Bernhard Zürcher: Unterschied zwischen den Versionen

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1975 hatte P. Bernhard einen schweren Herzinfarkt erlitten, der sich in langer Therapie wieder einigermaßen heilen ließ. Aber es war doch eine Warnung. Jahrelang lebte Pater Bernhard außerhalb des Klosters auf seinem landwirtschaftlichen Imperium in Giswil. 1982 rief ihn der Abt [[Dominikus Löpfe]] nach Sarnen zurück und bestellte ihn zum Ökonomen. Der Abschied von der landwirtschaftlichen Schule, in der er sein Lebenswerk sehen konnte, fiel ihm nicht leicht. Aber eine Schonung seiner Kräfte in einem etwas ruhigeren Lebenskreis war auch für ihn angezeigt. Schon im folgenden Jahr wurde er fürwahr ein leidender Mann. Ärztliche Behandlung war notwendig, ein Eingriff im Kantonsspital Luzern erfolgte. Er verstarb am 10. März 1984, dem Schlusstag der jährlichen Exerzitien, in seine Klosterzelle an einem Herzversagen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Klosterfriedhof in Sarnen.
 
1975 hatte P. Bernhard einen schweren Herzinfarkt erlitten, der sich in langer Therapie wieder einigermaßen heilen ließ. Aber es war doch eine Warnung. Jahrelang lebte Pater Bernhard außerhalb des Klosters auf seinem landwirtschaftlichen Imperium in Giswil. 1982 rief ihn der Abt [[Dominikus Löpfe]] nach Sarnen zurück und bestellte ihn zum Ökonomen. Der Abschied von der landwirtschaftlichen Schule, in der er sein Lebenswerk sehen konnte, fiel ihm nicht leicht. Aber eine Schonung seiner Kräfte in einem etwas ruhigeren Lebenskreis war auch für ihn angezeigt. Schon im folgenden Jahr wurde er fürwahr ein leidender Mann. Ärztliche Behandlung war notwendig, ein Eingriff im Kantonsspital Luzern erfolgte. Er verstarb am 10. März 1984, dem Schlusstag der jährlichen Exerzitien, in seine Klosterzelle an einem Herzversagen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Klosterfriedhof in Sarnen.
  
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(gekürzt nach P. [[Leo Ettlin]])
  
 
==Werke==
 
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Version vom 10. März 2019, 11:32 Uhr

Bernhard (Josef) Zürcher (* 7. Februar 1922 von Schönholzerswilen TG (Bürgerort: Menzingen); † 10. März 1984 Sarnen), dipl. Agr. Ing. ETH

Lebensdaten

Matura Kollegium Sarnen: 1942

Profess: 11. Oktober 1945

Philosophie- und Theologiestudium an der Theologischen Fakultät in Luzern, heute Luzern, Universität, und an der Hausschule Gries

Priesterweihe: 26. Oktober 1947 in der Stiftskirche in Gries durch den Trienter Weihbischof Orestes Rauzy

Primiz: 9. November 1947 in der Stiftskirche in Gries

Nachprimiz: in Schönholzerswilen TG

Studium der Agronomie in Zürich, Eidgenössische technische Hochschule (ETH): 1953–1957

Ämter

Vikar in Boswil: 1948–1953

Direktor der landwirtschaftlichen Schule Sarnen: 1957–1971

Bauernseelsorger für den Kanton Obwalden: 1960–1984

Geistlicher Berater des Schweizerischen Verbandes Katholischer Bäuerinnen: 1965–1984

Lehrer an der landwirtschaftlichen Schule Giswil: 1971–1982

Ökonom in Sarnen: 1981–1984

Bekanntennetz

Verwandtschaft

Eltern: Bernhard Zürcher, Käser, und Pauline Zürcher-Eberle (+ 1968), Käserei, Schönholzerswilen TG.

Geschwister:

  • Bernhard Zürcher-Müggler, Rossrüti (+ 1975)

geistliche Eltern

  • geistlicher Vater: Professor Raymund Erni, Theologische Faklutät Luzern

Lebenslauf

Josef Zürcher kam am 7. Februar 1922 in Schönholzerswilen, Thurgau, auf die Welt. Mit sieben Geschwistern, von denen zwei im Kindesalter starben und zwei Schwestern dem Rufe Gottes ins Kloster folgten, wuchs er in der Familie des Käsermeisters Bernhard Zürcher-Eberle auf. Schönholzerswilen, eine landschaftliche Idylle abseits der Landstraße im hügeligen Gelände zwischen Wil und Weinfelden, hat sein späteres Leben geprägt. Das ist noch nicht das klassische «Mostindien». Viehwirtschaft herrscht vor. Die Käserei war neben der Kirche der Mittelpunkt des kleinen Dorfes, die Agora der Milchbauern. Bäuerliche Sorgen um Milchpreis und Viehabsatz, Unwetter und Seuchen wurden da verhandelt, Dorf- und Familienereignisse ausgetauscht. Der Käser hörte zu, warf ein träfes Wort in die Diskussion und konnte, wenn es die Diskussion erforderte, auch schweigen. Diese Prägung von Elternhaus und Heimat war bei Pater Bernhard nicht auszulöschen. Er wusste aus jugendlicher Erfahrung, wo den Leuten der Schuh drückt. Seine in so vielen Betriebs- und Familienberatungen bewährte Sicherheit stammte weniger aus großen theoretischen Büchern als von den Beobachtungen eines weisen Mannes.

Im Herbst 1935 kam der kleine, pfiffige Josef Zürcher in die erste Lateinklasse nach Sarnen. Er durchlief das achtklassige Gymnasium problemlos. Er sang im Chor bei Pater Ivo Elser und marschierte als Hornist mit der Feldmusik. In der Theaterzeit wirkte er auf der Bühne, nicht als Mime, sondern im Hintergrund als Bühnen- und Kulissenchef. Das Maturajahr 1941/42 brachte Josef Zürcher mit dem Studentennamen "Mops" Amt und Würde eines Seniors der Subsilvania, damals wohl die höchste Auszeichnung eines Studenten im Kollegium Sarnen. Josef Zürcher leistete auch den Dienst fürs Vaterland als Mitrailleur.

Josef Zürcher fand die Klosterpforte über den Umweg des Priesterseminars. Nach der Matura studierte er zwei Jahre an der Theologischen Fakultät in Luzern und war Allumnus des Priesterseminars St. Beat. Im Herbst 1944 trat er im Kloster Muri-Gries ins Noviziat ein, das wegen des Zweiten Weltkrieges in Sarnen durchgeführt wurde. Nach dem Kriegsende wurde die Hausschule in Gries wieder eröffnet. Bei der einfachen Profess am 11. Oktober 1945 erhielt er traditionsgemäss den Klosternamen des neu gewählten Abtes, Bernhard. In Gries setzte er sein unterbrochenes Theologiestudium an der Hausschule fort. Am 26. Oktober 1947 wurde P. Bernhard in der Stiftskirche von Muri-Gries vom Trienter Weihbischof Orestes Rauzy zum Priester geweiht.

1948 schickte Abt Stephan Kauf den nun ausstudierten Neupriester als Vikar in die alte Klosterpfarrei Boswil, damals noch stark bäuerlich geprägte Freiämter Dorf. Da Abt Stephan 1953 auf dringenden Wunsch der Obwaldner Regierung seine Mithilfe zur Gründung einer Landwirtschaftsschule zugesagt hatte, entsandte er Pater Bernhard zum Studium der Agronomie an die Eidgenössische Technische Hochschule nach Zürich. 1957 schloss er seine Studien erfolgreich ab. Nun begann der Aufbau seines Lebenswerkes. Die Landsgemeinde hatte inzwischen die Gründung einer Landwirtschaftlichen Schule beschlossen. Doch der Anfang war sehr bescheiden. Der Kanton nahm die zur ehemaligen Trinkerheilanstalt Wilen gehörende Landwirtschaft in Pacht und mietete für das Winterhalbjahr das stattliche, aber für einen Kost- und Logisbetrieb nicht unbedingt geeignete Bauernhaus. Die Landwirtschaftsschule war zwar ein Winterbetrieb, aber im Sommer musste das Pachtland bewirtschaftet werden. Pater Bernhard war Betriebsleiter, doch nicht im Sinne eines Verwalters, der das Geschäft vom Schreibtisch aus dirigiert. Er legte überall selber Hand an und arbeitete von morgens früh bis abends spät wie ein Meisterknecht. Wenn man alle Arbeiten der Bauernseelsorge und Beratung hinzunimmt, ist man versucht, von einem Raubbau der Kräfte zu sprechen. Diese «knechtliche Arbeit» hatte ihm aber auch die Integration mit der Obwaldner Bauernschaft erleichtert. So wurde er einer von ihnen. Da waren keine Barrikaden mehr zwischen dem studierten Diplom-Agronomen, dem Theoretiker, und dem werkenden Landwirt. Auch betrieblich bestand kein Anlass zu Berufsneid. Der BruderKlausen-Hof hat zum grossen Teil Hanglage, mühsames, «streng werchiges» Land. Die Kantonale landwirtschaftliche Berufsschule im Pachtbetrieb war von Anfang an nur eine Notlösung. Als sie erfolgreich etabliert war, arbeitete Pater Bernhard im Einvernehmen mit der Regierung zielbewuss an eine Dauerlösung. Der Beschluß für die kantonseigene Landwirtschaftsschule in Giswil — sie konnte im Herbst 1973 eröffnet werden — ging ohne nennenswerte Opposition über die landsgemeindliche Bühne. Das war sicher ein wesentliches Verdienst des Direktors. Er war nun in Obwalden integriert und anerkannt, schon allein seine Persönlichkeit war Garantie für Qualität und Erfolg. Pater Bernhard war eine Institution und ein gefragter Mann geworden. Überall musste er vor kirchlichen und bäuerlichen Gremien Vorträge halten, Artikel schreiben. Älplergesellschaften holten ihn zu Festpredigten, ehemalige Landwirtschaftsschüler wollten bei ihm den Bund des Lebens schließen und, wenn irgendwo das Leben Probleme stellte, Pater Bernhard musste raten, trösten und, so gut es ging, weiterhelfen. Die Landfrauen von Obwalden erkoren ihn zum Präses und präsentierten ihn dem schweizerischen Landfrauenbund als geistlichen Berater. Auf vielen forst- und alpwirtschaftlichen Exkursionen ging Pater Bernhard als Experte mit. Kommissionen hörten seinen Rat.

1975 hatte P. Bernhard einen schweren Herzinfarkt erlitten, der sich in langer Therapie wieder einigermaßen heilen ließ. Aber es war doch eine Warnung. Jahrelang lebte Pater Bernhard außerhalb des Klosters auf seinem landwirtschaftlichen Imperium in Giswil. 1982 rief ihn der Abt Dominikus Löpfe nach Sarnen zurück und bestellte ihn zum Ökonomen. Der Abschied von der landwirtschaftlichen Schule, in der er sein Lebenswerk sehen konnte, fiel ihm nicht leicht. Aber eine Schonung seiner Kräfte in einem etwas ruhigeren Lebenskreis war auch für ihn angezeigt. Schon im folgenden Jahr wurde er fürwahr ein leidender Mann. Ärztliche Behandlung war notwendig, ein Eingriff im Kantonsspital Luzern erfolgte. Er verstarb am 10. März 1984, dem Schlusstag der jährlichen Exerzitien, in seine Klosterzelle an einem Herzversagen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Klosterfriedhof in Sarnen.

(gekürzt nach P. Leo Ettlin)

Werke

  • 25 Jahre kath. Landfrauenverband Obwalden, in: Obwaldner Volksfreund vom 5. Mai 1972, Nr. 36, 1.
  • 25 Jahre Katholischer Landfrauenverband Obwalden 1947-1972, Sarnen 1972.
  • Festansprache zum Jubiläum 25 Jahre Katholischer Landfrauenverband Obwalden, in: Obwaldner Volksfreund vom 16. Mai 1972, Nr. 39, 1-2.
  • Nimm und lies...!, in: Sarner Kollegi Chronik 10 (1948) 4, 97-100.
  • Obwaldens Landwirtschaftliche Schule, in: Sarner Kollegi Chronik 20 (1958) 2, 40-44.

Rezensionen

1949

Bibliographie

  • Ettlin, Leo, P. Bernhard Zürcher OSB, Sarnen, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ 39/1984, 589.
  • Ettlin, Leo, Pater Bernhard Zürcher zum Gedenken, in: Sarner Kollegi-Chronik 46.2, 1984, 25-32.
  • Omlin, Ephrem, Die Geistlichen Obwaldens vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart, Sarnen 1984, 597-598.
  • Röthlin, Karl, Die katholischen Landfrauen Obwaldens feieren ihr Fest. Eindrucksvolles Bekenntnis zur heimatlichen Scholle, in: Obwaldner Volksfreund vom 9. Mai 1972, Nr. 37, 3.
  • Professbuch: Nr. 879.
  • Nachlass P. Bernhard Zürcher


Vorgänger Amt Nachfolger
Burkard Wettstein Ökonom
1982–1984
Dominik Thurnherr