Boswil, Sentenhof

Aus Muri
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Sentenhof

Der Landwirtschaftsbetrieb liegt am Osthang des Lindenberges, südlich von der Ortschaft Boswil im Kanton Aargau auf einer Höhe von 440 bis 600 m über Meereshöhe. Mit einer Fläche von 112 Hektaren zählt er auch heute noch zu den grössten privaten Landwirtschaftsbetrieben der Schweiz.

Chronik

  • um 1480-1500 Bildung des Sentenhofes unter Abt Johannes Hagnauer aus dem Gut Ittental und verschiedenem Weidegrund
  • 1503 Erste Erwähnung des Sentenhofes
  • 1504 Zukauf der vorderen und hinteren Firstmatt für 70 Gulden durch Abt Johannes Feierabend [1]
  • 1540 Bau des Käsereigebäudes. Es ist das älteste erhaltene Gebäude des Sentenhofes.
  • 1626 Bau eines Wohnhauses für den Senn, Kosten 150 Gulden
  • 1712 Flurschäden im Zusammenhang mit dem 2. Villmergerkrieg wegen Schanzenbauten
  • 1749 Errichtung einer massiven Scheune, Kosten 1126 Gulden
  • 1759 Errichtung des Herrenhauses im Auftrag des Klosters Muri
  • 1771 Umwandlung in einen Lehenhof, Lehensvertrag mit Ammann Martin Hübscher von Schöngau
  • 1780 Lehensvertrag ohne Verlängerung abgelaufen, Rückkehr zur bewährten Eigenbewirtschaftung
  • 1798-1799 Einquartierungen von Truppen und Zwangabgaben
  • 1836 Unterstellung unter die Staatsverwaltung: makant sinkende Produktion, Verluste
  • 1841 Der Sentenhof fällt infolge der Aufhebung des Klosters Muri und der Verstaatlichung des Klostereigentums an den Kanton Argau.
  • 1845 Versteigerung des Sentenhofes. Es geht zum Preis von 128,350.00 an ein Konsortium, bestehend aus Bezirksammann J. Weibel, Schaffner Peter Staubli, Jakob Isler, Klostergutsverwalter Meyer und Oberrichter Jakob Müller mit Antritt auf den 5. August.
  • 1846 Noch am 6. März, am Tag der Fertigung, verkauft das Konsortium den Sentenhof zum Preis von 140,000.00 weiter an Ludwig Brunner und Josef Bernhard Xaver Ineichen [2], verheiratet mit Anna Maria Brunner.
  • 1860 Verlängerung des Käsereigebäudes und Neubedeckung mit einem Walmdach
  • 1866 Auszahlung von Ludwig Brunner. Seither befindet sich der Hof im Besitz der gleichen Familie Ineichen [3]. Derzeit wird er von der sechsten Generation bewirtschaftet. Durch sein vielfältiges Engagement in Militär, Staat und Landwirtschaft Trat insbesondere Franz Ineichen [4] (1887-1953) in Erscheinung.

Die Geschichte des Sentenhofes ab 1866 kann auf der Webside der Familie Ineichen nachgelesen werden: [1]

Wirtschaftsbeitrag

Leitung

Der Sentenhof wird als Eigenbetrieb bewirtschaftet. Die Leitung des Sentenhofes obliegt einem angestellten Senn. Seine Pflichten richten sich nach der jeweilig gültigen Gesindeordnung, wie sie die Äbte Hieronymus Frey, Jakob Meier und Johann Jodok Singisen erlassen haben, letzterer im Sinne einer Neufassung ohne grundsätzlichen Änderungen im Jahre 1626. Die Pflichten und Kompetenzen sind klar geregelt, ebenso die Zahl an permanenten und temporären Mitarbeitern. Der Lohn besteht teilweise aus Naturalleistungen wie Wohnung, Kleider, Nahrungsmittel usw., andererseits aus Geldzahlungen. Darüberhinaus partizipert der Senn am Erfolg des Hofes durch eine - modern ausgedrückt - Bonusleistung.

Heutige Nutzung

Der Sentenhof wird noch immer als Landwirtschaftsgut betrieben. Dabei entfallen etwa 60 % auf die Milchwirtschaft und etwa 40 % auf die Getreideproduktion. 1993 wird der betrieb auf die integrierte Produktion umgestellt. Ab 2001 wird der Hof nach biologischen Grundsätzen geführt. Seit dem 1. Mai 2003 ist der Sentenhof als offizieller Knospe - Betrieb anerkannt. Die unternehmerisch eingestellten Besitzer bieten auch Bed & Breakfast an. Für weitere Informationen wird auf die Webside des Sentenhofes verwiesen: Sentenhof

Das Herrenhaus und das ehemalige Käsereigebäude stehen unter Denkmalschutz.

Bibliographie

  • Kläui, Paul, Der Sentenhof bei Muri von seiner Gründung bis zum Jahre 1846, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der historischen Gesellschaft Freiamt 25 (1951), 14-32.
  • Kost-Ineichen, Anna, Herkunft und Chronik des Geschlechtes Ineichen, Littau 1984.
  • Siegrist, Jean Jacques, Boswil im Mittelalter, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 26 (1952).

Einzelnachweise

  1. Siegrist, Jean Jacques, Boswil im Mittelalter, in: Unsere Heimat. Jahresschrift der Historischen Gesellschaft Freiamt 26 (1952), 27.
  2. Kost-Ineichen, Anna, Herkunft und Chronik des Geschlechtes Ineichen, Littau 1984, 127.
  3. Kost-Ineichen, Anna, Herkunft und Chronik des Geschlechtes Ineichen, Littau 1984, 127-128.
  4. Ineichen, Franz, in: Biographisches Lexikon der Historischen Gesellschaft des Aargaus 1803-1957, in: Argovia Jahreszeitschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargaus, Band 68/69, Aarau 1958, 406.