Johann Jodok Singisen: Unterschied zwischen den Versionen

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Bruder: Johann Heinrich Singisen, Amtmann des Klosters Muri und Rat zu Bremgarten.
 
Bruder: Johann Heinrich Singisen, Amtmann des Klosters Muri und Rat zu Bremgarten.
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== Lebensbeschreibung ==
 
== Lebensbeschreibung ==
 
Abt Johann Jodok kam als viertgeborenes Kind der Familie Singisen in Mellingen zur Welt. Er besuchte die Klosterschule Muri, legte 1574 im Kloster Profess ab und erhielt 1583 die Priesterweihe. Für die höheren Studien wurde er zu den Jesuiten nach Dillingen geschickt. Als einer der jüngsten Konventualen versuchte er 1585 die Bestätigung der Wahl Abt [[Jakob Meier]]s zu verhindern. Vom Kloster aus versah er ab 1585 als Priester die Pfarrei [[Bünzen]], bis er 1596, nach der Resignation seines Vorgängers, zum Abt von Muri gewählt wurde. Von Nuntius Giovanni della Torre unterstützt, führte Singisen Reformen gemäss des tridentinischen Konzils durch, die mit einer Umschreibung der Klausur 1613 abgeschlossen wurden. Konkret bedeuteten die Reformen, dass das gemeinsame Essen im Refektorium mit passender Lesung durchgesetzt wurde, da die Mönche bisher ihre eigenen Haushaltungen geführt hatten. Dazu gehörte auch die Abgabe der Einkommen an den Abt, der jedem alles Notwendige geben sollte. Ausserdem wurde das Stillschweigen für die regulären Räume eingeführt. Zudem musste die Klausur strenger beachtet werden und es wurden Laienbrüder eingeführt, die den Platz weltlicher Dienstboten und Dienstbotinnen innerhalb der Klausur einnehmen sollten. 1602 war er an der Gründung der [[Kongregation|Schweizerischen Benediktinerkongregation]] in Einsiedeln beteiligt. Ab 1603 wirkte er als Visitator der [[Kongregation]] und als ausserordentl. Visitator der Benediktinerinnen in Seedorf (UR) und St. Andreas in Sarnen, der Kapuzinerinnen in Zug, Attinghausen, Stans und Gerlisberg bei Luzern sowie der Zisterzienserinnen in Frauenthal. 1609 vertrat Singisen sein Kloster an der Synode von Konstanz. Mit den Klöstern Rheinau, Engelberg und Fischingen erreichte er 1622 die Exemtion von der Jurisdiktion des Bischofs von Konstanz. Er bereicherte ausserdem die Klosterbibliothek Muri mit Neuanschaffungen im Bereich der Patristik, Bibelwissenschaft und des kanonischen Rechts. Über der Vorhalle der Kirche liess er einen Bibliotheksraum und 1610 den sog. Singisenflügel errichten (1691 neu erbaut). Die Klosterschule baute er zum Gymnasium aus und führte vermutlich 1618 das Studium der Philosophie und 1621/22 dasjenige der Theologie im Kloster ein. Er förderte die von der Fürstabtei St. Gallen 1624 gegründete – aber nur kurz bestehende – theologische Hochschule Mariaberg in Rorschach. In seiner Amtszeit herrschte ein geordnetes Klosterleben und ein Reformkonvent entstand, der sieben Äbte hervorbrachte. Zudem studierten 1597-1629 23 Mönche von Muri an der von Jesuiten geleiteten Hochschule in Dillingen (Bayern). Abt Johann Jodok starb 1644 und wurde westlich der Stiftergräber in der  Mitte der Klosterkirche Muri begraben, um seine Verdienste für das Kloster zu würdigen. Posthum erhielt Singisen den Ehrentitel eines zweiten Gründers des Klosters Muri.<ref>Helvetia Sacra, III I, S. 934f und Notizen [[Professbuch]] P. [[Adelhelm Rast]] und P. [[Dominikus Bucher]] sowie Zettelkatalog P. [[Adelhelm Rast]] im StiAMG Sarnen.</ref>
 
Abt Johann Jodok kam als viertgeborenes Kind der Familie Singisen in Mellingen zur Welt. Er besuchte die Klosterschule Muri, legte 1574 im Kloster Profess ab und erhielt 1583 die Priesterweihe. Für die höheren Studien wurde er zu den Jesuiten nach Dillingen geschickt. Als einer der jüngsten Konventualen versuchte er 1585 die Bestätigung der Wahl Abt [[Jakob Meier]]s zu verhindern. Vom Kloster aus versah er ab 1585 als Priester die Pfarrei [[Bünzen]], bis er 1596, nach der Resignation seines Vorgängers, zum Abt von Muri gewählt wurde. Von Nuntius Giovanni della Torre unterstützt, führte Singisen Reformen gemäss des tridentinischen Konzils durch, die mit einer Umschreibung der Klausur 1613 abgeschlossen wurden. Konkret bedeuteten die Reformen, dass das gemeinsame Essen im Refektorium mit passender Lesung durchgesetzt wurde, da die Mönche bisher ihre eigenen Haushaltungen geführt hatten. Dazu gehörte auch die Abgabe der Einkommen an den Abt, der jedem alles Notwendige geben sollte. Ausserdem wurde das Stillschweigen für die regulären Räume eingeführt. Zudem musste die Klausur strenger beachtet werden und es wurden Laienbrüder eingeführt, die den Platz weltlicher Dienstboten und Dienstbotinnen innerhalb der Klausur einnehmen sollten. 1602 war er an der Gründung der [[Kongregation|Schweizerischen Benediktinerkongregation]] in Einsiedeln beteiligt. Ab 1603 wirkte er als Visitator der [[Kongregation]] und als ausserordentl. Visitator der Benediktinerinnen in Seedorf (UR) und St. Andreas in Sarnen, der Kapuzinerinnen in Zug, Attinghausen, Stans und Gerlisberg bei Luzern sowie der Zisterzienserinnen in Frauenthal. 1609 vertrat Singisen sein Kloster an der Synode von Konstanz. Mit den Klöstern Rheinau, Engelberg und Fischingen erreichte er 1622 die Exemtion von der Jurisdiktion des Bischofs von Konstanz. Er bereicherte ausserdem die Klosterbibliothek Muri mit Neuanschaffungen im Bereich der Patristik, Bibelwissenschaft und des kanonischen Rechts. Über der Vorhalle der Kirche liess er einen Bibliotheksraum und 1610 den sog. Singisenflügel errichten (1691 neu erbaut). Die Klosterschule baute er zum Gymnasium aus und führte vermutlich 1618 das Studium der Philosophie und 1621/22 dasjenige der Theologie im Kloster ein. Er förderte die von der Fürstabtei St. Gallen 1624 gegründete – aber nur kurz bestehende – theologische Hochschule Mariaberg in Rorschach. In seiner Amtszeit herrschte ein geordnetes Klosterleben und ein Reformkonvent entstand, der sieben Äbte hervorbrachte. Zudem studierten 1597-1629 23 Mönche von Muri an der von Jesuiten geleiteten Hochschule in Dillingen (Bayern). Abt Johann Jodok starb 1644 und wurde westlich der Stiftergräber in der  Mitte der Klosterkirche Muri begraben, um seine Verdienste für das Kloster zu würdigen. Posthum erhielt Singisen den Ehrentitel eines zweiten Gründers des Klosters Muri.<ref>Helvetia Sacra, III I, S. 934f und Notizen [[Professbuch]] P. [[Adelhelm Rast]] und P. [[Dominikus Bucher]] sowie Zettelkatalog P. [[Adelhelm Rast]] im StiAMG Sarnen.</ref>

Version vom 19. September 2018, 16:12 Uhr

Abt Johann Jodok Singisen (Foto: Hubert Walder)

Johann Jodok Singisen (* um 1557/58 von Mellingen; † 2. November 1644)

Lebensdaten

Profess: 1574

Weihe: 1579

Ämter

Pfarrer in Bünzen: 1585–1596

Abt: 1596–1644

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Sohn des Rudolf Singisen, Schultheiss, und der Elisabeth Letter.

Bruder: Johann Heinrich Singisen, Amtmann des Klosters Muri und Rat zu Bremgarten.

Lebensbeschreibung

Abt Johann Jodok kam als viertgeborenes Kind der Familie Singisen in Mellingen zur Welt. Er besuchte die Klosterschule Muri, legte 1574 im Kloster Profess ab und erhielt 1583 die Priesterweihe. Für die höheren Studien wurde er zu den Jesuiten nach Dillingen geschickt. Als einer der jüngsten Konventualen versuchte er 1585 die Bestätigung der Wahl Abt Jakob Meiers zu verhindern. Vom Kloster aus versah er ab 1585 als Priester die Pfarrei Bünzen, bis er 1596, nach der Resignation seines Vorgängers, zum Abt von Muri gewählt wurde. Von Nuntius Giovanni della Torre unterstützt, führte Singisen Reformen gemäss des tridentinischen Konzils durch, die mit einer Umschreibung der Klausur 1613 abgeschlossen wurden. Konkret bedeuteten die Reformen, dass das gemeinsame Essen im Refektorium mit passender Lesung durchgesetzt wurde, da die Mönche bisher ihre eigenen Haushaltungen geführt hatten. Dazu gehörte auch die Abgabe der Einkommen an den Abt, der jedem alles Notwendige geben sollte. Ausserdem wurde das Stillschweigen für die regulären Räume eingeführt. Zudem musste die Klausur strenger beachtet werden und es wurden Laienbrüder eingeführt, die den Platz weltlicher Dienstboten und Dienstbotinnen innerhalb der Klausur einnehmen sollten. 1602 war er an der Gründung der Schweizerischen Benediktinerkongregation in Einsiedeln beteiligt. Ab 1603 wirkte er als Visitator der Kongregation und als ausserordentl. Visitator der Benediktinerinnen in Seedorf (UR) und St. Andreas in Sarnen, der Kapuzinerinnen in Zug, Attinghausen, Stans und Gerlisberg bei Luzern sowie der Zisterzienserinnen in Frauenthal. 1609 vertrat Singisen sein Kloster an der Synode von Konstanz. Mit den Klöstern Rheinau, Engelberg und Fischingen erreichte er 1622 die Exemtion von der Jurisdiktion des Bischofs von Konstanz. Er bereicherte ausserdem die Klosterbibliothek Muri mit Neuanschaffungen im Bereich der Patristik, Bibelwissenschaft und des kanonischen Rechts. Über der Vorhalle der Kirche liess er einen Bibliotheksraum und 1610 den sog. Singisenflügel errichten (1691 neu erbaut). Die Klosterschule baute er zum Gymnasium aus und führte vermutlich 1618 das Studium der Philosophie und 1621/22 dasjenige der Theologie im Kloster ein. Er förderte die von der Fürstabtei St. Gallen 1624 gegründete – aber nur kurz bestehende – theologische Hochschule Mariaberg in Rorschach. In seiner Amtszeit herrschte ein geordnetes Klosterleben und ein Reformkonvent entstand, der sieben Äbte hervorbrachte. Zudem studierten 1597-1629 23 Mönche von Muri an der von Jesuiten geleiteten Hochschule in Dillingen (Bayern). Abt Johann Jodok starb 1644 und wurde westlich der Stiftergräber in der Mitte der Klosterkirche Muri begraben, um seine Verdienste für das Kloster zu würdigen. Posthum erhielt Singisen den Ehrentitel eines zweiten Gründers des Klosters Muri.[1]

Einzelnachweise

  1. Helvetia Sacra, III I, S. 934f und Notizen Professbuch P. Adelhelm Rast und P. Dominikus Bucher sowie Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen.

Bibliographie


Vorgänger Amt Nachfolger
Jakob Meier Abt
1596–1644
Dominikus Tschudi