Sursee, Murihof

Aus Muri
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Murihof

Der Besitz Murihof umfasste 1841 bei seiner Verstaatlichung durch den Kanton Aargau:

  • das sogenannte Amtshaus (Murihof) mit Vorhof und dabeiliegendem Wasch- und Holzhaus und Nutzniessungsgarten
  • beide nahe stehende Scheune
  • Acker auf dem Helgistöcklifeld von 2 Jucharten (Sursee, Geuenseer Feld)

Chronik

  • vor 1171 Grafen von Lenzburg erstellen einen herrschaftlichen Sitz in Sursee, umgeben von Wohnungen für Freie, Dienst- und Eigenleute.
  • 1171 Übergang an die Grafen von Kyburg
  • 1273 Übergang an die Grafen von Habsburg durch Heirat von Anna von Kyburg mit Graf Eberhard von Habsburg
  • 1348 Erdbeben im Grossraum Sursee, Beschädigungen am Gebäude unklar
  • 1363 Feuerstbrunst in Sursee, Beschädigungen am Gebäude unklar
  • 1376 Gebäude baufällig, Lehensvergabe an Meyer von Reitnau
  • ? Lehensvergabe an Mathias Schuhpanzer
  • ? Lehensvergabe an Hermann Trüllinger
  • vor 1386 Herzog Leopold III. von Österreich übernimmt das renovierte Gebäude und Lehen gegen eine Entschädigung von 300 Gulden wieder.
  • 1399 Übergang an das Kloster Muri durch Tausch des Murihofes gegen Besitzungen im Breisgau.
  • 1591–1593 Totalsanierung des Murihofes, Kosten 450 Gulden
  • 1646 Erneuerung der Schreibstube, Kosten 188 Gulden
  • 1687/88 Bau der Zehntenscheune für 775 Gulden
  • 1703–1705 Aufnahme der Kapuziner von Sursee während ihrem Klosterneubau
  • 1707–1710 Bau des Murihofes, Kosten ca. 5000 Gulden
  • 1727 Dachstockerneuerung auf der Schütte in Sursee, Kosten 739 Gulden
  • 1792/1793 Deckenbild im Festsaal von Joseph Anton Messmer im Auftrag von Fürstabt Gerold Meyer[1]
  • 1800–1832 Töchterschule Sursee. Sr. Maria Johanna Schnyder von Wartensee war von 1788-1790 im Kloster Epinal, von wo sie durch die Revolutionswirren vertrieben wurde. Sie wohnte in der Erdgeschosswohung des Murihofs und erteilte Mädchen Unterricht. Neben den üblichen Fächern lehrte sie auch Handarbeit und Französisch.

Besitzer

  • vor 1171 Grafen von Lenzburg
  • 1171–1273 Grafen von Kyburg
  • 1273–1376 Grafen von Habsburg
  • 1376– Meyer von Reitnau
  • ? Matthias Schupanzer
  • ? Hermann Trüllinger
  • vor 1386 Herzog Leopold III. von Österreich
  • 1399–1841 Kloster Muri
  • 1841– Stand Aargau
  • 1851–1875 Johann Rudolf Drexler, Dr. med., Sursee
  • 1875–1878 Josef Weibel, Apotheker in Luzern
  • 1878–1891 Abt Augustin Grüniger und P. Karl Prevost aus dem Kloster Muri-Gries
  • 1891–1901 Bernhard Renggli, Arzt, Sursee
  • 1901–1941 Hülfskasse Grosswangen
  • 1941–1996 Luzerner Landbank AG
  • 1996–2002 Luzerner Regiobank (durch Fusion)
  • 2002– Valiant Bank (durch Fusion)

Amtmänner

Das Amt eines Amtmannes oder Ammannes (auch Schaffner genannt) wurde notwendig aufgrund der Zunahme der Besitzungen und Rechte. Auch nahm im Spätmittelalter die Schriftlichkeit in der Verwaltung rasch zu. Diese bedingte für das Kloster Muri die Schaffung einer dezentralen Verwaltungsorganisation. Ein solcher Verwalter musste über die notwendige Ausbildung verfügen. So sollte er die Führung einer Buchhaltung, die Finanzkontrolle, das Urkundewesen und den Verkehr mit den städtischen Behörden beherrschen. Ferner war rechtliches Wissen notwendig und ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit im Umgang mit allen Partnern des Klosters. Die Rekrutierung war für solche Positionen in Sursee besonders schwierig, da auch die Klöster Einsiedeln und St. Urban an diesem Ort einen Amtmann beschäftigten. Mit dem Amt waren ein hohes Prestige verbunden. Die Ammänner der drei klöster besetzten denn auch vielfach die wichtigsten Ämter in der Stadt. Die Klöster Muri und St. Urban gingen im 16. Jahrhundert dazu über, ihre Amtmänner nur noch aus den Schultheissengeschlechtern von Sursee zu rekrutieren und übertrugen des Amt zwei zwei verschiedenen Zweigen des Geschlechtes der Schnyder. Dadurch sollten Interessen- und Loyalitätskonflikte zwischen den Klöster vermieden werden, führte aber zu solchen zwischen den Interessen der Stadt und den Klöstern.

  • 1431–1459 Ulrich Roter, Mannlehenträger, Schultheiss von Sursee
  • 1459–1481 Hans Ludi, Mannlehenträger, Ratsherr
  • 1491–1531 Jörg Schnyder, Mannlehenträger, Schultheiss
  • 1531–1542 Hans Tschupp, Mannlehenträger, Ratsherr
  • 1542–1557 Christoffel Tschupp, Mannlehenträger, Schultheiss, Schwager des Chronisten Hans Salat
  • 1557–1559 Michel Tschupp, Mannlehenträger
  • 1559–1665 Wilhelm Muntprat, Mannlehenträger, Stadtschreiber, Schultheiss
  • 1565–1580 Beat Schnyder, Mannlehenträger, Schultheiss, Seckelmeister
  • 1580–1632 Michael Schnyder, Mannlehenträger, Herr zu Mauensee, Twingherr zu Kottwyl und Seewagen, Stadtschreiber, Pannerherr, Seckelmeister, Schultheiss, Stifter des Kapuzinerklosters in Sursee, auch Amtmann des Zisterzienserklosters St. Urban in Sursee
  • 1633–1667 Ludwig Schnyder, Mannlehenträger, Twingherr von Kottwyl und Oberkirch, Herr zu Wartensee, Pannerherr, Seckelmeister, Schultheiss, Stifter des St Katharina- und St. Anna Altares in der Pfarrkirche Sursee (zusammen mit seinem Sohn Johann Schnyder von Wartensee)
  • 1667–1713 Franz Ludwig Schnyder, Mannlehenträger, Schultheiss
  • 1713–1740 Franz Jakob Schnyder, Mannlehenträger, Schultheiss
  • 1740–1770 Franz Ludwig Schnyder, Mannlehenträger
  • 1770–1778 Franz Jakob Schnyder, Mannlehenträger, Junker, Stadtschreiber
  • 1799–1814 Heinrich Ludwig Schnyder, letzter Amtmann der Familie Schnyder von Wartensee, die dieses Amt seit 1565 inne hatte.
  • 1814–1841 Heinrich Ludwig Attenhofer, Dr., Sursee

Wirtschaftsbeitrag

Während der Besitzesdauer des Klosters Muri diente der Murihof als Absteigequartier des Abtes und der Konventualen. Gleichzeitig war es der Amtssitz des jeweiligen Klosteramtsmannes in Sursee.

Zuständigkeit des Amtshofes 1596

Die Aufgabe bestand in der Verwaltung und Überwachung der nachstehenden Güter sowie dem Eintreiben der Zinsen (A) und Zehnten (B)[2]:

  • Eggerswil B
  • Nottwil B
  • Huprechtigkon B
  • In der Rott B
  • Tannenfels B
  • Irflikon B
  • Neuenkirch B
  • Rott B
  • Sigerswil AB
  • Dogelwil AB
  • Kottwil AB
  • Kaltbach B
  • Hilprechtikon B
  • Sursee AB
  • Komlen A
  • Tann A
  • Ey A

Bibliographie

  • 50 Jahre Luzerner Landbank AG, Sursee 1955.
  • Peter Felder: Über das Werden und die Schicksale der Klosteranlage von Muri. In: Argovia. Band 72, 1960, S. 154–169 (e-periodica.ch [abgerufen am 27. Oktober 2021]).
  • Fritz Glauser: Wile bei Sursee – Zur älteren Geschichte der Vorstadt (= Surseer Schriften. Geschichte und Gegenwart. Band 8). Sursee 2011.
  • Stefan Röllin: Die Stadt Sursee und ihr Kloster – Eine wechselvolle Beziehung während fast 400 Jahren. In: Kloster für Stadt und Amt – 400 Jahre Kloster Sursee: 1606-2006. Von der Kapuzinermission zum geistigen Zentrum. Luzern 2005, S. 101–144.
  • Kurt Strebel: Die Benediktinerabtei Muri in nachreformatorischer Zeit 1549-1596. Vom Tode des Abtes Laurenz von Heidegg bis zur Wahl von Abt Johann Jodok Singisen. H. Schellenberg, Winterthur 1967, S. 183.

Einzelnachweise

  1. Peter Felder: Über das Werden und die Schicksale der Klosteranlage von Muri. In: Argovia. Band 72, 1960, S. 168 (e-periodica.ch [abgerufen am 27. Oktober 2021]).
  2. Kurt Strebel: Die Benediktinerabtei Muri in nachreformatorischer Zeit 1549-1596. Vom Tode des Abtes Laurenz von Heidegg bis zur Wahl von Abt Johann Jodok Singisen. H. Schellenberg, Winterthur 1967, S. 41.