Paul Obwexer

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P. Paul Obwexer

Paul (Josef Vinzenz) Obwexer [1] (* 25. Januar 1828 von Bozen; † 13. Juli 1875 in Gries)

Lebensbeschreibung

P. Paul absolvierte das Gymnasium in der Vaterstadt, studierte Philosophie in Innsbruck und Trient, hierauf daselbst zwei Jahre Theologie. Während des Studiums übte er sich auch im Zeichnen und nutzte insbesondere kraushaarige Theologen als Modelle für seine Engelsfiguren. Er fasste den Entschluss, die Theologie aufzugeben und Kunstmaler zu werden.[1] Er begab sich nach München, wo er bei Kautsch, Joh. Bapt. Lardellé, Schraudolf und Moritz von Schwind Unterricht erhielt und von 1852-1860 fleissig an der königlichen Akademie arbeitete, jedoch mit materieller Not zu kämpfen hatte. Auf Grund guter Zeugnisse erhielt er ein tirol. landständ. Stipendium zu weiterer Ausbildung. Er malte ein Altarblatt für die Kapuzinerkirche zu Burghausen, „die hl. Dreifaltigkeit u.die hl. Anna“, mehrere kleinere Gemälde für Private, darunter den hl. Aloisius und den hl. Anton von Padua für Anton Kofler, Kurat in Andrian (der spätere P. Andreas Kofler in Gries). Antonius sollte ein Porträt des Kuraten werden und daher einen „Kropf“ haben. Beide Gemälde sind erhalten in Gries, jedoch verwischte P. Paul den Kropf an dem hl. Antonius als er dieses Bild in Gries sah. Besonders gelungen ist das Altarblatt für die Kapuzinerkirche in Dillingen, „die Wunder des hl. Antonius“. Weil Obwexer durch Zeichnen mehr verdiente als durch Malen, arbeitete er viel für Manz in Regensburg (95 Originalzeichnungen), der Obwexersche Stahlstiche gut absetzen konnte. Er lieferte auch sechs Stahlstiche zu einem 1872 erschienenen Missale und hielt sich aus diesem Grund längere Zeit in Nürnberg auf, wo er im Atelier von Lenz arbeitete. Bei dieser Gelegenheit zeigte er sich auch als Dichter und veröffentlichte: Die „Waldfee“. Andenken an das Künstler Maifest 1862 auf dem Schmausenbuck bei Nürnberg von J. Obwexer. Er blieb aber streng bei der christlichen Kunst und glaubte, diese in einem Regularstift am besten ausüben zu können. Er erhielt im Stift Gries Aufnahme und trat dort 1868 ein. Im Herbst 1868 trat Obwexer ins Noviziat, legte am 3. Dezember 1869 die einfachen Gelübde ab, setzte im Kloster die theologischen Studien fort und empfing am 8. Mai 1870 die Priesterweihe.

Nach vollendeter Theologie konnte er so ziemlich frei nach der Kunst leben [2] und malte „ Tod der hl. Scholostika“, Seitenaltarblatt für die Stiftskirche in Fiecht – das Gegenbild „Tod des hl. Benedikt“ ist von Paul Deschwanden – „Maria die Maienkönigin“ für die Pfarrkirche in Bozen; „Herz Jesu“ und eine „Immaculata“ für die Stiftskirche in Gries; für den Betchor daselbst 4 größere Bilder auf Goldgrund: „der hl. Benedikt“, „der hl. Gregor der Große“, „der hl. Adalbert“ und „die hl. Scholostika“ dann zwei kleinere Bilder: „Herz Jesu“ und „der hl. Josef“. Drei Seitenaltarblätter für die Pensionatskapelle zu Sarnen: „Himmelfahrt Christi, zu dessen Füßen der hl. Benedikt, der sel. Nikolaus von Flüe und das Pensionatsgebäude“, „die selige Jungfrau mit Aloisius und Katharina“ für die Marianische Sodalität Sarnen, ferner: „Maria Verkündigung“ für die Kapelle der Kreuzschwestern in Meran; „ Christus und Petrus“ für Bezirksjungmann von Negei in Cles; das Hochaltarblatt in Jenesien ist von ihm entworfen und nach seinem Tod von P. Deschwanden in etwas abgeänderter Form ausgeführt. Auch als Benediktiner versuchte sich P. Paul noch in der Dichtkunst, bei Anlass der Jubelprofess das Abtes Adalbert Regli und P. Gregor Meng (9. Mai 1869) machte er einen sehr beifällig aufgenommenen „Festgruss“, gedruckt bei Wohlgemuth in Bozen. Im Tiroler Dichterbuch, S. 61, wurde sein Gedicht „Des Juden Wanderlied“ abgedruckt. P. Paul war in seinen letzten Jahren immer etwas kränklich und starb, vom Brennerbad heimkehrend, unerwartet am 13. Juli 1875 in Gries.

Obwexer war ein heiterer Gesellschafter, gemütlich ohne besondere Weltläufigkeit, ein bescheidener, echter Tiroler, der sich auch in der Fremde nicht verleugnete und bei aller Dürftigkeit um Geld nie feil war.[3]

Lebensdaten

Gymnasium in Bozen

München, Kunstakademie: Zeichnen und Malen 1852-1860

Innsbruck, Universität: Studium der Philosophie

Profess: 3. Dezember 1869

Priesterweihe: 8. Mai 1870

Beziehungsnetz

Verwandtschaft

Eltern: Jakob Obwexer, Bäckermeister, und Anna Maria Markart, Bozen.

Bekannte

  • Ignaz Seelos, Kunstmaler, († 1902 Wien)
  • Gottfried Seelos, Kunstmaler, († 1900 Wien)
  • Josef Gostner, apostolischer Provikar in Kartum († 1858)
  • P. Gabriel Wurger OSB

Werke

  • Die Waldfee. Andenken an das Künstler Maifest 1862 auf dem Schmausenbuck bei Nürnberg. 1862.
  • Festgruss zur goldenen Profess von Abt Adalbert Regli und P. Gregor Meng. Bozen 1869.
  • Zeichnungen im Manz'schen Missale, 1862.
  • Tiroler Heilige (u.a. Hl. Ingenuin, Albuin und Vigil sowie der selige Heinrich von Bozen).
  • Tiroler Dichterbuch, „Des Juden Wanderlied“, S. 61.

Bibliographie

  • Gasser, Vinzenz, Lebensbild des Kirchenmalers und Dichters P. Paul Obwexer O.S.B. (mit Porträt), in: Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und dem Cistercienser-Orden 30 (1909), 421-437.
  • Plazidus Hungerbühler: Notizen zum soziokulturellen Beitrag des Benediktinerklosters Muri-Gries in Südtirol von 1848 bis 1980. In: Der Schlern. Band 54, 1984, S. 384–394.
  • Lierheimer, Bernhard, P. Paul Obwexer, Conventual des Benedictinerstiftes Muri-Gries bei Bozen, Lebensskizze, , in: Tiroler Volksblatt vom 28. Juli 1875.
  • Nekrolog in den Neuen Tirolere Stimmen 1875, Nr. 221.
  • Nekrolog in Beilage 269 Augsburger Allgemeine Zeitung vom 26. Sept. 1875.
  • Rast, Adelhelm: Obwexer, P. Paul (Josef Vinzenz), in: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 33, 1977), S. 202.
  • Ambros Trafojer: Das Kloster Gries (Bozen) – Vom Chorherrenstift in der Au und in der Burg zum Benediktinerkloster Muri-Gries. 2. neu bearbeitete Auflage. Bozen 1982.
  • Sterbebild [2]
  • Professbuch: Nr. 690.
  • Nachlass P. Paul Obwexer, StiAMG Gries N.690.

Einzelnachweise

  1. Plazidus Hungerbühler: Notizen zum soziokulturellen Beitrag des Benediktinerklosters Muri-Gries in Südtirol von 1848 bis 1980. In: Der Schlern. Band 54, 1984, S. 390–391.
  2. Ambros Trafojer: Das Kloster Gries (Bozen) – Vom Chorherrenstift in der Au und in der Burg zum Benediktinerkloster Muri-Gries. 2. neu bearbeitete Auflage. Bozen 1982, S. 120.
  3. Unterlagen Professbuch P. Adelhelm Rast und Abt Dominikus Bucher, Zettelkatalog P. Adelhelm Rast im StiAMG Sarnen sowie digitalisierte und erweiterte Ausgabe des Professbuchs von P. Vinzenz Gasser im StiAMG Gries (Transkript P. Plazidus Hungerbühler).