Plazidus Zurlauben

Aus Muri
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Plazidus (Franz Dominikus) Zurlauben (* 13. März 1646 von Zug; † 14. September 1723)

Lebensdaten

Profess: 17. Juni 1663

Weihe: 23. März 1670

Ämter

Novizeninstruktor: 1678–1684

Abt: 1684–1723

Lebensbeschreibung

Geboren wurde Abt Plazidus am 13. März 1646 in Bremgarten. Den Namen Dominikus erhielt er, weil Abt Dominikus Tschudi Taufpate war. Der junge Dominikus kam früh nach Muri und machte dort seine Studien. Profess machte er unter Abt Aegid am 17. Juni 1663. Die höheren Weihen empfing er am 26. März 1667 in Luzern, Reminiscere 1669 und Dom. Judica 23. März 1670, beide in Konstanz.

P. Plazidus wirkte zuerst als Professor der Rhetorik und war auch Moderator, dann lehrte er Philosophie und Theologie. 1678–84 war er Instruktor der Novizen und Kleriker, 1680–84 zugleich Sekretär der Schweizerischen Benediktinerkongregation. Als Beichtvater kam er oft nach Eschenbach und später als Abt in der Eigenschaft eines Visitators.

Nach dem Tode des Abtes Hieronymus bestimmte das Kapitel den 14. März als Wahltag eines neuen Abtes. Dem Akte standen vor der Internuntius, die Äbte von Rheinau und Engelberg und der Dekan von Einsiedeln. Schon nach dem ersten Wahlgang erfolgte die Wahl des P. Plazidus zum Abt, den der Bischof von Konstanz im Namen des Apostolischen Stuhles bestätigte. Die Benediktion erfolgte am 30. April durch Weihbischof. Unmittelbar nach derselben, am 1. Mai erfolgte die Übertragung des hl. Märtyrers Benedikt unter grosser Feierlichkeit. Bei derselben wurde auf einer Bühne im Freien das Leben und der Tod des heiligen dem Volke vorgeführt. Am 7. Mai hielt Abt Plazidus bei der Kirchweihe in Hitzkirch das Pontifikalamt. Da Abt Hieronymus betr. innere Ordnung und Disziplin seinem Nachfolger das Kloster in bestem Zustadn zurückliess, konnte Abt Plazidus mehr sich dem Äusseren widmen. Er beiwes sich alsbald als einen überaus tüchtigen Verwalter, der in allen Zweiten der Ökonomie sich sofort zurechtfand. Er visitierte überall und liess sich genaue Rechenschaft geben. Eventuell eingerissene Unordnungen wurden gründlich beseitigt. Darum vermehrte sich unter diesem Abt das Klostervermögen zusehends, so dass er eine bedeutende Bauperiode eröffnen konnte und nebenbei eine grossartige karitative Tätigkeit entfaltete.

Was die Bauten betrifft, führte Abt Plazidus in der Zeit von 1685 bis 1699 einen vollständigen Umbau der Kirche und der Klostergebäude durch. 1686 erhielt der Klosterbau durch den uns bereits bekannten Kapuziner Marco d'Aviano die Einsegnung. Was den Umbau der Kirche betrifft, leitete der Italiener Petini den Bau, aber es war bei beiden Bauten auch der berühmte Architekt Br. Kaspar Mosbrugger von Einsiedeln beteiligt. Der Umbau der Kirche allein kam auf 27567 Gulden zu stehen. Neben den 2 grossen Bauten kamen noch mehrere kleinere, so ein Gasthaus für weibliche Gäste, die Bibliothek, ein Zeughaus mit sechs Kanonen und eine Apotheke, die Öffentlichkeitsrecht erhielt. Weitere Bauten waren der Pfarrhof in Hermetschwil, der Murihof in Sursee der Neubau des Schlosses Klingenberg nach dem Brande, Kapitelhaus in Muri und die vielen Reparaturen auf Exposituren. Nach P. Ledoegar Schmid forderten nur diese Nebenbauten eine Summe von 36962 Gulden

Aber alle diese Ausgaben waren erst ein Vorspiel für die gewaltigen Erwerbungen an Land und Besitz in den folgenden zwanzig Jahren. Auf schweizerischem Boden erwarb der Abt 1693 die kleine Herrschaft Sandegg um 7636 Gulden, für deren Verbesserung der Abt in wenigen Jahren über 13000 Gulden ausgeben musste. Im Turm des Schlosses soll der hl. Pirmin gewohnt und von dort aus Reichenau kultiviert haben. Sandegg gehörte früher der Reichenau. Dazu kam 1698 die Herrschaft Eppishausen unweit von Sandegg, mit mehreren Höfen. Einer von diesen Höfen war Biessenhofen mit Kirche und Kaplaneipfründe. Letztere wurde nun Regularpfründe durch Tausch, indem Muri dafür Eggenwil an den Bischof abtrat. Mit dem Besitze war die Gerichtsbarkeit verbunden und so erfolgte dort am 2. Juni 1698 die Huldigung der neuen Untertanen. Die Auslagen des Kaufes beliefen sich auf 71506 Gulden

Nach Erlangung des Fürstentitels richtete der Abt seinen Blick auf deutsche Erwerbungen. Da erwarb er vom Fürsten von Fürstenberg das Dorf Riedeschingen, nördlich von Stühlingen. Die Pfarrei kam mit hohen und niederen Gerichten an Muri am 8. Juni 1702. Am gleichen Tag fand die Huldigung der Bewohner statt. Schon am 14. Oktober 1706 kam eine neue Herrschaft an Muri, nämlich Glatt am Neckar, nahe bei Rottenburg. Muri zahlte dem bisherigen Besitzer, Baron von Landsee 77592 Gulden. Die Herrschaft war als Zufluchtsort in Kriegszeiten gedacht. Zur Herrschaft gehörten drei Schlösser. Die Pfarrei kam mit der Kollatur an das Stuft. Es waren mit der Herrschaft verbunden Jagd- und Marktrechte, Metallgruben und ein Bad mit einer Schwefelquelle. Auch hier fand die Huldigung der Untertanen statt.

Die benachbarte Herrschaft Dettingen kam unter Gerold I. 1729 auch an das Stift. Wohl aber kamen 1708 die Herrschaften Diessen mit Dettlingen an Muri. Beide bildeten später mit Dettingen ein abgeschlossenes Ganzes. Das stift zahlte dem bisherigen Besitzer 65540 Gulden. Die Pfründe Diessen kam ebenfalls an das Stift. Die Bewohner leisteten am 17. Oktober 17008 die Huldigung. Gegenüber Eschenz im Thurgau liegt das deutsche Oberstaad, ein ehemaliges Rittergut. Muri erwarb es 1722 um 8335 Gulden als näheren Zufluchtsort in Kriegszeiten. Dazu kamen noch zwei andere Rittergüter: Egelstall und ein Teil von Mühlen. Diese beiden letzteren wurden aber schon unter Abt Gerold I. wider veräussert. Die Herrschaft Dettensee mit Schloss und Grundbesitz kam 31. Dezember 1715 an Muri, das dem bisherigen Besitzer Freiherrn Keller von Schleitheim 44587 Gulden zahlte. Wenn man noch einige kleinere Erwerbungen in Deutschland und der Schweiz dazu rechnet, so kommt die Summe, die Abt Plazidus für Neuerwerbungen ausgab, auf wenigstens 363450 Gulden zu stehen. Aber zu all diesen Ausgaben kamen dann noch die grossen Summen für die Ausstattung der neuen Kirche, Paramente, eine kostbare Monstranz, ein silberner Tabernakel etc. und die vielen Reparaturen, die infolge der Kriegsschäden überall auch auf den Exposituren notwendig waren. So kommt P. Ledoegar Schmid zu einer Summe von 851985 Gulden. Darin sind die Werke der Karitas, Arme Beiträge für kirchliche Bauten und andere Unterstützungen gar nicht eingerechnet.

Wenn wir uns fragen, woher all diese reichlichen Geldmittel flossen, so war es in erster Linie der Segen von oben, welcher mit all den Arbeiten des Abtes war, der ein ganz erstklassiger Ökonom und tüchtiger Verwalter war. Der Abt wachte mit Strenge über alle Verwaltungsposten und verstand es, dieselben immer einträglicher zu machen. Das Stift Muri besass ohne Zweifel damals einen bedeutenden Reichtum und trat so stark in den Vordergrund. Wenn wir hier diesen ökonomischen Fortschritt etwas betonten, so geschah es, um auch nach dieser Seite den Fürstentitel zu erklären.

Die regierenden Orte verlangten vom neu gewählten Abt Plazidus ohne weiters das nun zur Übung gewordene Schutzgeld, das der Abt auch ohne weiteres zahlte. Überraschend für Muri wie für andere kirchliche Stifte und Klöster kam eine Verfügung von Luzern, dem wichtigsten katholischen Orte. Nach dem Beispiele Frankreichs glaubte Luzern berechtigt zu sein, die Güter der Kirche wie anderes Gut zu besteuern. Es erschien sogar ein Buch: «De Helvetiorum juribus circa sacra». Umsonst protestierten dagegen die Apostol. Nuntien. Bereits im Jahre 1691 wurde eine «Collecta» ausgeschrieben, die einer Steuer gleichkam. Muri weigerte sich, etwas zu geben, weil damit die Immunität verletzt werde. Luzern suchte von Rom eine Erlaubnisdekret zu erlangen. Nach vielen Verhandlungen erhielt Luzern wirklich eine Erlaubnis. Von den Muri-Einküften in Sursee sollte der vierzigste Teil abgeliefert werden. Muri weigerte sich standhaft, darum kam von der Regierung ein Ausfuhrverbot. Als dann auch andere kathol. Stände das Beispiel Luzerns nachahmten, trat die ganze Kongregation dagegen auf. Abt Plazidus trat am 6. Oktober 1699 eine Reise nach Rom an in Begleitung von P. Hieronymus Pfyffer, um den für 17000 ausgeschriebenen Jubelablass zu gewinnen. Offenbar hoffte damit auch in Rom ein Breve gegen die Besteuerung zu erlangen. Allein es trat eben ein Papstwechsel ein und so konnte er seinen Zweck nicht erreichen. Es bleib also nichts anderes übrig, als die «Collecta» zu zahlen. Der Abt war unterdessen am 19. Januar 1700 von Rom heimgekehrt. Unterdessen hatte sich etwas anderes vorbereitet: Muri wurde Fürstabtei.

Die äussere Veranlassung bot der sogenannte spanische Erbfolgekrieg. Frankreich und Österreich kämpften um den Besitz der Pyrenäischen Halbinsel. Beide Parteien suchten in der Schweiz Geld. Zu eben dem Zwecke war der Gesandte Österreichs, Graf Trautmannsdorf zu Baden in der Schweiz. Von Abt Plazidus zum Besuch der Habsburgerstiftung eingeladen folgte der Graf gerne. Und bei diesem Anlass wurde dem Abt und Konvent die Fürstenwürde angeboten. Abt Plazidus mochte für den Fall der Annahme manche Schwierigkeiten vorausahnen und zögerte zuerst. Schliesslich überliess es der Abt dem Ermessen des Grafen, der nun durch Minister Kauniz in Wien die Sache schnell zur Ausführung brachte. Zu Beginn November 1701 wurden Abt Plazidus und seine Nachfolger zu Fürsten des hl. römischen Reiches ernannt. Die Gründe, auf welche hin Muri diese Würde erlangte sind: 1. in Rücksicht auf die Stifter, 2. in Anbetracht der Dienste die Muri dem Hause Habsburg erwiesen, 3. wegen der Liebe und Treue die es gegen die Herzöge von Österreich immer bewahrte und 4. in Rücksciht auf die adelige Herkunft des jetzigen Abtes. Wie der Abt vermutete hatte, gab es bezüglich der Anerkennung der neuen Würde verschiedene Schwierigkeiten. Die Tagherren in Baden erklärten, dass ohne Zustimmung ihrer Regierungen vorläufig die Sache zu ruhen habe. Indessen kamen nach und nach die Gratulationen der Kantone, am längsten zögerten Zürich, Luzern und Uri. Es erfolgte dann am 26. März 1702 im Stift die feierliche Inauguration des neuen Fürsten in Anwesenheit des Grafen Trautmannsodrf, der Äbte von Rheinau und Wettingen und vieler Verwandten des neuen Fürsten. Statt der sonst üblichen Taxe musste Muri nur 12000 Reichsgulden zahlen.

Die neue Würde hatte für die innere Disziplin im Kloster in keiner Weise nachteilige Folgen, sie brachte aber auch wenig politischen Nutzen für das Stift, es war nur eine Ehrung. Wohl aber zog das Kaiserhaus, mit dem das Stift in inniger Verbindung blieb, grosse Vorteile aus dieser Verbindung, indem das Stift der Stifterfamilie in den verschiedenen Kriegen grosse Geldmittel zukommen liess.

Grosse Gefahr drohte 1712 durch den Kriegsausbruch. Abt Plazidus traf Anstalten zur Rettung des Kirchenschatzes, des Archivs und der Bibliothek. Man flüchtete die Sachen meistens nach Luzern und Uri. Im Mai 1712 verliessen viele Konventualen das Kloster und flüchteten grösstenteils nach Luzern. Später folgte auch der Abt. Die im Kloster zurückgebliebenen Konventualen baten nach der Niederlage der Katholiken die Sieger um Schutz. Er wurde gewährt, aber dafür musste nun das Stift die Verproviantierung der Truppen sorgen, kam aber dann in nicht geringe Gefahr, bei den Katholiken in Ungnade zu fallen, die in der Nähe von Muri wieder Vorteile errungen hatten. Die Furcht war auch nicht unbegründet. Muri musste viel leiden und noch grosse Kontributionen entrichten. Früstabt Plazidus kehrte nach Abschluss des Friedens schnell wieder in sein Kloster zurück, wo es nun galt,d ie gewaltigen Schäden infolge des Krieges überall auszubessern. Trotzdem erwies der Abt noch grosse Gastfreundschaft gegen flüchtige Mitbrüder aus den Kriegsländern. Gerade nach dem Kriege hatte der Abt auch manche Streitigkeiten zu führen wegen angegriffener Klosterrechte.

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Das Geschlecht der Zurlauben blühte in Zug vom 16. Jahrhundert bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts und weist viele grosse und tüchtige Mitglieder auf. Der Vater des Abtes war Beat Jakob Zurlauben, früher Landammann in Zug, später Landschreiber des Freiamtes mit dem Sitz in Bremgarten. Die Mutter war Maria Barbara Reding von Biberegg, eine Schwester des Einsiedler Abtes Augustin Reding.

Bekanntschaft

Werke

Einzelnachweise


Bibliographie

Vorgänger Amt Nachfolger
Hieronymus Troger Abt
1684-1723
Gerold Haimb