Michael Amgwerd

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Michael (Karl) Amgwerd (* 4. November 1916 von Sattel SZ; † 23. November 1992 Sarnen)

Lebensdaten

Matura Kollegium Sarnen: 1935

Profess: 7. Oktober 1936

Priesterweihe: 9. März 1940

Primiz: 24. März 1940 in der Stiftskirche in Gries

Goldene Profess: 7. Oktober 1986

Goldenes Priesterjubiläum: 9. März 1990 im Kollegium Sarnen

Ämter

Besuch der Universität Fribourg: 1940–1945

Lehrer in Sarnen: 1945–1983

Kustos in Sarnen: 1949–1974

Zeremoniar in Sarnen: 1949–1974

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Eltern: Joseph Amgwerd, Anwalt und Stadtpräsident von Delémont (1884-1942), und Henriette Amgwerd-Gressot (1888 - 28. Februar 1989)

Geschwister:

  • André Amgwerd, Pfarrer von Tavannes (vorgesehen als Generalvikar des französischsprachigen Teiles des Bistums Basel)
  • Pierre Amgwerd-Stöcklin, Biel (+ 1992)
  • Philippe Amgwerd-Wetter, Delémont

geistliche Eltern

  • geistlicher Vater: Domherr Gueniat, Pfarrer von Delémont

Lebenslauf

Die Familie Amgwerd stammt aus Steinen (Kanton Schwyz). 1760 war der Ahnherr des jurassischen Zweiges aus der Innerschweiz nach Mariastein ausgewandert. Von da aus kam einer der Söhne nach Delemont und führte eine Metzgerei mit Gastgewerbe. Er war Pater Michaels Grossvater. Joseph Amgwerd, der Vater von Pater Michael, wurde Anwalt und übte das Amt des Stadtpräsidenten von Delsberg aus. Im Kreise seiner Schwestern und Brüder erlebte Charles Amgwerd eine glückliche Jugendzeit. Alle Brüder ergriffen die akademische Laufbahn. Nach dem Progymnasium in Delsberg kam Charles Amgwerd ans College St.-Michel in Fribourg, und wie seine Brüder Andre, Pierre und Philippe schloss er die gymnasiale Ausbildung mit der Matura in Sarnen ab. Charles Amgwerd fühlte sich in Sarnen wohl und in Pater Plazidus Ambiel einen ehrlichen, unkomplizierten und ganz und gar nicht sentimentalen Mentor. So reifte in ihm der Entschluss für den Ordensberuf. Der Klostereintritt war für ihn ein Wagnis, um nicht zu sagen ein Abenteuer: die alemannische Umgebung, das Noviziat und die Fraterjahre im Südtirol mit all den politischen Unsicherheiten und Turbulenzen des vom Faschismus beherrschten Italien. Am 7. Oktober 1936 feierte er seine erste Profess und erhielt den Ordensnamen Michael. Nach dem Studium der Theologie an der Hausschule in Gries wurde P. Michael am 9. März 1940 im Vigiliusdom der Konzilsstadt Trient zum Priester geweiht. Noch rechtzeitig vor dem Zusammenbruch Frankreichs und dem in falscher Siegeszuversicht erfolgten Eintritt Italiens in den Krieg war der Primiziant in die Friedensinsel Schweiz heimgekehrt. Da konnte er im Wintersemester 1940 an der Universität Fribourg seine romanistischen Studien aufnehmen. Bis zum ausgezeichneten Doktorat am 24. Juli 1945 vertiefte er sich in die romanistische Philologie und in die französische und italienische Literatur und legte damit das Fundament für seine kompetente und in der Darbietung der Literatur brillante Lehrtätigkeit in den oberen Klassen des Gymnasiums in Sarnen. Pater Michael hatte für das Doktorat unter Professor Bady eine umfangreiche Dissertation geschrieben: «L'oeuvre d'Ernest Hello». Er hat das Werk des Ernest Hello nach allen Seiten und Richtungen ausgeleuchtet und seine Ergebnisse in brillanter französischer Diktion vorgelegt.

Nach Sarnen zurückgekehrt, unterrichtete er die Schüler in der französischen Sprache und Literatur. Dabei galt seine Liebe weniger der Vermittlung der grammatikalischen Feinheiten der franzöischen Sprache, als der Einführung in die Schätze der französch-spachigen Literatur. Um seine Unterrichtsziele zu erreichen, schuf er sein geschätztes und an vielen Schulen verwendetes Unterrichtswerk «Courants litteraires en France». Als Ergänzung dazu gab er auch ein französisches literarisches Lesebuch heraus «Patrimoine litteraire du 20eme siecle». Pater Michael hat sich jahrelang mit Begeisterung für das Gymnasium eingesetzt. Er war auch im schweizerischen Romanistenverband engagiert und präsidierte diesen Zweig des schweizerischen Gymnasiallehrervereins.

Neben der Schultätigkeit nahm P. Michael eine Vielzahl anderer Aufgaben wahr. Jahrzehntelang war Pater Michael Zeremoniar und Custos, Verwalter der liturgischen Gewänder, Geräte und Pretiosen. Ebensolange versah er monatlich den französischen Gottesdienst in der Gut-Hirt-Kirche in Zug, wo er viele Kontakte zu Welschen in der Innerschweiz aufbauen konnte. Daneben beschäftigte er sich intensiv mit dem Medium Film und der Briefmarkensammlung der Klosters. Beide Gebiete bearbeitete und betreute er professionell und leidenschaftlich.

Seine Vitalität und der unzimperliche Umgang mit seiner Gesundheit forderten ihren Tribut. Seine letzten zwanzig Lebensjahre waren von schweren organischen Störungen gezeichnet. Rückwärtsblickend könnte man sie etappieren, und jeder neue Abschnitt seiner Krankheitsgeschichte schränkte seine Bewegungsfreiheit und seine Kontaktmöglichkeiten mehr und mehr ein. Das Licht der Augen verblasste zusehends. Partielle Lähmungen, die sich in Abständen verschärften, fesselten ihn in der Zelle. Am frühen Abend des 23. November 1992 hat Pater Michael diese Welt still verlassen. Es war das leise Verlöschen eines Lichtes, dessen Strahlkraft in den letzten Jahren von Abstand zu Abstand immer mehr verblasste. Er wurde auf dem Klosterfriedhof in Sarnen beigesetzt.

(gekürzt nach P. Leo Ettlin)

Werke

  • Courants littéraires en France. Abrégé de littérature francaise à l'usage des étudiants de langue allemand, Beilage zum Jahresbericht 1952/1953, Sarnen 1953.
  • Das Filmbild, Ausdruck einer neuen Kulturform, Beilage zum Jahresbericht 1963/1964, Sarnen 1964.
  • Der Film im Dienste der Kultur und der Erziehung, Beilage zum Jahresbericht 1957/1958, Sarnen 1958.
  • Le dernier message de Paul Claudel, in: Sarner Kollegi Chronik 17 (1955) 2, 39-42.
  • L'oeuvre d'Ernest Hello, Dissertation, 2 Teile als Beilagen zu den Jahresberichten 1946/1947 und 1947/1948, Sarnen 1947 und 1948.
  • P. Plazidus Ambiel OSB, in: Sarner Kollegi Chronik 17 (1955) 2, 53-55.
  • Verschiedene Sprachhefte, darunter „Savoir vivre“ und „Correspondance“ für die Handelsschule.

Bibliographie

Rezensionen

1944

  • Barthas, G. / de Fonseca, G., Fatima, merveille inouïe, Fribourg 1943, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 2, 56.
  • Loup, Robert, Le serviteur de Dieu Meinrad Eugster, Fribourg, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 2, 55-56.