Schloss Hilfikon

Aus Muri
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Herrschaft

Engagement des Klosters Muri

Der letzte Freiherr von Zwyer, Franz Sebastian, hatte erhebliche finanzielle Probleme und stand unter argem Druck seiner Gläubiger. Zur Wahrung der katholischen Interessen im Aargau drängte der apostolische Nuntius Passionei den Fürstabt Plazidus Zurlauben und seinen Konvent in den Jahren 1722 und 1723, diese Herrschaft zu kaufen oder dem Freiherr von Zwyer auf das Gut ein Darlehen von 32,000 Gulden gegen Bürgschaft des Urner Landammannes Püntener einzuräumen. Das Kloster Muri entschied sich nach Abwägung der Fakten zur Kreditlösung.

Schon wenige Jahre später sah Fürstabt Gerold Haimb den Kredit als gefährdet. Daher nahm das Kloster mit dem Kreditnehmer und dem Bürgen Verhandlungen über einen Ausstieg aus dem Vertragsverhältnis auf. Um wenigstens den grösseren Teil des Kapitals zu retten, musste auf einen Teil des Kredites sowie auf die hängigen Zinsen verzichtet werden. So entstand innert knapp 10 Jahren ein Verlust von 12,000 Gulden. Die Realisierung dieses Verlustes erscheint aber aufgrund der Tatsache, dass der Schwiegersohn von Freiherr Franz Sebastian von Zwyer die Herrschaft 1749 für 49,000 Gulden verkaufen konnte, voreilig gewesen zu sein. Bei einer Übernahme des Besitzes wäre somit sogar ein beachtlicher Gewinn möglich gewesen.

Besitzer

  • um 1300 Arnoldus und Marchwardus von Hilfikon
  • 1472–1498 Familie Meiss aus Zürich als Burgbesitzerin
  • 1498–um 1506 Hans von Seengen, der Vogt zu Kaiserstuhl.
  • um 1506–1519 Melchior zur Gilgen aus Luzern (* 28. Februar 1474 Luzern; † 4. Oktober 1519) [1], Ritter vom Heiligen Grab, Luzerner Grossrat und Kleinrat. 1501-1503 Landvogt im Michelsamt, 1505-1506 von Rothenburg, 1506 im Thurgau und 1512-1517 in Willisau, Besitzer der Vogtei Sarmenstorf
  • 1519–1522 Hans Jakob zur Gilgen († 27. April 1522 gefallen in der Schlacht an der Birs), verheiratet mit Barbara Göldlin
  • 1522–1548 Aurelian zur Gilgen, verheiratet mit Anna Klauser, erzogen bei seinem Stiefgrossonkel, Abt Bonaventura von Wellenberg[1], in der Schule des Benediktinerklosters Rheinau
  • 1548–1577 Ludwig zur Gilgen (* 1547; † Oktober 1577) [2], Herr zu Hilfikon, Luzerner Grossrat und Kleinrat, 1569 Säckelmeister. verheiratet mit Margereta Marti
  • 1577–1616 Melchior zur Gilgen, verheiratet mit Johanna von Sonnenberg, Grosstante von P. Benedikt von Sonnenberg, Kloster Muri
  • 1616–1629 Aurelian zur Gilgen, verheiratet mit Margareta Bodmer
  • 1629–1633 Johann Lussi [3], Landmann von Nidwalden, Sohn von Melchior Lussi, verheiratet in erster Ehe Barbara Imhof von Uri und in zweiter Ehe mit Marie Margaretha Pfyffer von Altishofen, Tochter des Ludwig Pfyffer verheiratet.
  • 1633–1644 Melchior Lussi [4], Landschreiber von Locarno, Kirchmeier in Stans. 1638 Hauptmann in französischen Diensten, 1643 Oberst der spanischen Krone, verheiratet mit Anna Leuw. Verkauf der Herrschaft Hilfikon wegen finanzieller Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Söldneranwerbung.
  • 1644–1661 Sebastian Peregrin Zwyer (* 1597 in Klingnau; † 15. Februar 1661 in Altdorf) [5], Kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant. Statthalter und Landamann von Uri, Kommandant der Truppen der Eidgenossenschaft, verheiratet mit Maria Ursula von Roll, und sein Bruder Johann Franz Zwyer von Evibach aus Silenen, Erbtruchsess des Fürstbischofs von Konstanz, 1668 von Kaiser Leopold I. in den Freiherrenstand erhoben.
  • 1661–1697 Franz Ernst Zwyer (* 1631 in Silenen; † 19. Juli 1697 in Altdorf), Sohn von Sebastian Peregrin Zwyer, verheiratet mit Maria Helena Margaritha Zwyer von Evibach, und Johann Franz Zwyer von Evibach († 1683)
  • 1697–1724 Franz Sebastian Zwyer von Evibach (* 1683; † 1724 Hilfikon) [6], Sohn des Urner Obersten und Landammannes Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach und der Maria Ursula von Roll, Absolvent des Collegium Germanicums in Rom [2], Domherr in Konstanz, Laisierung, verheiratet mit Maria Elisabetha Franziska von Roll , Hauptmann und Herr zu Hilfikon, bischöflicher Rat und Obervogt zu Kaiserstuhl
  • 1743–1749 Joseph Leodegar Bartholomäus Tschudi aus Glarus (* 3. August 1708 in Glarus; † 25. August 1772 in Glarus), Junker, Hofrat des Stifts St. Gallen, Hauptmann, Baron und Freiherr zu Gräpplang, Herr zu Hilfikon und Sarmenstorf, durch Heirat mit der Tochter und Erbin von Franz Sebastian Zwyer von Evibach, Maria Salesia Zwyer von Evibach (* 8. August 1713 in Hilfikon; † 12. Juli 1756 in Flums)
  • 1749–1793 Freiherr Franz Viktor Augustin von Roll, Ritter vom Heiligen Grab aus Solothurn, Kauf für 43000 Münzgulden Luzernerwährung
  • 1793– ? Freiherr Franz Josef Augustin von Roll
  • vor 1832 Ludwig von Roll
  • 1832– ? Louis de Domgermain aus Metz,
  • ? – ? Heinrich Saxer von Hallwyl
  • ? – ? Gebrüder Keller aus Sarmenstorf
  • ? – ? Alois Keller
  • ? – ? Christina Keller, Ehefrau von Alois Keller
  • ? –1879 P. E. Lockwood, New York
  • 1879–1888 Ludwig Michalski, ein polnisch-schweizerischer Unternehmer, Kauf des Schlosses für 70'000 Franken.
  • 1888–1907 Witwe Anna Michalski, geborene Hottinger
  • 1907– ? Hermann Nabholz-von Grabow, Seidenfabrikant und Flugpionier

Chronik

  • 893 Hilfiniswilare nachgewiesen[3]
  • 1290 Arnoldus und Marchwardus von Hilfikon sind die Besitzer von Schloss sowie dazugehörender Grund- und Niedergerichtsherrschaft über das gleichnamige Dorf.
  • 1303 Die erste urkundliche Erwähnung des Schlosses erfolgte im Habsburger Urbar von 1303/07.
  • 1415 Eroberung der Dörfer Hilfikon, Büttikon, Sarmenstorf, Uezwil und Villmergen durch die Luzerner. Doch 1425 mussten sie das Gebiet an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben.
  • um 1600 Bau der Schlosskapelle zu Ehren der heiligen Dreifaltigkeit, der Gottesmutter Maria und der Heiligen Antonius, Onuphrius und Barbara [4]
  • 1656 Die Erste Schlacht von Villmergen am 24. Januar 1656 fand zum Teil auf dem Gemeindegebiet von Hilfikon statt und forderte mehrere hundert Tote.
  • 17 Jh. Sein heutiges barockes Aussehen erhielt das Schloss in der Mitte des 17. Jahrhunderts nach dem Umbau und der Erweiterung der mittelalterlichen Burg.
  • 1712 Vor der Zweiten Schlacht von Villmergen am 25. Juli 1712 diente das Schloss als Hauptquartier der Truppen der katholischen Orte der Eidgenossenschaft.
  • 1749 Kauf der Liegenschaft durch Franz Viktor Augustin Freiherr von Roll, Abbruch der alten Schlosskapelle
  • 1753 Einweihung der neuen Schlosskapelle am 23. September
  • 1763 Blitzeinschlag am 24. Juli - Sanierungsarbeiten
  • 1907/08 Umgestaltung und Modernisierung des Schlosses
  • 1944/45 als Berufsschulheim für über drei Dutzend Flüchtlinge.

Bibliographie

  • Bucher, Alois, Geschichtliches über Schloss und Besitzer von Hilfikon und Sage der Angelsachsen, Wohlen 1910.
  • Rudolf Henggeler: Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band II). Zug 1931.
  • Felici Maissen: Schweizer Studenten am Collegium Germanicum in Rom 1552-1900. In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte. Band 73, 1979, S. 256–305 (e-periodica.ch [abgerufen am 16. August 2021]).
  • Arnold Nüscheler: Die Argauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bisthums Konstanz. In: Argovia. Band 26, 1895, S. 1–129 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. Mai 2023]).

Einzelnachweise

  1. Rudolf Henggeler: Professbuch der Benediktinerabteien Pfäfers, Rheinau, Fischingen (= Monasticon-Benedictinum Helvetiae. Band II). Zug 1931, S. 277.
  2. Felici Maissen: Schweizer Studenten am Collegium Germanicum in Rom 1552-1900. In: Zeitschrift für schweizerische Kirchengeschichte. Band 73, 1979, S. 261 (e-periodica.ch [abgerufen am 16. August 2021]).
  3. Bucher, Alois, Geschichtliches über Schloss und Besitzer von Hilfikon und Sage der Angelsachsen, Wohlen 1910, 3.
  4. Arnold Nüscheler: Die Argauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bisthums Konstanz. In: Argovia. Band 26, 1895, S. 99–100 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. Mai 2023]).