Sigisbert Frick: Unterschied zwischen den Versionen

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Die irdische Laufbahn von Paul, dem späteren P. Sigisbert, begann am 17. November 1911 in Wil, St. Gallen. Sein Vater, Karl Albert Frick, war Landwirt und Viehhändler. Er starb früh, als Paul, sein Jüngster, noch die Schulbank drückte. Die Mutter, Maria, eine appenzellerische Fässler, führte die Landwirtschaft zuerst noch weiter. Sie zog dann mit ihrem Jüngsten nach Disentis, wo Paul das Klostergymnasium besuchte. 1930 kam er nach Sarnen in die sechste Gymnasialklasse. Schon nach einem Jahr, zwei Jahre vor der Matura, wie es damals Frühentschlossene taten, trat er in Muri-Gries ins Noviziat ein. Dass Paul anlässlich der Profess den Namen Sigisbert erhielt, war eine Hommage des Abtes [[Alfons Maria Augner]] an die Abtei Disentis, wo von 1888—1916 der Muri-Grieser Pater [[Benedikt Prevost]] Abt war. 1932 kam Frater Sigisbert wieder nach Sarnen ins Lyzeum, um 1934 seine Gymnasialzeit mit der Matura zu krönen. Die Theologie studierte er an der Hausschule im Kloster Gries. Am 29. Juni 1937, dem Festtag seines Namenspatrons Paulus, feierte er in der Stiftskirche Gries Primiz. Ein Jahr später, nach Abschluss des Theologiestudiums, wurde er Cooperator (Pfarrhelfer) in der vom Kloster betreuten Bergpfarrei Afing. 1939 weilte Padre Sigisberto zum Sprachstudium nach Siena und wohnte im Kloster der Karmeliter. Siena, die Toskana, waren ab diesem Zeitpunkt immer wieder das Reiseziel in den Sommerferien wo ihn die Carmelitani stets mit Freude aufnahmen.
 
Die irdische Laufbahn von Paul, dem späteren P. Sigisbert, begann am 17. November 1911 in Wil, St. Gallen. Sein Vater, Karl Albert Frick, war Landwirt und Viehhändler. Er starb früh, als Paul, sein Jüngster, noch die Schulbank drückte. Die Mutter, Maria, eine appenzellerische Fässler, führte die Landwirtschaft zuerst noch weiter. Sie zog dann mit ihrem Jüngsten nach Disentis, wo Paul das Klostergymnasium besuchte. 1930 kam er nach Sarnen in die sechste Gymnasialklasse. Schon nach einem Jahr, zwei Jahre vor der Matura, wie es damals Frühentschlossene taten, trat er in Muri-Gries ins Noviziat ein. Dass Paul anlässlich der Profess den Namen Sigisbert erhielt, war eine Hommage des Abtes [[Alfons Maria Augner]] an die Abtei Disentis, wo von 1888—1916 der Muri-Grieser Pater [[Benedikt Prevost]] Abt war. 1932 kam Frater Sigisbert wieder nach Sarnen ins Lyzeum, um 1934 seine Gymnasialzeit mit der Matura zu krönen. Die Theologie studierte er an der Hausschule im Kloster Gries. Am 29. Juni 1937, dem Festtag seines Namenspatrons Paulus, feierte er in der Stiftskirche Gries Primiz. Ein Jahr später, nach Abschluss des Theologiestudiums, wurde er Cooperator (Pfarrhelfer) in der vom Kloster betreuten Bergpfarrei Afing. 1939 weilte Padre Sigisberto zum Sprachstudium nach Siena und wohnte im Kloster der Karmeliter. Siena, die Toskana, waren ab diesem Zeitpunkt immer wieder das Reiseziel in den Sommerferien wo ihn die Carmelitani stets mit Freude aufnahmen.
  
Mit seinem Italienischstudium in Siena hatte sich Pater Sigisbert eine Brücke nach Sarnen gebaut. Im Herbst 1939 — der Zweite Weltkrieg hatte schon begonnen — begann seine Tätigkeit in Sarnen mit einem für einen Anfänger reichlich dotierten Arbeitspensum. Er lehrte in seinem ersten Professorenschuljahr auf der Unterstufe Deutsch, Italienisch, Englisch als Freifach und Stenographie. Im gleichen Jahr wurde ihm auch die Leitung des Kollegitheaters anvertraut.
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Mit seinem Italienischstudium in Siena hatte sich Pater Sigisbert eine Brücke nach Sarnen gebaut. Im Herbst 1939 — der Zweite Weltkrieg hatte schon begonnen — begann seine Tätigkeit in Sarnen mit einem für einen Anfänger reichlich dotierten Arbeitspensum. Er lehrte in seinem ersten Professorenschuljahr auf der Unterstufe Deutsch, Italienisch, Englisch als Freifach und Stenographie. Im gleichen Jahr wurde ihm auch die Leitung des Kollegitheaters anvertraut. 1945 nahm Pater Sigisbert sein Studium an der Universität in Fribourg auf. Er konzentrierte sich auf Deutsch und Italienisch. In Fribourg fand Pater Sigisbert eine besonders gute Beziehung zu Prof. Paolo Arcari, den Professor für italienische Sprache und Literatur. Bei ihm schrieb er seine Dissertation mit dem Titel «Heinrich Federer und Italien». Diese Arbeit war die Ausgangslage für Pater Sigisberts Lebenswerk, Federer vom Schicksal des Vergessenwerdens zu retten. In den folgenden Jahrzehnten engagierte er sich neben seiner Schultätigkeit für Heinrich Federer  durch Vorträge und Aufsätze, die Betreuung der Neuauflagen der Federer-Werke im Rex-Verlag Luzern und durch eine Reihe sehr interessanter Briefeditionen. Diese verdienstvolle Tätigkeit wurde 1966 mit dem Innerschweizerischen Kulturpreis geehrt.
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P. Sigisbert war aber nicht nur ein engagierter und leidenschaftliche Lehrer, Theaterleiter und Federer-Forscher, sondern auch ein wortgewaltiger Verkünder des Wortes Gottes. Die häufige Sonntagsaushilfe war für ihn - auch wenn sie noch so streng und aufreibend war - reine Erholung. In den Sommerferien suchte er Abwechslung auf Auslandreisen. Die Klöster Bayerns und Österreichs waren ihm alle bekannt. Italien bereiste er gerne auf Federers Spuren.
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Stabilitas Loci - Beständigkeit an einem Ort - fiel P. Sigisbert augenscheinlich schwer. Nach seinem Doktorat 1948 blieb er nur bis zum Herbst 1953 in Sarnen. Dann übernahm er im Kloster Gries eine neue, für das Kloster ungewohnte Aufgabe. Es gab damals aus dem Südtirol eine Anzahl Novizen, die noch Matura machen sollten. Nun dozierte ihnen P. Sigisbert deutsche und italienische Literatur. Gleichzeitig unterwies er die Absolventen der theologischen Hausschule in der Homiletik. 1966 zog er ins neue Hospiz im ehemaligen Stammkloster Muri um.  
  
  

Version vom 9. März 2019, 12:08 Uhr

Sigisbert (Paul Othmar) Frick (* 16. November 1911 von Oberbüren; † 7. Januar 1993 Sarnen)

Lebensdaten

Profess: 29. September 1932

Matura Kollegium Sarnen: 1934

Priesterweihe: 27. Juni 1937

Goldenes Priesterjubiläum: 28. Juni 1987 in der Klosterkirche in Muri

Diamantenes Professjubiläum: 29. September 1992 im Pflegeheim am Schärme, Sarnen

Ämter

Kooperator (Auxiliar) in Afing: 1938–1939

Lehrer in Sarnen: 1939–1953, 1961–1978

Direktor Schultheater in Sarnen: 1940–1953, 1962–1978

Präfekt der Externen in Sarnen: 1943–1945

Redakteur der Sarner Kollegi Chronik: 1951–1953

Lektor in Gries für den Lyzealkurs: 1953–1956

Gastpater in Gries: 1955–1956

Seelsorgerische Aushilfe in Muri: 1956

Bewohner im Hospiz Muri: 1957–1961, 1979–1991

Leiter der Volkshochschule Sarnen: 1964–1967

Gastpater in Sarnen: 1974–1976

Forschungsschwerpunkt: Schriftsteller und Priester Heinrich Federer, ein Schüler der Kantonsschule Sarnen

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Eltern: Karl Albert Frick, Landwirt und Viehhändler, und Maria Fässler

Tante: Berta Frick, verheiratet mit Walter Klingler, Nationalrat

Geschwister:

  • Hans Frick-Schmid, Wil SG (+ 26. Februar 1959)
  • Josef Frick, Herrliberg (+ 1970)
  • Ida Frick (+ 1966)

Cousin von P. Bonifaz Klingler.

Lebenslauf

Die irdische Laufbahn von Paul, dem späteren P. Sigisbert, begann am 17. November 1911 in Wil, St. Gallen. Sein Vater, Karl Albert Frick, war Landwirt und Viehhändler. Er starb früh, als Paul, sein Jüngster, noch die Schulbank drückte. Die Mutter, Maria, eine appenzellerische Fässler, führte die Landwirtschaft zuerst noch weiter. Sie zog dann mit ihrem Jüngsten nach Disentis, wo Paul das Klostergymnasium besuchte. 1930 kam er nach Sarnen in die sechste Gymnasialklasse. Schon nach einem Jahr, zwei Jahre vor der Matura, wie es damals Frühentschlossene taten, trat er in Muri-Gries ins Noviziat ein. Dass Paul anlässlich der Profess den Namen Sigisbert erhielt, war eine Hommage des Abtes Alfons Maria Augner an die Abtei Disentis, wo von 1888—1916 der Muri-Grieser Pater Benedikt Prevost Abt war. 1932 kam Frater Sigisbert wieder nach Sarnen ins Lyzeum, um 1934 seine Gymnasialzeit mit der Matura zu krönen. Die Theologie studierte er an der Hausschule im Kloster Gries. Am 29. Juni 1937, dem Festtag seines Namenspatrons Paulus, feierte er in der Stiftskirche Gries Primiz. Ein Jahr später, nach Abschluss des Theologiestudiums, wurde er Cooperator (Pfarrhelfer) in der vom Kloster betreuten Bergpfarrei Afing. 1939 weilte Padre Sigisberto zum Sprachstudium nach Siena und wohnte im Kloster der Karmeliter. Siena, die Toskana, waren ab diesem Zeitpunkt immer wieder das Reiseziel in den Sommerferien wo ihn die Carmelitani stets mit Freude aufnahmen.

Mit seinem Italienischstudium in Siena hatte sich Pater Sigisbert eine Brücke nach Sarnen gebaut. Im Herbst 1939 — der Zweite Weltkrieg hatte schon begonnen — begann seine Tätigkeit in Sarnen mit einem für einen Anfänger reichlich dotierten Arbeitspensum. Er lehrte in seinem ersten Professorenschuljahr auf der Unterstufe Deutsch, Italienisch, Englisch als Freifach und Stenographie. Im gleichen Jahr wurde ihm auch die Leitung des Kollegitheaters anvertraut. 1945 nahm Pater Sigisbert sein Studium an der Universität in Fribourg auf. Er konzentrierte sich auf Deutsch und Italienisch. In Fribourg fand Pater Sigisbert eine besonders gute Beziehung zu Prof. Paolo Arcari, den Professor für italienische Sprache und Literatur. Bei ihm schrieb er seine Dissertation mit dem Titel «Heinrich Federer und Italien». Diese Arbeit war die Ausgangslage für Pater Sigisberts Lebenswerk, Federer vom Schicksal des Vergessenwerdens zu retten. In den folgenden Jahrzehnten engagierte er sich neben seiner Schultätigkeit für Heinrich Federer durch Vorträge und Aufsätze, die Betreuung der Neuauflagen der Federer-Werke im Rex-Verlag Luzern und durch eine Reihe sehr interessanter Briefeditionen. Diese verdienstvolle Tätigkeit wurde 1966 mit dem Innerschweizerischen Kulturpreis geehrt.

P. Sigisbert war aber nicht nur ein engagierter und leidenschaftliche Lehrer, Theaterleiter und Federer-Forscher, sondern auch ein wortgewaltiger Verkünder des Wortes Gottes. Die häufige Sonntagsaushilfe war für ihn - auch wenn sie noch so streng und aufreibend war - reine Erholung. In den Sommerferien suchte er Abwechslung auf Auslandreisen. Die Klöster Bayerns und Österreichs waren ihm alle bekannt. Italien bereiste er gerne auf Federers Spuren.

Stabilitas Loci - Beständigkeit an einem Ort - fiel P. Sigisbert augenscheinlich schwer. Nach seinem Doktorat 1948 blieb er nur bis zum Herbst 1953 in Sarnen. Dann übernahm er im Kloster Gries eine neue, für das Kloster ungewohnte Aufgabe. Es gab damals aus dem Südtirol eine Anzahl Novizen, die noch Matura machen sollten. Nun dozierte ihnen P. Sigisbert deutsche und italienische Literatur. Gleichzeitig unterwies er die Absolventen der theologischen Hausschule in der Homiletik. 1966 zog er ins neue Hospiz im ehemaligen Stammkloster Muri um.


P. Sigisbert Frick galt als bedeutender Heinrich-Federer-Forscher. Im Zusammenhang mit seiner Forschungstätigkeit hielt er viele Vorträge und publizierte diverse Aufsätze. Zudem betreute er die Neuauflagen der Federer-Werke. Für diese umfangreichen Arbeiten erhielt P. Sigisbert 1966 den Innerschweizer Kulturpreis.

Werke

  • Das Passionsspiel in Oberammergau, in: Sarner Kollegi Chronik 13 (1951) 1, 8-9.
  • Dante und St. Benedikt, in: Sarner Kollegi Chronik 9 (1947) 4, 97-100.
  • Federer-Briefe, Luzern 1963.
  • Goldenes Priesterjubiläum, in: Sarner Kollegi Chronik 15 (1953) 3, 65-66.
  • Heinrich Federer und das Kollegium Sarnen, Beilage zum Jahresbericht 1965/1966, Sarnen 1966.
  • Heinrich Federer und Obwalden, in: Sonderbeilage zum 100. Geburtstag des Dichters Heinrich Federer 1866-1966, Obwaldner Volksfreund vom 30. September 1966, Nr. 78.
  • Heinrich Federer und Italien, Dissertation, Beilage zum Jahresbericht 1948/1949, Sarnen 1949.
  • Heinrich Federer und Pius X., in: Sarner Kollegi Chronik 13 (1951) 4, 89-93.
  • Heinrich Federer - Aus seinem Leben und Werk. Eine Anthologie, Luzern 1966.
  • Heinrich Federer - Leben und Dichtung, Luzern 1960 (2. Auflage 1963).
  • Heinrich Federer - Literarische Studien, Luzern 1966.
  • Herr Christian Dillier, alt Kantonsrat, Sarnen, in: Sarner Kollegi Chronik 15 (1953) 3, 88-89.
  • Herr Dr. Albert Hermann, Zahnarzt, Unterägeri, in: Sarner Kollegi Chronik 15 (1953) 3, 90.
  • Herr Dr. med. Albert Wyss, Arzt, Basel, in: Sarner Kollegi Chronik 13 (1951) 3, 81.
  • H. H. Alois Kaufmann, Chorherr und alt Rektor, Beromünster, in: Sarner Kollegi Chronik 15 (1953) 3, 87-88.
  • Hochw. Herr Christian Georg Riedi, Pfarrer von Peiden, in: Sarner Kollegi Chronik 14 (1952) 4, 128-129.
  • Hochw. Herr Dr. P. Benedikt Malin, Stiftsdekan, Disentis, in: Sarner Kollegi Chronik 14 (1952) 3, 99-100.
  • Hochw. Herr Kaplan Josef Scherer, Bischofszell TG, in: Sarner Kollegi Chronik 13 (1951) 3, 83.
  • Niklaus Lenau. Zur 100. Wiederkehr seines Todestages, 22. August 1950, in: Sarner Kollegi Chronik 12 (1950) 3, 66-69.
  • Prälat Dr. Karl Ignaz Bossart, Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 15 (1953) 3, 89-90.
  • Professor Dr. Josef Schwendimann, Chorherr zu St. Leodegar, Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 14 (1952) 3, 97-98.
  • "Thomas Becket" von Heinrich Federer, in: Sarner Kollegi Chronik 10.2, 1948, 36-43.
  • Weise Dichterworte. Spruchsammlung aus den Werken Heinrich Federers, Luzern 1969.

Rezensionen

1945

  • Zurkinden, Odilo, P. Maurus Carnot. Versuch einer Darstellung seines Lebens und Wirkens, Ilanz, in: Sarner Kollegi Chronik 7 (1945) 2, 64-65.

1947

1950

  • Alker, Ernst, Geschichte der deutschen Literatur, Erster Band, Stuttgart, in: Sarner Kollegi Chronik 12 (1950) 1, 27.
  • Federer, Heinrich, Wander- und Wundergeschichten aus dem Süden, Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 12 (1950) 1, 27-28.

1951

  • Alker, Ernst, Geschichte der deutschen Literatur, Zweiter Band, Stuttgart 1950, in: Sarner Kollegi Chronik 13 (1951) 1, 26-27.
  • Kindermann - Dietrich, Lexikon der Weltliteratur, Wien - Stuttgart 1950, in: Sarner Kollegi Chronik 13 (1951) 3, 78.

Auszeichnungen

Bibliographie

  • Amschwand, Rupert, Sigisbert Frick: Federer-Briefe, Luzern 1963, in: Sarner Kollegi Chronik 25 (1963) 4, 113.
  • Amschwand, Rupert, Sigisbert Frick: Heinrich Federer, Leben und Dichtung, Luzern - München 1960, in: Sarner Kollegi Chronik 22 (1960) 3, 86-87.
  • Ettlin, Leo, Dr. P. Sigisbert Frick (1911-1993), in: Sarner Kollegi Chronik 55.1, 1993, 6-13.
  • Röthlin, Karl, Feierliche Übergabe des Literturpreises der Innerschweiz an P. Dr. Sigisbert Frick OSB, Kollegium Sarnen, in: Obwaldner Volksfreund vom 20. Dezember 1966, Nr. 101, 2.
  • Professbuch: Nr. 846.
  • Nachlass P. Sigisbert Frick, StiAMG Gries und Sarnen, N.846.