Raphael Fäh: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein Jahr säter kam P. Raphael als Lehrer ans Kollegium Sarnen, wurde aber schon nach zwei Jahren vom Abt zum Weiterstudium der Philosophie nach Fribourg gesandt. Nachdem er zwischendurch immer wieder am Kollegium unterrichtet hatte, promovierte er 1940 summa cum laude zum Doktor der Philosophie. Von jetzt an trug er in Samen den Studenten und, als während des Krieges das Klerikat von Gries nach Sarnen verlegt wurde, auch den Klerikern Philosophie vor. 1947 erzwang eine Stimmbandlähmung den Unterbruch seiner Lehrtätigkeit. Er wurde Sekretär des Rektors und ein Jahr später auch Klosterbibliothekar. In diese Jahre fällt die Neuausgabe des zweibändigen Lehrbuches der Philosophie, von jetzt an «Kälin-Fäh» genannt. Aber die riesige Arbeit ging über die Kräfte des gewissenhaften Mönches. Er musste ein Jahr aussetzen und kam schliesslich 1955-1957 als Spiritual in das [[Benediktinerinnenkloster Hermetschwil]]. 1957 holten die Mitbrüder den vorbildlichen Ordensmann als Subpior nach Sarnen zurück. P. Raphael bekleidete dieses Amt bis zum Jahre 1963. Im Herbst 1967 ging er auf Wunsch des Abtes in die alte Klosterheimat, ins Hospiz Muri, und fand dort als einfühlender Krankenpater im Bezirksspital den Zugang zu den leidenden und sterbenden Menschen. Und schliesslich kam er 1975 ein zweites Mal als Spiritual zu den Nonnen ins [[Benediktinerinnenkloster Hermetschwil]].Das Amt des Spirituals lag ihm besonders am Herzen. Er nahm es bis an sein Lebensende wahr.
 
Ein Jahr säter kam P. Raphael als Lehrer ans Kollegium Sarnen, wurde aber schon nach zwei Jahren vom Abt zum Weiterstudium der Philosophie nach Fribourg gesandt. Nachdem er zwischendurch immer wieder am Kollegium unterrichtet hatte, promovierte er 1940 summa cum laude zum Doktor der Philosophie. Von jetzt an trug er in Samen den Studenten und, als während des Krieges das Klerikat von Gries nach Sarnen verlegt wurde, auch den Klerikern Philosophie vor. 1947 erzwang eine Stimmbandlähmung den Unterbruch seiner Lehrtätigkeit. Er wurde Sekretär des Rektors und ein Jahr später auch Klosterbibliothekar. In diese Jahre fällt die Neuausgabe des zweibändigen Lehrbuches der Philosophie, von jetzt an «Kälin-Fäh» genannt. Aber die riesige Arbeit ging über die Kräfte des gewissenhaften Mönches. Er musste ein Jahr aussetzen und kam schliesslich 1955-1957 als Spiritual in das [[Benediktinerinnenkloster Hermetschwil]]. 1957 holten die Mitbrüder den vorbildlichen Ordensmann als Subpior nach Sarnen zurück. P. Raphael bekleidete dieses Amt bis zum Jahre 1963. Im Herbst 1967 ging er auf Wunsch des Abtes in die alte Klosterheimat, ins Hospiz Muri, und fand dort als einfühlender Krankenpater im Bezirksspital den Zugang zu den leidenden und sterbenden Menschen. Und schliesslich kam er 1975 ein zweites Mal als Spiritual zu den Nonnen ins [[Benediktinerinnenkloster Hermetschwil]].Das Amt des Spirituals lag ihm besonders am Herzen. Er nahm es bis an sein Lebensende wahr.
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Als Philosoph war P. Raphael kein Neuscholastiker, er war Originalthomist. Er sass an der Quelle und schöpfte unmittelbar die reine Lehre des Meisters. Er kannte aber auch wie wenige die Werke des Heiligen. Hierin lag seine Stärke und zugleich eine gewisse Schwäche. Denn Thomas absorbierte sozusagen seine ganze Arbeitsenergie, so dass ihm für anderes und Neueres kaum noch Zeit und Interesse übrig blieben. Ähnliches gilt auch für die Lektüre der grossen Lehrer des geistlichen Lebens. P. Raphael war beinahe von du zu du vertraut mit der grossen Therese von Avila und Johannes vom Kreuz. Von Meister Eckhart aber und den mittelalterlichen Mystikern seines Stils hielt ihn, wegen möglicher pantheistischer Tendenz, eine fast skrupulöse Hemmung zurück. Lieber hundertprozentige Rechtgläubigkeit und Kirchentreue als irrationale Höhenflüge einer unkontrollierten Gottinnigkeit. Keine Schwärmerei, sondern nüchterne Sachlichkeit und letzte Garantie in Dingen des Glaubens und auch der Mystik waren sein Grundsatz.
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1985 machte sich bei P. Raphael eine unheilbare Krankheit bemerkbar, die den 83jährigen, bislang kräftigen und immer gesund und mässig lebenden Mann, innert Monaten aufgezehrte. Er verschied am 26.Januar 1986 verschied in der Klinik St. Anna in Luzern und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Klosterfriedhof in Sarnen.
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(P. [[Frowin (Adolf) Müller]])
  
 
==Werke==
 
==Werke==

Version vom 8. März 2019, 11:30 Uhr

P. Raphael Fäh

Raphael (Wilhelm Beat) Fäh (* 12. Februar 1903 von Benken SG; † 26. Januar 1986 Luzern), Dr. phil.

Lebensdaten

Matura Kollegium Sarnen: 1925

Profess: 5. Oktober 1927

Priesterweihe: 21. März 1931

Goldenes Priesterjubiläum: 21. März 1981 in der Stiftskirche zu Gries

Ämter

Lehrer in Sarnen: 1932–1934, 1936–1950, 1951–1954, 1957–1967

Präfekt im Lyzeum in Sarnen: 1939–1940

Leiter Benediktusgarde: 1940–1942

Professor der Philosophie für Neuprofessen in Sarnen (Phil./Theol., Kurs praeparator.): 1944–1945

Sekretär des Rektors: 1945–1947

Bibliothekar in Sarnen: 1948–1950

Spiritual in Davos: 1950–1951

Spiritual in Hermetschwil: 1955–1957, 1975–1986

Subprior in Sarnen: 1957–1963

Bewohner im Hospiz Muri (Spitalseelsorger): 14. August 1967 – 1. November 1975

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Eltern: Karl Fäh und Maria Ziegler

Geschwister:

  • Karl Fäh, Zürich (+ 16. Januar 1958)
  • Maria Fäh-Fäh, Winterthur (+ 1979)

Lebensbeschreibung

Wilhelm Fäh wurde am 12. Februar 1903 im sanktgallischen Benken geboren. Nach der Volksschule besuchte er das Gymnasium in Sarnen und schloss dieses 1925 mit der Matura ab. Sein Interesse und gewiss auch seine besondere Eignung für Philosophie führte ihn jetzt zuerst an die Universität Fribourg. Aber schon nach einem Jahr akademischer Freiheit entschloss er sich zum Eintritt in die Abtei Muri-Gries. Am 5. Oktober 1927 legte er unter dem neuen Namen Raphael seine ersten Gelübde ab. In Gries oblag er dem Studium der Theologie, bis er am Benediktstag, 21. März 1931, zum Priester geweiht wurde. Ende 1931 beschloss Abt Alfons Maria Augner P. Raphael zum Novizenmeister zu ernennen. P. Raphael sah sich nicht in der Lage, diese Verantwortung zu tragen und vertraute sich Abt Ildefons Herwegen (Abtei Maira Laach) an. Abt Ildefons bat Abt Alfons in einem Brief, P. Raphael von dieser Aufgabe zu entbinden, damit sich dieser weiter intensiv seinen Studien widmen könne.[1]

Ein Jahr säter kam P. Raphael als Lehrer ans Kollegium Sarnen, wurde aber schon nach zwei Jahren vom Abt zum Weiterstudium der Philosophie nach Fribourg gesandt. Nachdem er zwischendurch immer wieder am Kollegium unterrichtet hatte, promovierte er 1940 summa cum laude zum Doktor der Philosophie. Von jetzt an trug er in Samen den Studenten und, als während des Krieges das Klerikat von Gries nach Sarnen verlegt wurde, auch den Klerikern Philosophie vor. 1947 erzwang eine Stimmbandlähmung den Unterbruch seiner Lehrtätigkeit. Er wurde Sekretär des Rektors und ein Jahr später auch Klosterbibliothekar. In diese Jahre fällt die Neuausgabe des zweibändigen Lehrbuches der Philosophie, von jetzt an «Kälin-Fäh» genannt. Aber die riesige Arbeit ging über die Kräfte des gewissenhaften Mönches. Er musste ein Jahr aussetzen und kam schliesslich 1955-1957 als Spiritual in das Benediktinerinnenkloster Hermetschwil. 1957 holten die Mitbrüder den vorbildlichen Ordensmann als Subpior nach Sarnen zurück. P. Raphael bekleidete dieses Amt bis zum Jahre 1963. Im Herbst 1967 ging er auf Wunsch des Abtes in die alte Klosterheimat, ins Hospiz Muri, und fand dort als einfühlender Krankenpater im Bezirksspital den Zugang zu den leidenden und sterbenden Menschen. Und schliesslich kam er 1975 ein zweites Mal als Spiritual zu den Nonnen ins Benediktinerinnenkloster Hermetschwil.Das Amt des Spirituals lag ihm besonders am Herzen. Er nahm es bis an sein Lebensende wahr.

Als Philosoph war P. Raphael kein Neuscholastiker, er war Originalthomist. Er sass an der Quelle und schöpfte unmittelbar die reine Lehre des Meisters. Er kannte aber auch wie wenige die Werke des Heiligen. Hierin lag seine Stärke und zugleich eine gewisse Schwäche. Denn Thomas absorbierte sozusagen seine ganze Arbeitsenergie, so dass ihm für anderes und Neueres kaum noch Zeit und Interesse übrig blieben. Ähnliches gilt auch für die Lektüre der grossen Lehrer des geistlichen Lebens. P. Raphael war beinahe von du zu du vertraut mit der grossen Therese von Avila und Johannes vom Kreuz. Von Meister Eckhart aber und den mittelalterlichen Mystikern seines Stils hielt ihn, wegen möglicher pantheistischer Tendenz, eine fast skrupulöse Hemmung zurück. Lieber hundertprozentige Rechtgläubigkeit und Kirchentreue als irrationale Höhenflüge einer unkontrollierten Gottinnigkeit. Keine Schwärmerei, sondern nüchterne Sachlichkeit und letzte Garantie in Dingen des Glaubens und auch der Mystik waren sein Grundsatz.

1985 machte sich bei P. Raphael eine unheilbare Krankheit bemerkbar, die den 83jährigen, bislang kräftigen und immer gesund und mässig lebenden Mann, innert Monaten aufgezehrte. Er verschied am 26.Januar 1986 verschied in der Klinik St. Anna in Luzern und fand seine letzte Ruhestätte auf dem Klosterfriedhof in Sarnen.

(P. Frowin (Adolf) Müller)

Werke

  • Begriff und Konkreszenz bei Bruno Bauch, Dissertation, Sarnen 1940.
  • Lehrbuch der Philosophie: I. Einführung in die Logik usw., Neubearbeitung von Kälins Lehrbuch von 1922, 4. Auflage, Sarnen 1950 (5. Auflage 1957).
  • Lehrbuch der Philosophie: II. Einführung in die Ethik, Umarbeitung von Kälins Lehrbuch von 1945, 2. Auflage, Sarnen 1954 (3. Auflage 1962).
  • Pater Superior Dr. Beda Kaufmann OSB zum 70. Geburtstag am 4. Juni 1962, in: Sarner Kollegi Chronik 24 (1962) 3, 78-80.

Rezensionen

1944

  • Horvath, Alexander M., Heiligkeit und Sünd im Licht der thomistischen Theologie, Fribourg, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 2, 38-40.

1947

  • Bucher, Zeno, Die Innenwelt der Atome. Die Ergebnisse des Atomphysik naturphilosophisch bearbeitet, Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 9 (1947) 4, 27-28.

1948

Bibliographie

  • Müller, Frowin, Zur Erinnerung an P. Raphael Fäh OSB. 12. Februar 1903 bis 26. Januar 1986, in: Sarner Kollegi Chronik 48.1, 1986, 4-9.
  • Professbuch: Nr. 821.
  • Nachlass P. Raphael Fäh, StiAMG Gries und Sarnen, N.821.

Einzelnachweise

  1. Herwegen, Ildefons: Brief an Abt Alfons vom 18.11.1931, StiAMG Gries, Nachlass Abt Alfons Augner.


Vorgänger Amt Nachfolger
Subprior
1957–1963
Beda Kaufmann