Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal

Aus Muri
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Institution

Das Kloster Gnadenthal gehörte ab 1394 zum Zisterzienserorden. Der zuständige Vaterabt war der jeweilige Abt des Zisterzienserklosters Wettingen. Die stabile Lebensgrundlage des Klosters wurde durch die Ereignisse (Klosterbrand, Villmergerkriege, Misswirtschaft) des 17. und 18. Jahr so stark destabilisiert, dass es sich davon trotz Hilfe von aussen nicht mehr erholen konnte.

Kloster Gnadenthal
Kirche Kloster Gnadenthal
Hochaltar mit Schild von Fürstabt Plazidus Zurlauben


Chronik[1], [2]

  • Mitte 13. Jh. Errichtung des Klosters Gnadenthal in Niederwil AG
  • 1279 Übernahme des Klarissinnenklosters vor dem Spalen in Basel durch Schwestern von Gnadenthal
  • 1282 Abtrennung der Klosters Gnadenthal von der Pfarrei Niederwil, Bau einer Klosterkriche
  • ab 1297 geistliche und wirtschaftliche Betreuung durch den jeweiligen Abt der Zisterzienserabtei Wettingen
  • 1394 Aufnahme in den Zisterzienserorden
  • 1396 Übernahme der Konstitutionen und des Habits des Zisterzienserordens
  • 1432 Klosterbrand am 9. Dezember, grosse Schäden
  • 1564 versuchte Brandstiftung am 19. September, kein erheblicher Schaden
  • 1608 Klosterbrand, Totalschaden an den Gebäuden und Inventar
  • 1652 1. Villmerger Krieg: materielle Schäden
  • 1687 Erweiterung der Klosterkirche
  • 1690 lebensgroßen Heiligenbilder an der linken, fensterlosen Wand im Schiff der Klosterkirche durch Johann Georg Widerkehr, Grossonkel von P. Jodok Widerkehr
  • 1690 Stiftung eines Altares durch Abt Plazidus Zurlauben
  • 1690 Kauf der Trotte in Wohlen, wodurch das Kloster Vorbesitzerin zum Kloster Muri war. Der Kaufpreis betrug 550 Gulden. Die Trotte war mit einer Hypothek von 200 Gulden des Benediktinerinnenklosters Hermetschwil belastet. [3]
  • um 1700 Verkauf der Trotte in Wohlen
  • um 1700 blühende Paramentenstickerei
  • 1712 2. Villmerger Krieg: schwere materielle Schäden
  • 1747–1763 keine Aufnahme von Novizinnen wegen der zu geringen Einkünfte, um deren leben bestreiten zu können
  • 1748 Schenkung des Hochaltares des Mellinger Bildhauers und Altarbauers Franz Xaver Widerkehr und seines Sohnes Caspar Josef Widerkehr für die Klosterkirche durch Fürstabt Gerold Haimb, je einen Seitenaltar stifteten die Zisterzienserklöster Wettingen und St. Urban. Der Hochaltar trägt das Wappen von Fürstabt Gerold Haimb.
  • um 1750 finanzielle Zuschüsse der Klöster Einsiedeln, Muri, St. Urban und Wettingen
  • 1752 Ein letzter Versuch, sich finanziell zu retten, war die Aufnahme eines Darlehens von der Stadt Zürich über 15,000 Gulden gegen Verpfändung der klostereigenen Grundstücke. Trotz wirtschaftlichen Massnahmen nach dem Tod der Äbtissin Rosa Ludovica Cysat konnte sich das Kloster fianziell nie mehr nachhaltig erholen und musste ein ärmliches Dasein fristen.[4]
  • 1795–1803 Erstellung einer neuen Orgel durch Karl Bosshard
  • 1798 staatliche Verwaltung, Aufnahmeverbot von Novizinnen
  • 1841 Aufhebung des Klosters
  • 1843 Wiederherstellung des Klosters auf Druck der Tagsatzung
  • 1870 Tod der letzten Priorin Roberta Wohler
  • 1876 endgültige Aufhebung des Klosters am 10. Mai
  • 1876 Kauf der Klostergebäude und Einrichtung der Tabakfabrik Aargauische Tabak & Cigarrenfabrik Gnadenthal durch die Industriellen Eschmann-Merhart und Merhart aus Basel am 19. Dezember zum Preise von 185,000.00. Der Betrieb rentierte sich aber nicht.
  • 1894 Kauf der Klostergebäude durch den Dekan und Pfarrer Josef Nietlispach von Wohlen, Pfarrer Arnold Döbeli von Muri und den Arzt Pastalozzi-Pfyffer aus Zürich zwecks Einrichtung einer Pflegeanstalt am 4. Januar zum Preis von 160,000.00. Der dringliche Bedarf für Pflegeheimplätze war durch den Gebäudebrand im Kloster Muri entstanden.
  • 1894–1900 Sanierung der Gebäude, Bau eines Frauenhauses
  • 1903 Übernahme der Aktiengesellschaft durch den Hilfsverein Gnadenthal
  • 1925–1927 Umbau des Konventhauses, Verkürzung des Kirchenschiffes, Neubau für Verwaltung
  • 1935–1938 Umbau des Reuss- und des Justaflügels
  • 1976–1977 Bezug des neuen Personalhauses und des neuen Krankenheimes
  • 1978–1981 Umfassende Restaurierung und Wiederherstellung des barocken Charakters der Klosterbauten
  • 1998 Umbenennung des Krankenheimes in "Reusspark, Zentrum für Pflege und Betreuung"
  • 2020 Eröffnung des neu konzipierten Museums Kloster Gnadenthal

Engagement Kloster Muri-Gries

In der Entstehungsphase des Klosters Gnadenthal in Niederwil AG um die Mitte des 13. Jahrhunderts trat das Kloster Muri einige Besitzungen in Dintikon, Remetschwil und Wohlen als Erblehen ab.

  • 28. Juli 1297: Abt Albert, in der Urkunde Nr. 6 / Gnadenthal als Abrecht bezeichnet, übergibt dem Kloster Gnadenthal, diverse Güter als Erblehen gegen Erbringung des Zehnten.[5]
  • 18. Januar 1310: Abt Heinrich gibt dem Kloster Gnadenthal ein Erblehen in Remetschwil (Urkunde Nr. 14 / Gnadenthal).[6]
  • 1. August 1315: Abt Heinrich überlässt dem Kloster Gnadenthal als Erblehen eine Matte in Wohlen, einen Weingarten und ein Haus in Mellingen, ein Gut in Dintikon, ein Gut in Reimerswil sowie einen Acker bei Gnadenthal (Urkunde Nr. 19 / Gnadenthal).[7]
  • 13. Mai 1344: Abt Konrad von Seengen verkauft dem Kloster Gnadenthal für 10,5 Mark Silber Zürchergewicht einen Hof und einen Weingarten in Mellingen, ein Gut in Remetschwil, einen Acker und eine Matte in Wohlen, einen Acker in Dintikon, das Tegdingergut und das Nesslibachgut (Urkunde Nr. 32 / Gnadenthal).[8]
  • 10. August 1353: Abt Konrad von Seengen gibt dem Kloster Gnadenthal das Grüblergut in Wohlen als Erblehen (Urkunde Nr. 37 / Gnadenthal). [9]

Offensichtlich war die finanzielle Lage Mitte des 18. Jahrhunderts infolge schlechter Wirtschaftsführung wieder äusserst angespannt, so dass das Kloster um 1750 unter der Leitung der Äbtissin Rosa Ludovica Cysat auf finanzielle Zuschüsse von den Klöstern Einsiedeln, Muri, St. Urban und Wettingen angewiesen war.

Rückblickend lässt sich feststellen, dass die Beziehung zu Gnadenthal primär wirtschaftlicher Natur war, wobei das Kloster Muri als wirtschaftlich stärkerer Faktor hauptsächlich in der späteren Klosterzeit als Stifter und Helfer auftrat.

Mit Murianer Konventualen verwandte Schwestern

Meisterinnen, Äbtissinnen, Priorinnen

Meisterinnen

  • Verena Meier
  • Elisabeth Baumgartner
  • 1298–1305 Adelheid Hess
  • um 1329 Agatha
  • um 1343 Beli, die Brunnerin
  • 1362–1369 Klara von Küngsvelt

Äbtissinnen

  • 1396–1421 Sr. Hedwig von Maschwanden, Äbtissin ab 1396, vorher Meisterin
  • ? Sr. Margaretha Keller, Äbtissin
  • ? Sr. Elisabeth Keller, Äbtissin
  • 15. Jh. Sr. Anna von Büren, Äbtissin
  • vor 1497 Sr. Barbara Müller, Äbtissin, Mitglied der Bruderschaft Unserer Lieben Frau in Bremgarten


  • 1497–1514 Sr. Margaretha Summerer, Äbtissin, Cousine von Sr. Margareta Summerer (Sumer), Äbtissin im Zisterzienserinnenkloster Wurmsbach
  • 1514–1519 Sr. Verena Nussbaumer, Äbtissin
  • 1519–1544 Sr. Maria Anna Mäder, Äbtissin
  • 1544–1567 Sr. Maria Anna Frick, Äbtissin
  • 1567–1608 Sr. Maria Wegmann, Äbtissin
  • 1608–1637 Sr. Anna Maria Schnyder [10], Äbtissin, [11] Schwester (ev. Cousine) von P. Andreas Schnyder [12], Kloster Muri
  • 1637–1648 Sr. Maria Anna Knab, Äbtissin
  • 1648–1658 Sr. Maria Sophia Buochler, Äbtissin
  • 1658–1688 Sr. Margareta Pfyffer, Äbtissin
  • 1688–1700 Sr. Maria Theresia von Sonnenberg, Äbtissin
  • 1700–1729 Sr. Bernharda Kündig, Äbtissin
  • 1729–1761 Sr. Rosa Ludovica Cysat, letzte Äbtissin

Priorinnen

  • 1761–1789 Sr. Maria Josepha Bucher, Priorin, Cousine von Abt Bonaventura Bucher vom Kloster Muri
  • 1789–1847 Sr. Maria Bernarda Adelrica Hümbelin, Priorin [13]
  • 1847– Sr. Maria Luitgaris Xaveria Amrein, Priorin

Beichtväter

Bibliographie

  • Dubler, Anne-Marie, Rechtsstreitigkeiten in Wohlen im 18. Jahrundert, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 43 (1969), 5-32.
  • Leo Ettlin: Die Aufhebung der aargauischen Klöster vor 150 Jahren. In: Sarner Kollegi Chronik. Band 53, 1991, S. 4–10 (Heft 2/3) (muri-gries.ch [PDF; abgerufen am 17. Juli 2021]).
  • Gauch, Ernst, Das Kloster Gnadenthal und sein letzter Versuch, sich vor dem finanziellen Verfall zu retten, in: Unsere Heimat, Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 50 (1978), 38-42.
  • Hausherr, Paul Der Zisterzienserinnenkonvent, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 53 (1981), 27-55.
  • Hausherr, Paul, Gnadenthal. Eine Studie zu den Klöstern im Reuss- und Limmattal, Niederwil AG 1981.
  • Arnold Nüscheler: Die Argauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bisthums Konstanz. In: Argovia. Band 26, 1895, S. 1–129 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. Mai 2023]).
  • Ephrem Omlin: Die Geistlichen Obwaldens vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sarnen 1984 (Supplement von Remigius Küchler, 1988).
  • Schröter, K., Urkunden und Requesten des Frauenklosters Gnadenthal im Aargau, in: Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 2 (1861), 179-208.
  • Stöckli, Alban, Die Anfänge von Gnadenthal, Sonderdruck aus der Reussbote Mellingen 1961 Nr. 54-56, Mellingen 1961.
  • Rainer Stöckli: 950 Jahre Kirche Mellingen – Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Mellingens. Mellingen 1995, S. 21.
  • Rainer Stöckli: Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts (= Historische Schriften der Universität Freiburg Schweiz. Band 7). Freiburg 1979.
  • Verein Gnadenthal (Hrsg.): 100 Jahre Krankenheim Gnadenthal 1894–1994. Niederwil 1994.
  • Zenklusen, Laetitia, Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal, Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 704, Bern 2002.

Einzelnachweise

  1. Zenklusen, Laetitia, Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal, Schweizerische Kunstführer GSK, Nr. 704, Bern 2002, 32-33.
  2. Arnold Nüscheler: Die Argauischen Gotteshäuser in den Dekanaten Hochdorf, Mellingen, Aarau und Willisau, Bisthums Konstanz. In: Argovia. Band 26, 1895, S. 113–115 (e-periodica.ch [abgerufen am 8. Mai 2023]).
  3. Dubler, Anne-Marie, Rechtsstreitigkeiten in Wohlen im 18. Jahrhundert, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 43 (1969), 7.
  4. Gauch, Ernst, Das Kloster Gnadenthal und sein letzter Versuch, sich vor dem finanziellen Verfall zu retten, in: Unsere Heimat, Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 50 (1978), 42.
  5. Schröter, K., Urkunden und Requesten des Frauenklosters Gnadenthal im Aargau, in: Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 2 (1861), 187..
  6. Schröter, K., Urkunden und Requesten des Frauenklosters Gnadenthal im Aargau, in: Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 2 (1861), 191.
  7. Schröter, K., Urkunden und Requesten des Frauenklosters Gnadenthal im Aargau, in: Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 2 (1861), 192.
  8. Schröter, K., Urkunden und Requesten des Frauenklosters Gnadenthal im Aargau, in: Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 2 (1861), 196.
  9. Schröter, K., Urkunden und Requesten des Frauenklosters Gnadenthal im Aargau, in: Argovia Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 2 (1861), 197.
  10. Rainer Stöckli: Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts (= Historische Schriften der Universität Freiburg Schweiz. Band 7). Freiburg 1979, S. 326.
  11. Rainer Stöckli: 950 Jahre Kirche Mellingen – Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Mellingens. Mellingen 1995, S. 36–37.
  12. Rainer Stöckli: Geschichte der Stadt Mellingen von 1500 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts (= Historische Schriften der Universität Freiburg Schweiz. Band 7). Freiburg 1979, S. 320.
  13. Rainer Stöckli: 950 Jahre Kirche Mellingen – Beiträge zur Kirchen- und Kulturgeschichte Mellingens. Mellingen 1995, S. 37–38.
  14. Ephrem Omlin: Die Geistlichen Obwaldens vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Sarnen 1984, S. 325.