Johann Jodok Singisen

Aus Muri
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Abt Johann Jodok Singisen (Foto: Hubert Walder)
Wappen von Abt Johann Jodok Singisen aus P. Leodegar Mayers Compendium Archivii Murensis A, S. 40.

Johann Jodok Singisen (* um 1557/58 von Mellingen; † 2. November 1644 in Muri)

Lebensdaten

Profess: 1574

Priesterweihe: 1579

Ämter

Pfarrer in Bünzen: 1586–1596

Abt: 1596–1644

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Eltern: Rudolf Singisen, Schultheiss, und Elisabeth Letter, Mellingen.

Geschwister:

  • Johann Heinrich Singisen, Amtmann des Klosters Muri und Rat zu Bremgarten.
  • Christoph Singisen
  • Verena Singisen
  • Anna Singisen
  • Sr. Elisabeth Singisen (+ 1627), OCist, Konventualin im Zisterzienserinnenkloster Frauenthal
  • Hieronymus Singisen [1], Brotschauer, Stadtrichter, Eichmeister, Seckelmeister, Schultheiss von Mellingen, verheiratet mit Barbara Frey, der Tochter des Schultheissen Johann Heinrich Frey von Mellingen, Eltern von Dr. Jakob Singisen, Magdalena, Anna, Barbara, Elisabeth und Verena

Nichten und Neffen:

Lebensbeschreibung

Abt Johann Jodok kam als viertgeborenes Kind der Familie Singisen in Mellingen zur Welt. Er besuchte die Klosterschule Muri, legte 1574 im Kloster Profess ab und erhielt 1583 die Priesterweihe. Für die höheren Studien wurde er zu den Jesuiten nach Dillingen geschickt. Als einer der jüngsten Konventualen versuchte er 1585 die Bestätigung der Wahl Abt Jakob Meiers zu verhindern. Vom Kloster aus versah er ab 1585 als Priester die Pfarrei Bünzen, bis er 1596, nach der Resignation seines Vorgängers, zum Abt von Muri gewählt wurde. Von Nuntius Giovanni della Torre unterstützt, führte Singisen Reformen gemäss des tridentinischen Konzils durch, die mit einer Umschreibung der Klausur 1613 abgeschlossen wurden. Konkret bedeuteten die Reformen, dass das gemeinsame Essen im Refektorium mit passender Lesung durchgesetzt wurde, da die Mönche bisher ihre eigenen Haushaltungen geführt hatten. Dazu gehörte auch die Abgabe der Einkommen an den Abt, der jedem alles Notwendige geben sollte. Ausserdem wurde das Stillschweigen für die regulären Räume eingeführt. Zudem musste die Klausur strenger beachtet werden und es wurden Laienbrüder eingeführt, die den Platz weltlicher Dienstboten und Dienstbotinnen innerhalb der Klausur einnehmen sollten. 1602 war er an der Gründung der Schweizerischen Benediktinerkongregation in Einsiedeln beteiligt. Ab 1603 wirkte er als Visitator der Kongregation und als ausserordentlicher Visitator der Benediktinerinnen in Seedorf (UR) und St. Andreas in Sarnen, der Kapuzinerinnen in Zug, Attinghausen, Stans und Gerlisberg bei Luzern sowie der Zisterzienserinnen in Frauenthal. Er förderte und unterstützte verschiedenenorts die Ansiedlung der Kapuziner, so auch im nahe gelegenen Bremgarten.[2] 1609 vertrat Singisen sein Kloster an der Synode von Konstanz. Mit den Klöstern Rheinau, Engelberg und Fischingen erreichte er 1622 die Exemtion von der Jurisdiktion des Bischofs von Konstanz. Er bereicherte ausserdem die Klosterbibliothek Muri mit Neuanschaffungen im Bereich der Patristik, Bibelwissenschaft und des kanonischen Rechts. Über der Vorhalle der Kirche liess er einen Bibliotheksraum und 1610 den sog. Singisenflügel errichten (1691 neu erbaut). Die Klosterschule baute er zum Gymnasium aus und führte vermutlich 1618 das Studium der Philosophie und 1621/22 dasjenige der Theologie im Kloster ein. Er förderte die von der Fürstabtei St. Gallen 1624 gegründete – aber nur kurz bestehende – theologische Hochschule Mariaberg in Rorschach. In seiner Amtszeit herrschte ein geordnetes Klosterleben und ein Reformkonvent entstand, der sieben Äbte hervorbrachte. Zudem studierten 1597-1629 23 Mönche von Muri an der von Jesuiten geleiteten Hochschule in Dillingen (Bayern). Abt Johann Jodok starb 1644 und wurde westlich der Stiftergräber in der Mitte der Klosterkirche Muri begraben, um seine Verdienste für das Kloster zu würdigen. Posthum erhielt Singisen den Ehrentitel eines zweiten Gründers des Klosters Muri.[3]

Wappen


Bibliographie

  • Allemann, Martin, Der Reformabt Johann Jodok Singisen, 1596 zum Abt gewählt, in: Der Freischütz, Baubeilage Singisenflügel, (1997) 40.
  • Helvetia Sacra, III I, S. 934f.
  • Hunkeler, Oskar: Abt Johann Jodok Singisen von Muri, 1596-1644: ein Beitrag zur tridentinischen Reform und zur Barockkultur in der Schweiz. Mellingen 1961.
  • Kiem, Muri II, S. 3-19.
  • Kunz, Konrad, Die Beziehungen des Muri Benediktinerabtes Joh. Jodok Sigisen (Abt 1596-1644) zu seiner Vaterstadt Mellingen. Ein Beitrag zur Geschichte Mellingens, Mellingen 1917.
  • Kunz, Konrad, Die Stadtpfarrer von Mellingen bis zum Jahre 1659. Beiträge zur geschichte Mellingens, Teil I, Mellingen 1920.
  • Ming, Engelbert, Das ehemalige Kapuzinerkloster in Bremgarten 1618-1841, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 56 (1986).
  • Müller, Iso, Der Kampf um die tridentinische Reform in Disentis von 1624-1634, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 1949, 175-313.
  • Rahn, J.R., Glasgemälde in Muri-Gries bei Bozen, in: Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde 6 (1888-1891) 21-2, 45-49.
  • Rast, Adelhelm, Die Bedeutung des Abtes Johann Jodok Singisen für die Wissenschaft im Kloster Muri und seine akademisch gebildeten Mönche 1596-1644, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 34 (1960), 4-50.
  • Stacker, Heinrich, Das Leben des heiligen Benedikt in Bildern. Gewidmet Johann Jodok Singisen, Abt von Muri, München Anfang 17. Jahrhundert.
  • Stöckli, Rainer, Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, Historische Schriften der Universität Freiburg Schweiz Band 7, Freiburg 1979.
  • Thommen, Bonaventura, Abt Jodok Singisen als Zeuge für Bruder Klaus, in: Sarner Kollegi Chronik 7 (1945) 2, 45-51.
  • von Liebenau, Thomas, Die Familie Schnyder von Wartensee in Sursee und Luzern. Historische Notizen, Luzern 1906.
  • Wilhelm, Bruno, Abt Jodok Singisen von Muri (1596-1644). Zur dritten Jahrhundertfeier des zweiten Gründers, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 4, 97-102.
  • Wohler, Anton: Singisen, Johann Jodok, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 13.7.2018, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D19656.php.
  • Nachlass Abt Johann Jodok Singisen, StiAMG Gries und Sarnen, N.358.
  • Korrespondenzen von Abt Johann Jodok Singisen, StiAMG Sarnen, A.VI.III.4.
  • Johann Jodok Singisen in Wikipedia.
  • Professbuch: Nr. 358.

Einzelnachweise

  1. Stöckli, Rainer, Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, Historische Schriften der Universität Freiburg Schweiz Band 7, Fribourg 1979, 55.
  2. Ming, Engelbert, Das ehemalige Kapuzinerkloster in Bremgarten 1618-1841, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 56 (1986), 21; 23; 28.
  3. Helvetia Sacra, III I, S. 934f und Notizen Professbuch P. Adelhelm Rast und P. Dominikus Bucher sowie Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen.



Vorgänger Amt Nachfolger
Jakob Meier Abt
1596–1644
Dominikus Tschudi