Schweizer Benediktinerkongregation

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Schweizer Benediktinerkongregation

Die Schweizerische Benediktinerkongregation [1]besteht seit 1602 und umfasst heute sieben selbständigen Benediktinerklöstern in der Schweiz und im Südtirol. Sie steht in engem Austausch mit der Schweizerischen Benediktinerinnenförderation [2]. Verschiedene Projekte wie die Juvenatswochen, Publikationen [3] usw. werden gemeinsam erarbeitet. Die Schweizerische Benediktinerkongregation ist Teil der Benediktinischen Konföderation.

Die Errichtung der Schweizer Benediktinerkongregation wurde am 13. Dezember 1608 durch den Nuntius de Aquino bestätigt. 1622 erfolgte durch Papst Gregor XV. die Verleihung der Exemption, was sein Nachfolger Papst Urban VIII. 1624 nochmals bestätigte.[1]

Geschichte

Die Geschichte der Kongregation wurde von Abt Lukas Schenker von Mariastein in Kapitel 2 "Die Schweizerische Benediktinerkongregation von der Gründung bis in die Gegenwart" seines Buches zum 400-jährigen Jubiläum im Jahre 2002 dargestellt.[2]

Reformpunkte

Der Zusammenschluss von Benediktinernklöstern zu Kongregationen war durch die Trienter Reformdekrete vorgegeben. Im Gegensatz zu anderen Kongregationen, denen es nur um die iuristische Erfüllung der Vorgaben ging, strebte die Schweizer Benediktinerkongregation eine echte Reform und eine innere Erneuerung an. Sie übernahm nicht nur die minimalen Forderungen des Konzils wie das minimale Alter für die Profess von 16 Jahren und den vorgegebenen Sitzungsrhythmus der Kongregationsmitglieder. Darüber hinaus erarbeiteten die Äbte Bernhard Müller[3] von St. Gallen, Augustin Hofmann[4] von Einsiedeln, Johann Jodok Singisen von Muri und Benedikt Rennhas[5] von Fischingen in Anwesenheit des päpstlichen Nuntius della Torre einen weitergehenden Reformkatalog. Dessen Umsetzung wurde zur Bedingung für die Mitgliedschaft in der Schweizer Benediktinerkongregation:[6]

  • Andächtige und einheitliche Feier der Liturgie nach dem Missale Papst Pius V.
  • Regelung der Vita communis
  • Wiederherstellung der Armut durch Aufhebung jeglichen Privateigentums der Mönche
  • Briefverkehr nur über die Oberen
  • Strengstes Stillschweigen nach der Komplet, Verbot nächtlicher Zusammenkünfte
  • Strenge Beachtung der Klausur
  • Wohnpflicht für alle Konventualen in der Klausur
  • Rechte, aber mässige Küche
  • Verbot der Teilnahme an weltlichen Lustbarkeiten, Hochzeiten usw.
  • Einfachheit der Lebensführung der Äbte (wenige Diener usw.)

Abt Johann Jodok Singisen setzte die Reform in seinem Kloster Muri konsequent um und trug sie als Visitator und Ordinarius zusammen mit seinen Mitbrüdern Christoph Wetzstein, Augustin Stöcklin, Hieronymus Walher, Benedikt Lang, Adalbert Bridler und weiteren in zahlreiche Männer- und Frauenkonvente hinein.[7] "Es besteht kein Zweifel, dass der Zusammenschluss der schweizerischen Benediktinerklöster für diese selbst die segensreichsten Folgen hatte. Wenn Zucht und Ordnung aufblühten und sich die Klöster im 17. Jahrhundert eine sehr geachtete Stellung sicherten, dann verdanken sie das vor allem der Kongregation. ... Mit Recht konnte man am 10. September 1702 im Stift St. Gallen unter grösster Feierlichkeit das hundertjährige Bestehen der Kongregation begehen."[8]

Konstitutionen

Die derzeit gültigen Satzungen und Spirituellen Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation wurden am 27. Februar 1986 vom Kongregationskapitel verabschiedet und am 19. April 1986 vom Apostolischen Stuhl approbiert. Inhaltsverzeichnis und Inhalt können abgerufen werden unter: [4]

Zielsetzungen

Die Zielsetzungen der Kongregation sind in § 289 der Statuten wie folgt umschrieben: "Unter Wahrung der Selbständigkeit der Klöster fördert die Kongregation in ihren Häusern das benediktinische Leben. Sie stärkt die Solidarität zwischen den Klöstern und kann subsidiäre Massnahmen zugunsten eines Klosters treffen. So dient sie dem gemeinsamen Wohl und stärkt die geistliche, monastische und apostolische Lebenskraft der Klöster."[9]

Aktivitäten

Visitationen

Visitationen sollen die Gemeinschaft eines Klosters "in der brüderlichen Liebe stärken und die Mönche in der Treue zu ihrer benediktinischen Berufung und zu ihrer Sendung festigen. Die Visitation erstreckt sich auf Geist und Disziplin der Gemeinschaft und ihrer Glieder, auf die personellen Verhältnisse und die Amtsführung, auf die Tätigkeitsfelder und die wirtschaftliche Lage des Klosters."[10] Die ordentlichen Visitationen finden im 5-Jahresrhythmus statt. Die Verantwortung liegt beim Abtpräses der Kongregation. Verwantwortlichkeiten, Aufgaben und Vorgehensweise sind in den Satzungen geregelt.[11]

Erfa-Tagungen

Für verschiedene klösterliche Funktionen und Aufgaben werden regelmässig oder bei Bedarf Tagungen zum Erfahrungsaustausch und zur Planung gemeinsamer Aktivitäten durchgeführt, so beispielsweise jährlich für die Novizenmeister und Novizenmeisterinnen der Schweizer Benediktiner Benediktinerinnen.

Aus- und Weiterbildung

  • Junioratswoche: Jährlich wird ein einwöchiger Kurs für die Novizinnen / Novizen sowie die zeitlichen Professen der Schweizer Benediktiner- und Benediktinerinnenklöster angeboten. Dieser gehört zum Ausbildungsprogramm im Kloster Muri-Gries.

Mitglieder

Gebetsverbrüderungen

Gremien

Kongregationskapitel

Zusammensetzung und Aufgaben gemäss § 303-332 der Satzungen[15]

Kongregationsrat

Zusammensetzung und Aufgaben gemäss § 344-347 der Satzungen[16]

Kongregationskapitel

Zusammensetzung und Aufgaben gemäss § 350-352 der Satzungen[17]

Ämter

Präses

Vizepräses

1. Visitator

2. Visitator

3. Visitator

  • 1613 Muri
  • 1639 Muri
  • 1645 Muri
  • 1667 Muri

Sekretär

Bibliographie

  • Henggeler, Rudolf, Die Schweizerische Benediktinerkongregation, in: St. Meinradsraben (1947) 2, 53-59.
  • Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929.
  • Henggeler, Rudolf, Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae II. Band, Zug 1931.
  • Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933.
  • Hunkeler, Oskar, Abt Johann Jodok Singisen von Muri (1596-1644). Ein Beitrag zur tridentinischen Reform und zur Barockkultur in der Schweiz, Mellingen 1961.
  • Keller, Willy, Die Benediktinerabtei Fischingen im Zeitalter der Glaubensspaltung und der katholischen Reform 1500-1700, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte Beiheft 3, Freiburg 1946.
  • Mayr, Matthias, Kloster erleben. Das Benediktinerstift Marienberg, Bozen 2018.
  • Molitor, Raphael, Aus der Rechtsgeschichte benediktinischer Verbände. Untersuchungen und Skizzen, 1. Band: Verbände von Kloster zu Kloster, Münster 1928.
  • Oesch, Johannes, Das Kloster Pfäfers und seine Aufhebung. Eine historische Studie, Mels 1916.
  • Schenker, Lukas, Die Schweizer Benediktinerkongregation, in: Ulrich Faust, Franz Quarthal (Bearb.): Die Reformverbände und Kongregationen der Benediktiner im deutschen Sprachraum. EOS Verlag, St. Ottilien 1999 (Germania Benedictina. 1), 433–476.
  • Schenker, Lukas, Benediktinische Gemeinschaften in der Schweiz. 400 Jahre Schweizerische Benediktinerkongregation 1602–2002, Gossau 2002, ISBN 3-85603-035-2.
  • Satzungen und Spirituelle Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation, Bozen 1986.
  • Vogler, Werner (Hg.), Die Abtei Pfäfers. Geschichte und Kultur, 2. Auflage, St. Gallen 1985.

Einzelnachweise

  1. Molitor, Raphael, Aus der Rechtsgeschichte benediktinischer Verbände. Untersuchungen und Skizzen, 1. Band: Verbände von Kloster zu Kloster, Münster 1928, 330.
  2. Schenker, Lukas, Benediktinische Gemeinschaften in der Schweiz. 400 Jahre Schweizerische Benediktinerkongregation 1602–2002, Gossau 2002, 24-36.
  3. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 143-145.
  4. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 119-120.
  5. Henggeler, Rudolf, Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae II. Band, Zug 1931, 326-333.
  6. Keller, Willy, Die Benediktinerabtei Fischingen im Zeitalter der Glaubensspaltung und der katholischen Reform 1500-1700, in: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte Beiheft 3, Freiburg 1946, 107-112.
  7. Hunkeler, Oskar, Abt Johann Jodok Singisen von Muri (1596-1644). Ein Beitrag zur tridentinischen Reform und zur Barockkultur in der Schweiz, Mellingen 1961, 72-124.
  8. Henggeler, Rudolf, Die Schweizerische Benediktinerkongregation, in: St. Meinradsraben (1947) 2, 57.
  9. Satzungen und Spirituelle Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation, Bozen 1986, 43.
  10. Satzungen und Spirituelle Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation, Bozen 1986, § 358 und 359, 50.
  11. Satzungen und Spirituelle Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation, Bozen 1986, § 360-374, 50-52.
  12. Mayr, Matthias, Kloster erleben. Das Benediktinerstift Marienberg, Bozen 2018, 101.
  13. Vogler, Werner (Hg.), Die Abtei Pfäfers. Geschichte und Kultur, 2. Auflage, St. Gallen 1985, 16-18.
  14. Oesch, Johannes, Das Kloster Pfäfers und seine Aufhebung. Eine historische Studie, Mels 1916, 39-42.
  15. Satzungen und Spirituelle Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation, Bozen 1986, 45-48.
  16. Satzungen und Spirituelle Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation, Bozen 1986, 49.
  17. Satzungen und Spirituelle Richtlinien der Schweizer Benediktinerkongregation, Bozen 1986, 49-50.
  18. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 143-145.
  19. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 145-148.
  20. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 148-149.
  21. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 149-151.
  22. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 151-154.
  23. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 154-157.
  24. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 157-160.
  25. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 160-163.
  26. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 163-166.
  27. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 175-184.
  28. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 184-201.
  29. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 201-209.
  30. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 209-214.
  31. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 214-217.
  32. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 217-221.
  33. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 221-222.
  34. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 275-276.
  35. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 145-149.
  36. Henggeler, Rudolf, Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae II. Band, Zug 1931, 229-232.
  37. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 381.
  38. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 375-378.
  39. Henggeler, Rudolf, Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae II. Band, Zug 1931, 326-333.
  40. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei der heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen, Monasticum-Benedictinum Helvetiae, Zug 1929, 422-423.
  41. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 471-472.
  42. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 532-533.
  43. Henggeler, Rudolf, Professbuch der fürstlichen Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau von Einsiedeln, Monasticon-Benedictinum Helvetiae III. Band, Zug 1933, 533-535.