Salzburg, Universität

Aus Muri
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Institution

Die Beschlüsse des Trienter Konzils und die anschliessenden Reformbewegungen in den Bistümern und Ordenshäusern führten zu verschiedenen Gründungen im Bildungsbereich für die Priester und Religiosen. Auf die Initiative von Erzbischof Markus Sittikus von Salzburg geht die Gründung der Benediktiner-Universität in Salzburg zurück. Angeregt vom Beispiel der Theologischen Hochschule in Dillingen wollte er in seinem Erzbistum eine ähnliche Einrichtung zur Förderung der Bildungsstandes der Priester und Religiosen schaffen. Nachdem sich vorgängig die Franziskaner, Augustiner und Jesuiten für seine Idee nicht erwärmen konnten, wandte er sich an Abt Joachim Buchauer der Benediktinerabtei St. Peter in Salzburg. Ihm gelang es, viele deutsche und österreichische Abteien für sein Vorhaben zu gewinnen. Als erster Schritt wurde am 20. Dezember 1617 die Stiftungsurkunde über die Errichtung eines Gymnasiums ausgefertigt. Der Studienbetrieb wurde unter Leitung des Stiftes St. Peter aufgenommen. Um das Bildungswerk langfristig zu sichern, kam es 1618 zur Begründung einer Konföderation der Benediktinerklöster im Interesse des gemeinsamen Projektes. Aus dem Gebiet der heutigen Schweiz wurde auch die Fürstabtei St. Gallen Mitglied der Konförderation zur Führung der Schule, während die Fürstabteien Einsiedeln, Muri und Rheinau sich zurückhielten. Sie sagten aber auf 10 Jahre ihre Mitwirkung bei entsprechendem Bedarf zu. Auf diese Zusage musste in der Folge seitens der Konförderation nicht zurückgegriffen werden. Mit päpstlicher und kaiserlicher Bewilligung wurde die Lehranstalt unter Erzbischof Paris von Lodron zu einer Universität aufgewertet. Die feierliche Eröffnung der Universität erfolgte am 11. Oktober 1622. Sie bestand bis 1811.[1]

Unbestrittenermassen hat sich Abt Johann Jodok Singisen für die Bildung des Ordensnachwuchses eingesetzt. In diesem übergeordneten Sinne begrüsste er auch die Errichtung der Benediktineruniversität in Salzburg. Für seine Absichten im Kloster Muri scheint er sie aber nicht als notwendig erachtet zu haben. So lehnte er das Angebot, in die Leitung der neuen Universität aufgenommen zu werden, wegen der Belastung, seines Alters und der Entfernung ab. Ebenfalls der Bitte um die Entsendung eines Konventualen als Professor lehnte er mit dem Hinweis auf die personelle Situation seines Klosters ab. Für die Ausbildung seiner eigenen Konventualen setzte er wie bis anhin auf die Theologische Hochschule der Jesuiten in Dillingen und die selber aufgebaute Hausschule. Zur Zurückhaltung trug sicherlich auch das Projekt der Fürstabtei St. Gallen bei, die in Rorschach eine Kongregationshochschule der Schweizer Benediktiner ansiedeln wollten.[2] Zudem benötigte Abt Johann Jodok Singisen seine gut ausgebildeten Konventualen für seine Reformbemühungen in den verschiedenen Männer- und Frauenklöster, die ihm von den Nuntien in Betreuung gegeben wurden.

Seine Nachfolger setzten bis zur Klosteraufhebung 1841 weitestgehend nur noch auf die eigene Hausschule. Diese Tradition setzte sich im 19. und weit ins 20. Jahrhundert hinein in Gries fort. So verwundert es nicht weiter, dass das Kloster Muri in der Zeit von 1622 bis 1811 weder in den Listen der Rektoren, der Prokanzler und der Dekane der Universität Salzburg erscheint. Das Gleiche ist bei den Dekanen anzufügen. Aus der Schweizer Benediktinerkongregationen stellten lediglich die Fürstabteien Einsiedeln mit P. Augustin von Reding[3] und P. Bernhard Waibel[4] zweimal den Dekan der theologischen Fakultät, wobei P. Bernhard auch zwei Jahre als Prokanzler der Universität wirkte, sowie St. Gallen mit P. Plazidus Bridler[5], dem Neffen von P. Adalbert Bridler, einmal den Dekan der iuristischen Fakultät.[6] Auch in der Liste der Professoren findet sich kein Konventuale aus dem Kloster Muri. In dieser Zeit studieren auch keine Konventualen an der Universität Salzburg.

Erst 1962 wurde die Universität Salzburg mit staatlicher Trägerschaft neu errichtet. Der Lehrbetrieb wurde mit Philosophie und Theologie begonnen.

Zur Unterbringung von Studierenden des Benediktinerordens hat die Erzabtei St. Peter auf seinem Klosterareal das Kolleg St. Benedikt geschaffen. Es wurde am 12. Oktober 1924 in bestehenden Räumlichkeiten des Stiftes St. Peter in Salzburg eröffnet. Gleichzeitig wurde ein Neubau begonnen, der 1926 bezogen werden konnte. Dieses Werk trug dazu bei, dass Papst Pius XI. das Stift St. Peter zur Erzabtei erhob. Dieses benutzten auch die im 20. Jahrhundert in Salzburg studierenden Murianer Konventualen. Auf dem Stiftsareal befindet sich auch das von der Salzburger Äbtekonferenz getragene Institut für Benediktinische Studien (IBS).

Murianer Konventuale

Studententen

Rektor Kolleg St. Benedikt

Bibliographie

  • Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band I). Zug 1929.
  • Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei U. L. F. zu Einsiedeln (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band III). Zug 1933.
  • Oskar Hunkeler: Abt Johann Jodok Singisen von Muri (1596-1644) – Ein Beitrag zur tridentinischen Reform und zur Barockkultur in der Schweiz. Mellingen 1961.
  • Koci, Paulus, Das Kolleg St. Benedikt in Salzburg, in: Alt & Jung Metten. Zeitschrift für Altmettener und Freunde der Abtei Metten 87 (2020/2021) 02, 90-104.
  • Sattler, Magnus, Collectaneen-Blätter zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Universität Salzburg, Kempten 1890.
  • Sattler, Magnus, Die Benedictiner-Universität Salzburg, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und dem Cistercienser-Orden 2 (1881) 1, 61-74; 2 (1881) 2, 90-100; 3 (1881) 282-296; 3 (1882) 1, 83-96.
  • Schachenmayr, Akluin, 400 Jahre Salzgurger (Benediktiner-)Universität (1622-2022), in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 133(2022),163-200.
  • Uhlig, Andreas, Finanzkrisen am Beispiel der Erzabtei St. Peter in der Zwischenkriegszeit, in: Mittei-lungen zu den Kulturgütern der Orden MiKo 5 (2020), 136-147. [1]

Einzelnachweise

  1. Sattler, Magnus, Collectaneen-Blätter zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Universität Salzburg, Kempten 1890, 1-38.
  2. Oskar Hunkeler: Abt Johann Jodok Singisen von Muri (1596-1644) – Ein Beitrag zur tridentinischen Reform und zur Barockkultur in der Schweiz. Mellingen 1961, S. 193–194.
  3. Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei U. L. F. zu Einsiedeln (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band III). Zug 1933, S. 396.
  4. Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei U. L. F. zu Einsiedeln (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band III). Zug 1933, S. 300–302.
  5. Rudolf Henggeler: Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band I). Zug 1929, S. 303–304.
  6. Sattler, Magnus, Collectaneen-Blätter zur Geschichte der ehemaligen Benedictiner-Universität Salzburg, Kempten 1890,677-699.