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Matura Kollegium Sarnen: 1895 | Matura Kollegium Sarnen: 1895 |
Version vom 5. Dezember 2021, 19:37 Uhr
Thomas (Johann Fridolin Friedrich) Eugster (* 5. März 1874 von Au SG (Bürgerort: Oberegg AI); † 14. April 1944 in Sarnen)
Lebensbeschreibung
Johann Fridolin Eugster wurde als jüngster Sohn der kinderreichen Familie des Stickereifabrikanten und Ratsherren Karl Jakob Eugster aus Oberegg (AI) geboren. Seine Eltern bildeten eine Mischehe, war doch der Vater Katholik und die Mutter Protestantin. In Au (SG), wo sein Vater ein einträgliches Stickereigeschäft besass, verbrachte er seine Jugendzeit und bekam von seinem Elternhaus, wo "christliche Zucht und Sitte herrschten, jene Gradheit und Festigkeits des Willens und Charakters mit ins Leben, die ihn zeitlebens auszeichneten". Die unteren Klassen des Gymnasiums besuchte er an der Stiftsschule Einsiedeln. Nach Altrektor P. Alfred O. Cap. sei der stets "geladene", kampfbereite aber auch schlagfertige Eugster schon damals viel geneckt worden. 1892 trat er in Sarnen in die zweite Rhetorik ein und wohnte als Externer bei den sogenannten drei Parzen gegenüber dem Roten Haus. Bereits als Schüler trug er einen Bart (später zum nicht geringen Gaudium seiner Schützlinge auch als Präfekt).
Nach gut bestandener Matura meldete sich Johann Fridolin im Kloster Muri-Gries als Novize und legte 1896 auf den Namen Thomas die Profess ab. Schon bald nach seiner Priesterweihe kam der hagere Mönch ans Kollegium Sarnen zurück und dozierte zunächst zwei Jahre Philosophie. Von da stammte vermutlich seine nie schwindende Disputierfreude und seine charakteristische Hand- oder, besser gesagt, Fingerstellung bei vornübergeneigtem Oberkörper und hoch gezogenen Augenbrauen. Sonst waren seine Fächer Religion und Griechisch, die er bis zu seiner Erkrankung mit gleichbleibender Munterkeit lehrte und sich nicht ungern von den Studenten durch wirkliche oder auch nur scheinbare Zeifel in hitzige Wortgefechte verwickeln liess. Sein scharfes Profil reizte die Zeichner unter seinen Schülern, von ihrem Lehrer Bildchen in Umlauf zu bringen, wo die spitze Bogennase das spitze Kinn zu berühren schien und der zugekniffene schmale Mund die natürliche Güte verdeckte. In seinen alten Tagen konnte P. Thomas herzlich über solche Karikaturen lachen und trug den Verfertigern nichts nach.
Doch nicht so sehr als Lehrer, vielmehr als Präfekt, lebte P. Thomas im Gedächtnis der Altsarner fort, besonders jener, die zwischen 1900 und 1925 in Sarnen den Studien oblagen. P. Thomas nahm sein Amt ernst, sehr ernst; seine Erziehung war streng, manchem zu streng. Es fehlte darum nicht an Konflikten, bei denen es hart auf hart ging. Die nötige Distanz und die Reife des Lebens korrigierten bei den Gemassregelten das Urteil über P. Thomas und seine Pädagogik von selbst. Als Präfekt besass er jedenfalls das volle Vertrauen seiner Zöglinge, die ein persönliches Geheimnis bei ihm wohlgeborgen wussten. Das bei jungen Leuten in eigener Sache höchst entwickelte Gefühl für Gerechtigkeit schätzte besonders die Unparteilichkeit des unbestechlichen Präfekten. Schmeichelei verfing bei ihm nicht. Verdienten Tadel konnte er öffentlich, bisweilen mit empfindlicher Schärfe, anbringen, in privater Aussprache war er aber dann die Liebenswürdigkeit selbst. Nicht Sympathie oder Antipathie bestimmten das Handeln, Mahnen oder Schelten des unerbittlich auf Ordnung und Reinlichkeit dringenden Präfekten, sondern das hohe Verantwortungsbewusstsein für die um zur Erziehung anvertraute Jugend. Jedem Leichtsinn und aller Liederlichkeit abhold und ein geschworener Feind des Alkoholismus, donnerte er jeweils mit Vehemenz gegen gewisse studentische Trinkunsitten, meist der Nichtanwesenden. Er wollte vor allem treue Pflichterfüllung, Sparsamkeit und Einfachheit bei seinen Untergebenen sehen. Berechtigten individuellen Bedürfnissen trug er klug Rechnung. Wenn er auch nicht immer das Richtige traf, so war P. Thomas doch kein schlechter Psychologe. Berühmt oder berüchtigt waren seine Samstagskapitel in der Konviktskapelle, wobei Wochenwäsche gehalten und die Disziplin eingeschäft und mit drastischen Beispielen aus der Erfahrung vor schlechtem Betragen gewarnt wurde. Nach solchen Kapiteln verschluckte dann der aufgeregte Präfekt beim darauffolgenden Nachtgebet zur aufrichtigen Schadenfreude der Apostrophierten die Silben haufenweise. Stets wachsam, musterte er jeweils mit Kennerblick bei der sogenannten Aufstellung vor und nach der Schule und vor jeder gemeinsamen Übung seine Untergebenen wie Rekruten und spähte durch seine scharfen ovalen Brillengläser, ob man das Silentium hielt, ob man beim Vorbeidefilieren die Augen trotzig senkte oder freudig zu ihm emporhob. Ein Kopfmachen duldete er absolut nicht und bei keinem; dafür trug er aber auch keinem etwas nach. Schon eine halbe Stunde nach dem ärgsten Ungewitter lächelte wieder die Sonne der Verzeihung und nannte seine Schüler "Kind Gottes" oder gar "Erzkind". Und das tat so manchem Bösewicht unendlich wohl, und darum sind ihm die ehemaligen Sorgenkinder am anhänglichsten geblieben, was die rührenden Kundgebungen dankbaren Andenkens anlässlich seines Ablebens bewiesen haben.
1925, nach dem Tod seiner Mutter und nach dem schnellen Hinscheiden seines Mitbruders, des von ihm hochgeschätzten Rektors P. Johann Baptist Egger, erlebte P. Thomas einen Kräftezusammenbruch, der ihn an den Rand des Grabes brachte. Er musste die Präfektur aufgeben. Zur Herstellung seiner Gesundheit machte er verschiedene Kuren. Besonders gern weilte er im Hochtal Engelberg bei seinen Ordensbrüdern, die ihn als einen der ihrigen betrachteten. Als P. Thomas sich wieder kräftiger fühlte, wurde er 1929, nach dem Bezug des neugebauten Professorenheims, Ökonom. 1929 wurde er Kellerar und Gastpater, Funktionen, die er 1942/1943 abgeben musste aufgrund von Krankheit. Im Sommer 1943 wurde er wieder Gastpater und nahm im Herbst 1943 wieder seine Arbeit in der Verwaltung auf sowie seine Tätigkeit in der Lehre.
Er starb unerwartet schnell an akuter Lungenentzündung am 14. April 1944 früh um 1:45 Uhr.[1]
Lebensdaten
Gymnasium in der Stiftsschule Einsiedeln: bis 1893
Mitglied der Subsilvania: Eintritt 1893
Matura Kollegium Sarnen: 1895
Theologiestudium an der Hausschule Gries
Primiz: 26. Juni 1898
Ämter
Lehrer in Sarnen: 1900–1942
Präfekt im Konvikt in Sarnen: 1900–1925
Präses der Marianischen Sodalität Sarnen: 1902–1908
Ökonom in Sarnen: 1929–1944
Kellerar in Sarnen: 1931–1942
Gastpater in Sarnen: 1929–1942
Visitator im Dominikanerinnenkloster Bethanien, Kerns (heute: St. Niklausen): 1938-1941
Beziehungsnetz
Verwandtschaft
Eltern
- Karl Johann Eugster und Katharina Künzler (+ 1925), Oberegg
Cousins
- P. Peter Gschwend, Kloster Muri-Gries
= Neffe 2. Grades
- P. Alfons (Hans) Gschwend OSB (21. September 1901 - 15. Mai 1971), Konventuale im Benediktinerkloster Engelberg, Missionar in Kamerun [2]
Freunde
- P. Alfred Benz, O. Cap., Rektor in Stans
- Dr. theol. Josef Schwendimann, Professor am Priesterseminar in Luzern und Chorherr im Stift St. Leodegar in Luzern
Werke
- Alt-Kantonsrat Josef Ehrler-Seeholzer, Immensee, in: Sarner Kollegi Chronik 5 (1943) 4, 125-126.
- August Durrer, alt Stationsvorstand, Alpnach-Dorf, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 1, 19-20.
- Chanoine Joseph Pythoud, Pfarrer von Leysin, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 3, 96-97.
- Chorherr Alfred Fischer, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 3, 98-99.
- Chorherr Johann Häfliger, Beromünster, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 1, 22-23.
- Dr. med. Alois Ming, Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 35-36.
- Dr. med. Josef Zehnder, Weggis, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940), 67-69.
- Ehrw. Br. Albert Zemp, OSB, Muri-Gries, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 3, 106-107.
- Herr Adolf Abbt von Hermetschwil, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 2, 67.
- Herr Advokat Ignaz Zen-Ruffinen, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 4, 124-125.
- Herr Albert Gmünder, stud. theol., in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 3, 101.
- Herr Alexander von Stockalper, Brig, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 1, 27-28.
- Herr Alfred Schwander-Suter, Rothenburg, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 33-34.
- Herr Alois Mütsch, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 2, 95-96.
- Herr August Omlin - von Rotz, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 2, 66-67.
- Herr Bankkassier Josef Hürlimann-Aklin, Zug, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 2, 64-65.
- Herr Emil Schilling, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 3, 97.
- Herr Ferdinand Imbach, Sursee-Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 3, 99-100.
- Herr Franz Küchler-Käslin,Malermeister, Alpnach-Dorf, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 1, 16-17.
- Herr Hans Joller, Turnlehrer, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 4, 119-121.
- Herr Heinrich Amstalden, Eichmeister, Sarnen, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 3, 95.
- Herr Josef Anderhalden, Sachseln, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 4, 122-123.
- Herr Julius Imfeld, Sarnen, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 3, 103-104.
- Herr Karl Gemperli, Sarnen, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 34-35.
- Herr Leonz Vollenweider von Benzenschwil, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 2, 59-60.
- Herr Major Ignaz Anderhalden, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 4, 121-122.
- Herr Otto Spichtig, Sachseln, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 31-32.
- Herr Pfarresignat Joseph Z'Wyssig, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 3, 100-101.
- Herr Raymond Providoli, Ing. agr. ETH, Visp, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 31.
- Herr Ständerat Dr. iur. Alois Müller, Baar, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 1, 25-27.
- Herr Theodor Britschgi, Sachseln, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 3, 99-100.
- Herr Wilhelm Lutherbach-Schmitter, Sarnen, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 3, 90-91.
- H. H. Chorherr Alois Kaufmann, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 4, 133-134.
- H. H. P. Martin Rey, OSB, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 4, 132-133.
- H. H. P. Mauritius Gisler, OSB, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 4, 130-131.
- H. H. Pfarresignat Josef Burch, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 4, 128-130.
- H. H. Professor Josef Schälin, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 4, 134-135.
- H. H. Wilhelm Roos, Spiritual im Kloster Wattwil, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 36.
- Hochw. Herr Alois Vogel, Pfarrer in Wassen, in: Sarner Kollegi Chronik 5 (1943) 4, 120-122.
- Hochw. Herr Dekan Alois Müller, Pfarrer in Merenschwand, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 3, 100-104.
- Hochw. Herr Katechet Johann Hodel, Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 1, 18-19.
- Hochw. Herr P. Konrad Müller OSB[3], Mariastein, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 3, 89-90.
- Hochw. P. Beda Brunner aus dem Trappistenorden, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 3,97-99.
- Hochw. P. Stephan Roos, OCap., in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 3, 96-97.
- Hochwürden Herr Ehrendomherr Gregor Brunner, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940), 65-67.
- Hochwürdiger Herr Pfarrer Rudolf Hauser, Amsteg, in: Sarner Kollegi Chronik 2 (1940) 3, 94-95.
- Josef Koller, von Oberwil, Aargau, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 2, 59-60.
- Paul Schnarwiler, Ingenieur, von Inwil, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 2, 58.
- Walter Hofstetter, Posthalter, Escholzmatt, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 1, 24.
- Zeugherr Albert Omlin, Sarnen, in: Sarner Kollegi Chronik 4 (1942) 2, 60-61.
Bibliographie
- H., J., Sarnen. P. Thomas Eugster, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1944) Nr. 17, 202-203.
- Henggeler, Rudolf, Professbücher der Benediktinerabteien St. Martin in Disentis, St. Vinzenz in Beinwil und Unserer Liebe Frau von Mariastein, St. Leodegar und St. Mauritius im Hof zu Luzern, Allerheiligen in Schaffhausen, St. Georg zu Stein am Rhein, Sta. Maria zu Wagenhausen, Hl. Kreuz und St. Johannes Ev. zu Trub, St. Johann im Thurtal, Monasticon-Benedictinum Helvetiae IV. Band, Zug 1956.
- Kälin, Bernardus, + P. Thomas Eugster 1874-1944, in: Kantonale Lehranstalt Sarnen (Schweiz), 80. Jahresbericht 1943/44, 68-72.
- Kälin, Bernardus, P. Thomas Eugster 1874-1944 +, in: Obwaldner Volksfreund vom 19. April 1944, Nr. 31, 3.
- Schmid, Andreas, P. Alfons Geschwend OSB. Engelberg, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1971) Nr. 25, 362.
- Thommen, Bonaventura, P. Thomas Eugster OSB, Sarnen, geb. 1874, gest. 1944, in: Sarner Kollegi Chronik 6 (1944) 3, 85-86.
- Niklaus von Flüe: Die Benediktiner des Klosters Muri-Gries am Obwaldner Kollegium in Sarnen. In: Obwaldner Geschichtsblätter. Band 23. Sarnen 2003, S. 193–212.
- Sterbebild
- Professbuch: Nr. 744.
- Nachlass P. Thomas Eugster, StiAMG Gries und Sarnen N.744.
Einzelnachweise
- ↑ Grösstenteils übernommen aus dem Nachruf von Thomas Eugster, in: Sarner Kollegi-Chronik 1944. Ausserdem: Unterlagen Professbuch P. Adelhelm Rast und Abt Dominikus Bucher, Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen sowie digitalisierte und erweiterte Ausgabe des Professbuchs von P. Vinzenz Gasser im StiAMG Gries (Transkript P. Plazidus Hungerbühler).
- ↑ Schmid, Andreas, P. Alfons Geschwend OSB. Engelberg, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1971) Nr. 25, 362.
- ↑ Henggeler, Rudolf, Professbücher der Benediktinerabteien St. Martin in Disentis, St. Vinzenz in Beinwil und Unserer Liebe Frau von Mariastein, St. Leodegar und St. Mauritius im Hof zu Luzern, Allerheiligen in Schaffhausen, St. Georg zu Stein am Rhein, Sta. Maria zu Wagenhausen, Hl. Kreuz und St. Johannes Ev. zu Trub, St. Johann im Thurtal, Monasticon-Benedictinum Helvetiae IV. Band, Zug 1956, 265-266.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Ökonom 1929–1944 |
Karl Huber |
Personendaten | |
---|---|
NAME | Eugster, Thomas |
ALTERNATIVNAMEN | Eugster, Johann Fridolin Friedrich |
KURZBESCHREIBUNG | Mönch des Klosters Muri-Gries |
GEBURTSDATUM | 5. März 1874 |
GEBURTSORT | Oberegg |
STERBEDATUM | 14. April 1944 |
STERBEORT | Sarnen |