Dettensee, Herrschaft

Aus Muri
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Herrschaft

Das Schloss war ein Wasserschloss mit Türmen und Graben, umgeben von einer Mauer. In Dettensee durften sich im 17. und 18. Jahrhundert auch jüdische Ansiedler niederlassen. Allerdings galten bezüglich Erwerb von Grundeigentum einschränkende Bestimmungen. Diese Einschränkungen für die Juden waren zwar bedrückend, aber in keiner Phase existenzbedrohend. Anfang des 19. Jahrhunderts machten die Juden etwa die Hälfte der Bevölkerung aus.

Grosse Teile des Schlosses wurden um 1817 abgebrochen und das Material für den Bau einer Synagoge verwendet. Die verbliebene Schlossanlage ist heute Privatbesitz.

Chronik

  • 1715 Kauf der Herrschaft Dettensee durch Fürstabt Plazidus Zurlauben für die Summe von 44,587 Gulden von Adam Heinrich Keller von Schlaitheim, Freiherr zu Isenburg zum Preis von 31200 Gulden.
  • 1715 45 Gulden Einnahmen des Klosters aus Judenschutzgeldern (Familien 16 Gulden, Alleinstehende 9 Gulden) / Abschaffung des Judeneides
  • 1719 Reduktion des Judenschutzgeldes
  • 1720 Bereitstellung von zusätzlichem Wohnraum zur Ansiedlung von Juden, insgesamt 595 m2 Wohnraum für vier Familien. Das Wohnrecht der Juden wurde auf die herrschaftlichen Häuser beschränkt.
  • 1729 Kauf des Lubenhölzles von Freiherr Adam Heinrich von Schleitheim [1] für 500 Gulden
  • 1751 Erwerb des Kreitlerhofes für 1528 Gulden
  • 1756 Renovation der Judengebäude für 400 Gulden
  • 1761 Fürstabt Bonaventura Bucher verbietet den Juden - gestützt auf die Reichspolizeiordnung von 1601 - den Handel in den Herrschaften des Klosters Muri.
  • 1763 Die jüdische Gemeinde Dettensee umfasste 23 Familien.
  • 1764 Das Kloster Muri setzt einen Aufseher und einen Stellvertreter über die jüdische Bevölkerung ein. Zu dieser Zeit mussten sich die 114 Juden mit dem Wohnraum von 595 m2 zufrieden geben, was eine problematische Wohnsituation zur Folge hatte.
  • 1764 Kauf von Waldungen von der Pfarrei Dettensee für 665 Gulden, die diese im gleichen Jahr von Michael Henger und Peter Odermatt erworben hatte.
  • 1767 Memorial durch die ortsansässigen Bürger für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Freiheiten. Fürstabt Bonaventura Bucher lehnt die meisten Forderungen ab, macht aber einige Zugeständnisse.
  • 1772 Die Verheiratung von Juden ist nur noch bei einem vorgegebenen Minimalvermögen (Bräutigam 900 Gulden, Braut 400 Gulden) erlaubt.
  • 1781–1796 Drei Beschwerden der jüdischen Bevölkerung an die Statthalter des Klosters Muri aufgrund der schlechten Wohnsituation. Die Gesuche, Häuser zu erwerben oder zu bauen, wurden abgelehnt. Fürstabt Gerold Meyer verbat sich sogar jegliche weitere Bittschriften.Gleichzeitig ordnete er aber an, dass nach Möglichkeit die Wohnsituation zu verbessern sei. Eine Streichung der Ausweisungsklausel aus den Schutzbriefen lehnte Fürstabt Gerold Meyer entschieden ab.
  • 1782 Bau eines weiteren Wohngebäudes mit fünf Wohnungen für jüdische Familien auf Geheiss von Fürstabt Gerold Meyer, Kosten 712 Gulden.
  • 1787 Verheiratung nur noch mit Erlaubnis der Klosterverwaltung
  • 1796 Einquartierung von ca. 7000 französischen Soldaten
  • 1798 Arbeitsniederlegungen durch die Tagelöhner, Wiederaufnahme der Forderungen von 1767
  • 1799 Fürstabt Gerold Meyer klagt gegen die Untertanen. Das Urteil von 1800 verpflichtete die Untertanen zum Gehorsam.
  • 1803 Enteignung der Herrschaft Dettensee, die aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses an das Fürstentum Hohenzollen-Sigmaringen fällt.
  • 1812 Verkauf des Schlosses durch das Fürstenhaus Hohenzollern - Sigmaringen
  • 1813 Die Juden erwerben die drei von Ihnen bewohnten herrschaftlichen Häuser von Hohenzollern-Sigmaringen zum Preise von 1845 Gulden.
  • 1817/1818 Abbruch des Schlosses
  • 1820 Hohenzollern-Sigmaringen verlangt, dass sich die Juden neue Namen zulegen.
  • 1820 Bau einer Synagoge in Dettensee aus dem Abbruchmaterial des Schlosses
  • 1833 bürgerliche Gleichberechtigung für die Juden
  • 1843 Verkauf der Herrschaft durch die neuen Besitzer für 86000 Gulden
  • 1930 Abbruch der zerfallenden Synagoge in Dettensee. Der jüdische Friedhof in Dettensee besteht noch.

Wirtschaftsbeitrag

Reingewinn pro Jahr

  • 1717 52 Gulden
  • 1724 ? (in Glatt inbegriffen)
  • 1725 798 Gulden
  • 1726 258 Gulden
  • 1727 577 Gulden
  • 1728 ?
  • 1729 577 Gulden
  • 1730 ?
  • 1731 1700 Gulden
  • 1732 530 Gulden
  • 1744 261 Gulden
  • 1745 1134 Gulden
  • 1746 1115 Gulden
  • 1747 1428 Gulden
  • 1748 993 Gulden
  • 1749 1021 Gulden
  • 1750 1797 Gulden
  • 1751 1245 Gulden
  • 1752 1377 Gulden
  • 1753 589 Gulden
  • 1754 1112 Gulden
  • 1755 1229 Gulden
  • 1756 1135 Gulden
  • 1757 758 Gulden
  • 1758 1047 Gulden
  • 1759 1528 Gulden
  • 1760 1214 Gulden
  • 1761 1043 Gulden
  • 1762 613 Gulden
  • 1763 749 Gulden
  • 1764 3028 Gulden
  • 1765 2000 Gulden
  • 1766 763 Gulden
  • 1767 1281 Gulden
  • 1768 142 Gulden
  • 1769 1594 Gulden
  • 1774 2044 Gulden
  • 1775 2860 Gulden
  • 1776 4200 Gulden
  • 1777 2545 Gulden
  • 1778 2314 Gulden
  • 1779 2369 Gulden
  • 1780 2005 Gulden
  • 1781 2281 Gulden
  • 1782 1013 Gulden
  • 1783 2153 Gulden
  • 1784 2064 Gulden
  • 1785 2791 Gulden
  • 1786 2624 Gulden
  • 1787 2394 Gulden
  • 1788 1851 Gulden
  • 1789 2534 Gulden
  • 1790 3664 Gulden
  • 1791 2248 Gulden
  • 1792 2072 Gulden
  • 1794 4077 Gulden
  • 1795 4855 Gulden
  • 1796 4581 Gulden
  • 1801 4054 Gulden

Leitung

Die ökonomische Leitung dieser Herrschaft lag während der Besitzdauer des Klosters in eigenen Händen. In einer ersten Phase wurde diese Aufgabe vom jeweiligen Statthalter der Herrschaft Glatt in Personalunion wahrgenommen. Dann kamen die nachstehenden Konventualen von Muri zum Einsatz:

Ab 1777 erfolgte die Leitung durch

Bibliographie

  • Verena Baumer-Müller: Die Muri-Dörfer im Neckar-Gebiet. Ein Beitrag zur Geschichte des Klosters Muri im 18. Jahrhundert. In: Unsere Heimat. Band 74, 2007, S. 4–31 (historischefreiamt.ch [PDF; abgerufen am 25. Juni 2021]).
  • Franz Xaver Hodler: Geschichte des Oberamts Haigerloch. Haigerloch 1985 (Reprint der Ausgabe Hechingen, Kreisausschuss, 1928).
  • Hans Peter Müller: Stift Muri (1715-1803). In: 1200 Jahre Dettensee. Dettensee 2016, S. 47–50.