftig beisammen im Kloster bleiben. Die zweite Frage blieb unbeantwortet. Aber später gab das Kapitel eine schriftliche Erklärung ab, dass es ohne Abt und alle übrigen Kapitularen nicht verfügen könne. Sofort wurden nun die sechs Konventualen, welche die Schrift überreicht hatten, in Arrest gesetzt. Allein auch die übrigen Konventualen konnten nichts tun, da sie überhaupt nichts wussten. Die Arretierten wurden am folgenden Tage wieder vorgeladen, gaben aber die gleiche Antwort. Jene Konventualen, die um den Verbleib der geflüchteten oder verborgenen Güter wussten, bezeugten, dass sie sicher verwahrt seien. Das Kloster wurde militärisch besetzt, aller Verkehr nach aussen unterbunden. Wieder kamen Verhören, man verlangte Anzeige der verborgenen Schätze. Auf eine Erklärung des bischöflichen Kommissärs Crauer in Luzern, gaben die Wissenden endlich die lange ersehnte Aufklärung. Natürlich kamen nun viele Freunde des Stiftes in grosse Verlegenheit. Regierungskommissär Hartmann liess alle Konventualen, die die Anzeige gemacht, gefangen nehmen. Es waren, der Herr Dekan und Subprior, der Statthalter und der Sekretär. Sie wurden am gleichen Abend noch nach Aarau befördert. Unterdessen wurden die Wertsachen und Wertschriften alle nach Aarau geschickt, die Zimmer der Offizialen zudem vollständig ausgeraubt. Hartmann, der beladen mit Klostergut von Muri schied, wurde dann freilich seines Amtes entsetzt, aber für das Stift eben viel zu spät. Unterdessen wurden die vier Gefangenen in Aarau wieder freigelassen. Eine neue Untersuchung kam wegen einer Sendung nach St. Blasien, enthaltend Archivschriften, Reliquien und etwas Silberzeug. Man sprach von Millionen, die entwendet worden seien. Natürlich stellte sich der Schwindel bald heraus, an dem Hartmann selber auch beteiligt war. Letzterer wurde nun verhaftet und bestraft.

Im August 1803 kehrte Abt Gerold Meyer nach Muri zurück. Er starb 1810 und wurde in der Benediktskapelle des Klosterkirche Muri beigesetzt. Mit dem Untergang des Heiligen Römischen Reichs und dem Reichdeputationshauptschluss ging Muri der Deutschen Herrschaften verlustig. Dies bedeutete gleichzeitig auch eine Aufgabe des Fürstentitels.[4]

Wappen

Wappen von Gerold Meyer
Blasonierung: „Ein rotes Herzschild, worin eine dreizinnige, schwarzgefugte, silberne Mauer. Der Hauptschild geviert. 1: In Gold ein linksgewendeter, schreitender, roter Löwe. 2: In Gold auf grünem Dreiberg ein brauner Ast mit fünf (1:2:2) grünen Lindenblättern. 3: In Rot ein silberner Balken. 4: In Blau eine aufgerichtete, gekrönte, goldene Schlange. Über dem Schild in der Mitte auf einem Spangenhelm mit goldener Helmdecke ein grünes, golden bequastetes Helmkissen und darauf eine blaue Mitra mit roter Fütterung und rechts auf einem Spangenhelm mit golden-roter Helmdecke und Helmkrone ein nach links gewendeter, wachsender, roter Löwe, das Reichsbanner (eine an einer goldenen Lanze befestigte goldene Fahne mit schwarzem Doppeladler und zwei Lätzen) in den Pranken haltend und links auf einem Spangenhelm mit grün-goldener Helmdecke und Helmkrone ein blauer Halbflug. Hinter dem Schild zwischen dem ersten und zweiten Helm ein goldener Krummstab und zwischen dem ersten und dritten Helm ein silbernes Schwert mit goldenem Griff.“[5]

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Die Familie Meyer war in direkter Linie mit dem heiligen Bruder Klaus von Flüe verwandt. Eine Enkelin von Bruder Klaus, Barbara Scheuber, entsprang der Ehe von dessen Tochter Dorothea von Flüe mit Johannes Scheuber. Ihr Bruder war der Landammann, Richter und Eremit Konrad Scheuber [1]. Sie ehelichte Jakobus Andreas Meyer, um 1522 Mitglied des Grossen Rates in Luzern. Mit der Generation von Fürstabt Gerold Meyer starb dieser Zweig der Familie männerlicherseits aus, da alle Söhne in den geistlichen Stand traten oder sonst ohne männliche Nachkommen verschieden.

Eltern

Joseph Leodegar Valentin Meyer († 1765 in Bischofszell), Kleinrats, und Barbara Benigna Keller. (Die Eltern verbrachten ihren Lebensabend bei ihrem Sohn Nikolaus Meyer in Bischofszell.)

Grosseltern

Geschwister[6]

  • Kaspar Karl Meyer (1720-1794), Chorherr im Stift St. Michael in Beromünster, früher Hauptmann in königlich sardinischen Diensten
  • Franz Josef Mauriz Meyer (* 17.1.1723), starb bereits als Kind.
  • Joseph Rudolf Valentin Meyer (1725-1808), ab 1742 in königlich sardinischen Diensten, 1748 Hauptmann, ab 1750 Stadtrichter in Luzern, 1759 Vogtschreiber,[7] 1763 Kleinrat, Salzdirektor, 15 Jahre verbannt[8], 1780-1798 wieder im Rat, Mitglied und Präsident der frühen Helvetischen Gesellschaft[2].
  • Franz Josef Leodegar Meyer (1727-1748), wurde in königlich sardinischen Diensten ermordet
  • Nikolaus Meyer (1733-1775), Chorherr im Stift St. Pelagius in Bischofszell, rector scolarum und secretarius capituli[9], Mitglied der frühen Helvetischen Gesellschaft[3]
  • P. Bernhard Meyer [4] (1735-1805), OSB, Konventuale und Abt (1789–1805) im Benediktinerkloster Rheinau[10] Fürstabt Gerold Meyer wohnte der Wahl seines Bruders, P. Bernhard, zum Abt von Rheinau als Stimmenzähler bei (2. Juli 1789) und assistierte bei der Benediktion (erteilt von Weihbischof Wilhelm von Konstanz).
  • Maria Catharina Meyer, verheiratet mit Aloisius Franciscus Fleckenstein
  • Name unbekannt, verehelicht mit Dr. Bernhard Corraggioni
  • Dritte Schwester unbekannt

Grossonkel

  • P. Anton Maria Keller, OCap, (1673-1752), Guardian in den Klöstern Schüpfheim, Stans, Luzern, Solothurn und Sursee, Definitor der Schweizer Kapuziner, Provinzialminister

Onkel

  • Nikolaus Rudolf Meyer (1702-1756), Chorherr im Stift St. Michael in Beromünster
  • P. Benignus Keller OCist., Konventuale im Zisterzienserkloster St. Urban
  • Jakob Leopold Keller († 1754), Chorherr im Stift St. Michael in Beromünster
  • Josef Anton Leodegar Keller (1697-1782), Grossrat in Luzern, Landschreiber in Locarno, Stadtschreiber und Kleinrat in Luzern, Schultheiss von Luzern [11], verheiratet in erster Ehe 1721 Anna Maria Cäcilia Meyer und in zweiter 1760 Maria Elisabeth Pfyffer von Heidegg,
  • Johann Martin Franz Anton Keller (1703-1766), Grossrat in Luzern, Ratsschreiber, Stadtschreiber, Brigadier in Savoyen bzw. Sardinien, Ritter des Mauritius- und Lazarusordens, verheiratet in erster Ehe mit Anna Maria Theresia Schwytzer von Buonas und in zweiter Ehe mit Maria Elisabeth Dürler,

Sonstige Verwandte

  • P. Heinrich (Josef Maria Benignus Xavereius) Müller von Friedberg (1758–1843), OSB, Konventuale im Benediktinerkloster St. Gallen[12], nach Klosterauflösung Pfarrer in Gossau, Dompropst und geistlicher Rat. Er befürwortete schon 1803 die Umwandlung der Abtei in ein Bistum.
  • Nikolaus Balthasar, Propst im Stift St. Leodegar in Luzern
  • Johann Thüring Göldlin von Tiefenau (1688-1762), Grossrat und Kleinrat in Luzern, Vogt zu Ruswil, Schultheiss, Salzdirektor, verheiratet in erster Ehe mit Anna Maria Barbara Meyer von Schauensee und in zweiter Ehe mit Maria Barbara Clara Hartmann
  • Sr. Maria Placida Göldlin von Tiefenau, OSU, (1711-1783), Professschwester im Ursulinenkloster Maria Hilf in Luzern[13]
  • Sr. Maria Aloisia Göldlin von Tiefenau, OSU, (1726-1794), Professschwester im Ursulinenkloster Maria Hilf in Luzern[14]
  • Bernard Ludwig Göldlin von Tiefenau (1723-1785), Dr. theol., Pfarrer von Inwil
  • Franz Bernard Göldlin von Tiefenau (1762-1819), Propst im Stift St. Michael in Beromünster und apostolischer Generalvikar. Dieser widmete seinen beiden Onkels Prost Nikolaus Balthasar und Abt Gerold Meyer sein Büchlein "Der Geist des sel. Bruder Klaus zur Förderung eines guten Sinnes und Lebens", Luzern 1808. (2. Auflage Luzern 1810).[15]
  • Sr. Maria Placida Göldlin von Tiefenau, OSU, (1764-1840), Professschwester im Ursulinenkloster Maria Hilf in Luzern[16], Schwester von Propst Franz Bernard Göldlin von Tiefenau.

Freunde

Werke

Bibliographie

  • Hermann Albisser: Die Ursulinen zu Luzern. Geschichte, Leben und Werk 1659-1847. Stans 1938.
  • Verena Baumer-Müller: Der Bischofszeller Chorherr Nikolaus Meyer aus Luzern (1733-1775). ein unbekanntes Mitglied der frühen Helvetischen Gesellschaft. In: Thurgauer Beiträge zur Geschichte. Band 127, 1990, S. 153–176 (e-periodica.ch [abgerufen am 7. April 2021]).
  • Verena Baumer-Müller: Die Gebrüder Abt Gerold II. Meyer von Muri, Abt Bernhard III. Meyer von Rheinau und Ratsherr J.R. Valentin Meyer. Ein Beitrag zur Situation von Benediktinerklöstern in der Schweiz des ausgehenden 18. Jahrhunderts. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Band 117, 2006, S. 345–381.
  • Verena Baumer-Müller: Die Gebrüder Meyer von Luzern im Dienste von Kirche und Staat. In: Unsere Heimat. Band 76, 2009, S. 17–32.
  • Fritz Glauser: Die Schreiber der Luzerner Kanzlei vor 1798. In: Der Geschichtsfreund. Stans 1961, S. 86–111 (e-periodica.ch [abgerufen am 7. April 2021]).
  • Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band I). Zug 1929.
  • Rudolf Henggeler: Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band II). Zug 1931.
  • Gall Heer: Aus der Vergangenheit von Kloster und Tal Engelberg 1120-1970. Engelberg 1975.
  • HS III I, 943 f.
  • Martin Kiem: Geschichte der Benedictiner Abtei Muri-Gries. Band 2. Stans 1891, S. 253–372.
  • Ernst Koller: Das katholische Gymnasium – ein Postulat der frühaargauischen Bildungspolitik 1803-1835. In: Argovia. Band 81, 1969, S. 5–470; 23, 95, 114, 121, 144 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. April 2021]).
  • Karl Alois Kopp: Franz Bernard Göldlin, Stiftspropst zu Beromünster und apostol. Generalvikar. Luzern 1919 (Separatdruck aus: Vaterland).
  • Markus Lutz: Nekrolog denkwürdiger Schweizer aus dem achtzehnten Jahrhundert, nach alphabetischer Ordnung. Sauerländer, Aarau 1812, S. 330 f.
  • Iso Müller: Zur Geschichte des klösterlichen Frühstücks. In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte. Band XXXIX, 1945, S. 137–144 (e-periodica.ch [abgerufen am 3. April 2021]).
  • Pascal Pauli: Klosterökonomie, Aufklärung und «Parade-Gebäude». Der Neubau des Klosters Muri im 18. Jahrhundert. Chronos, Zürich 2017, ISBN 978-3-0340-1358-1.
  • Adelhelm Rast: Meyer, P. Gerold (Franz Anton Christoph). In: Biographisches Lexikon des Kantons Aargau 1803-1957 (= Argovia. Band 68/69). Aarau 1958, S. 533–535 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. April 2021]).
  • Joachim Salzgeber: Stimmen zur Klosterfrage im 18. Jahrhundert aus der Schweiz. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Band 115. St. Ottilien 2004, S. 369–381.
  • Alois Schwenger: Abtei Wiblingen. München 1930.
  • Joseph Troxler: Januarius Dangel, Abt von Rheinau (1725-1775). In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte. Band 18, 1924, S. 184–199.
  • Theodor von Liebenau: Die Schultheissen von Luzern. In: Der Geschichtsfreund. Band 35, 1880, S. 53–182 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. April 2021]).
  • Christine Weber-Hug: Der Klosterhandel von Luzern 1769/70. Ein Beitrag zur Luzerner Geistesgeschichte. Bern 1971.
  • Hans Wicki: Bernhard Ludwig Göldlin 1723-1785. Aus dem Leben und Denken eines bedeutenden Luzerner Pfarrers der Aufklärungszeit. In: Festschrift Oskar Vasella. Fribourg 1964.
  • Anton Wohler: Gerold Meyer von Schauensee. In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). (hls-dhs-dss.ch [abgerufen am 13. Juli 2018]).
  • Gerold Meyer in der deutschsprachigen Wikipedia.
  • Abt Gerold bei sueddeutscher-barock.ch.
  • Nachlass Abt Gerold Meyer, StiAMG Sarnen, N.542.
  • Professbuch: Nr. 542.

Einzelnachweise

  1. Acta Capituli VI/165 ff.
  2. Joseph Troxler: Januarius Dangel, Abt von Rheinau (1725-1775). In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte. Band 18, 1924, S. 191.
  3. Alois Schwenger: Abtei Wiblingen. München 1930, S. 40.
  4. Unterlagen Professbuch P. Adelhelm Rast und P. Dominikus Bucher sowie Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen.
  5. Farbig: Leodegar Mayer: Compendium Archivii Murensis. A. Muri, S. 72 (StiAMG Sarnen M.Cod. chart. 480).
  6. Verena Baumer-Müller: Der Bischofszeller Chorherr Nikolaus Meyer aus Luzern (1733-1775). ein unbekanntes Mitglied der frühen Helvetischen Gesellschaft. In: Thurgauer Beiträge zur Geschichte. Band 127, 1990, S. 157–158.
  7. Fritz Glauser: Die Schreiber der Luzerner Kanzlei vor 1798. In: Der Geschichtsfreund. Stans 1961, S. 108 (e-periodica.ch [abgerufen am 7. April 2021]).
  8. Joachim Salzgeber: Stimmen zur Klosterfrage im 18. Jahrhundert aus der Schweiz. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Band 115. St. Ottilien 2004, S. 369–381.
  9. Verena Baumer-Müller: Der Bischofszeller Chorherr Nikolaus Meyer aus Luzern (1733-1775). ein unbekanntes Mitglied der frühen Helvetischen Gesellschaft. In: Thurgauer Beiträge zur Geschichte. Band 127, 1990, S. 160.
  10. Rudolf Henggeler: Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band II). Zug 1931, S. 241–245.
  11. Theodor von Liebenau: Die Schultheissen von Luzern. In: Der Geschichtsfreund. Band 35, 1880, S. 175–177 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. April 2021]).
  12. Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band I). Zug 1929, S. 422–423.
  13. Hermann Albisser: Die Ursulinen zu Luzern. Geschichte, Leben und Werk 1659-1847. Stans 1938, S. 394.
  14. Hermann Albisser: Die Ursulinen zu Luzern. Geschichte, Leben und Werk 1659-1847. Stans 1938, S. 395.
  15. Karl Alois Kopp: Franz Bernard Göldlin, Stiftspropst zu Beromünster und apostol. Generalvikar. Luzern 1919, S. 13 (Separatdruck aus: Vaterland).
  16. Hermann Albisser: Die Ursulinen zu Luzern. Geschichte, Leben und Werk 1659-1847. Stans 1938, S. 400.
  17. Gall Heer: Aus der Vergangenheit von Kloster und Tal Engelberg 1120-1970. Engelberg 1975, S. 325.


Vorgänger Amt Nachfolger
Bonaventura Bucher Abt
1776–1810
Gregor Koch