Gregor Schwander
Gregor (Josef) Schwander (* 17. April 1864 von Rothenburg; † 18. Mai 1914 in Sarnen)
Lebensbeschreibung
P. Gregor Schwander besuchte die Realschule in Sarnen und trat danach ins Gymnasium über. Den Philosophiekurs absolvierte er in Feldkirch an der Stella Matutina, wo er auch seine Liebe zur Musik entdeckte. 1886 trat er in Gries ins Kloster ein und legte gemeinsam mit P. Odilo Plangger und Fr. Beda Bossart die Gelübde ab. Es folgte 1889 die Priesterweihe in Trient. Danach wurde er Lektor der Mathematik, Physik und Philosophie in Gries. Bis 1892 übernahm er dort auch das Amt des Bibliothekars. 1892 kam er als Lehrer der Philosophie für das Lyzeum nach Sarnen und versah zugleich die Stelle des Externenpräfekten. 1898 tauschte er dieses Amt mit der Subpräfektur. Nach dem Weggang von P. Bernhard Lierheimer 1900 übernahm P. Gregor für einige Jahre die Verwaltung der Obwaldner Kantonsbibliothek. Neben Philosophie, für die P. Gregor besondere Fähigkeit zeigte, lehrte er auch Französisch und Mathematik. 1903 plante er einen Aufenthalt in Löwen, um sich in Philosophie weiterzubilden. Dort angekommen, wurde er aber umgehend krank. Zurück in Sarnen, musste er mit dem Unterricht aussetzen, erholte sich aber wieder und konnte mit dem Schuljahr 1904/05 zurück an die Schule. P. Gregor achtete aber zu wenig auf seine Gesundheit. 1913 zeigte sich ein schweres Nierenleiden, dem er 1914 erlag. Er liegt bei St. Andreas begraben.
P. Gregor Schwander war ein hervorragender Kenner der französischen Sprache und Literatur. Er hatte seine Ferienzeit viel in Fribourg, Neuchâtel, Lausanne, Genf und Paris verbracht. Nach dem Votum eines seiner Schüler "kannte er das Leben, war streng gegen sich selbst und mild im Urteil über andere". "Er verstand es, sich selbst in die Lage des anderen zu denken und war ein Meister, ganz im anderen aufzugehen. Daher war durch diese Anpassung sein Verständnis so ausgezeichnet und sein Rat so gut, so gross seine Liebe, Aufrichtigkeit und Milde." Seine verfassten Schriften zeugen laut P. Johann Baptist Egger von einer "gründlichen Beherrschung des Stoffes, Formung desselben zu einheitlicher, folgerichtiger Disposition" und er hatte eine "klare und gedrungene Diktion".[1]
P. Gregor Schwander engagierte sich auch in der Auseinandersetzung um das Verhältnis des Katholizismus zu den Erkenntnissen der modernen Wissenschaften. Wie andere gemässigte Akteure suchte er zwischen dem Katholizimus und den Wissenschaften zu vermitteln, da sich Natur und Übernatur nicht widersprechen könnten. Auch sein Mitbruder P. Johann Baptist Egger teilte die Ansicht, dass von den Naturwissenschaft keine Gefahr für den Glauben und die katholische Kirche ausgehe. So schrieb P. Johann Baptist Egger zu Darwinismus: "Die Kirche lehrt nicht die Konstanz, sondern nur die Erschaffung der Arten sowie aller Wesen durch einen ausserweltlichen persönlichen Gott als Glaubenssatz. Ob die Arten aus dem am Anfang von Gott erschaffenen Stoff sich allmählich entwickelt haben, oder ob sie ursprünglich so geschaffen worden sind, wie wir sie gegenwärtig vor uns haben, darüber lehrt die Kirche gar nichts, die Lösung dieser Frage überlässt sie ganz der Wissenschaft." Als Papst Pius X. durch seine Enzyklika "Pascendi" 1907 den Modernismus verurteilte, wuchs der Druck auf katholische Wissenschafter, die dadurch ins Hintertreffen zu geraten drohten. Davor warnte P. Gregor Schwander 1909 in seinem Bericht über den Psychologenkongress in Genf deutlich und tadelte den Rückstand, den die Katholiken auf dem religions-psychologischen Gebiet aufwiesen, mit folgenden Worten: "Wo sind die von katholischer Feder geschriebenen grösseren Monographien über religions-psychologische Fragen? Wo sind vor allem auf unserer Seite periodisch erscheinende Zeitschriften dieser Art ? .... Es ist wahrlich ein grosser taktischer Fehler, ein Wissensgebiet zuerst völlig in akatholische, freigeistige, ja christenfeindliche Hände übergehen zu lassen, und dann später mit grosser Mühe und unter dem spöttischen Hinweis der Gegner auf unsere arbeitslose Vergangenheit das Mitspracherecht erkämpfen zu wollen und erkämpfen zu müssen."[2]
Lebensdaten
Gymnasium am Kollegium Sarnen
Lyzeum an der Stella Matutina in Feldkirch
Priesterweihe: 6. April 1889 in Trient durch Bischof Dr. Eugen Valussi
Primiz: 21. April 1889 (Ostern) in der Stiftskirche Gries
Philosophiestudium in Löwen, Universität: 1903-1904
Ämter
Bibliothekar in Gries: 1889–1892
Lektor in Gries: 1889–1892
Lehrer an der Kantonsschule Sarnen: 1892–1913 (Unterbruch 1903–1904 für das Philosophiestudium in Löwen, Universität)
Präfekt der Externen in Sarnen: 1892–1897
Subpräfekt im Konvikt in Sarnen: 1898–1903
Freier Mitarbeiter bei der Zeitschrift Pädagogische Blätter
Kantonsbibliothekar Obwalden
Verwandtschaft
Eltern
- Josef Schwander (1823–1898), Landwirt, und Magdalena Eggenschwiler (1832–1906), Rothenburg.
Onkel und Tanten
- Sebastian Eggerschwiler-Schwander (1817–1882), Rothenburg
Geschwister
- Alfred Schwander-Suter (1869–1940), Landwirt auf dem elterlichen Hof in Rothenburg, verheiratet mit Katharina Schwander-Suter (1872–1949)
- Frau Muff-Schwander
Neffen und Nichten
- Marie Schwander (1894–1983), Rothenburg
- Katharina Schwander (1896–1977)
- Aloisia Winiger-Schwander (1897–1977), Ballwil, verheiratet mit Josef Winiger-Schwander (1893–1944)
- Anna Haas-Schwander (1900–1980), Rothenburg, verheiratet mit Protasius Haas-Schwander (1897–1970)
- Frieda Bühlmann-Schwander (1901–1991), Emmenbrücke, verheiratet mit Peter Bühlmann-Schwander (1899–1968)
- Alfred Schwander-Bühlmann (1902–1990), Rothenburg, verheiratet mit Anna Schwander-Bühlmann (1905–1974)
- Josef Schwander-Wirz (1906–1990), Ebikon
- Xaver Schwander (1909–1998), Rothenburg
- Alois Schwander-Elmiger (1915–1991), Hitzkirch, verheiratet mit Rosa Schwander-Elmiger (1922–2018)
- Gregor Schwander-Waser (1916–1985), Stans, verheiratet mit Rosly Schwander-Waser (1927–2015)
Verwandte
- Dr. Alois Eggerschwiler, Luzern
Werke
- Confucius – Moral-philosophische Skizze (= Beilage zum Jahresbericht der kantonalen Lehranstalt in Sarnen. Band 1895/96). Sarnen 1896 (muri-gries.ch [PDF; abgerufen am 6. September 2021]).
- Die kantonale Anstalt für taubstumme und bildungsunfähige, schwachsinnige Kinder in Hohenrain, Kt. Luzern, in: Pädagogischen Blätter 17 (1910) 26, 417-422.
- Ein Besuch beim Patriarchen von Ferney. Philosophische Monographie von Jakob Bahner zur Jahrhundertfeier seiner Geburt, in: Beilage zur Nummer 13 der Pädagogischen Blätter 13 (1910) 26.
- Ein Blick ins Heerlager des Monismus, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1911) Teil I Nr. 18, 174-175; Teil II Nr. 19, 184-185; Teil III Nr. 20, 192.
- Ethische Ideale im Lichte des Darwinismus, in: Schweizerische Rundschau 10 (1909/10), 249-265.
- Gibt es eine philosophia perennis und was ist sie?
- Glossen zum Londonder moral-pädagogischen Kongress, in: Schweizer Rundschau 9 (1908/09), 119-123.
- Haeckels Stellung zur Religion, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1909) 15, 185-188, und SKZ (1909) 16, 193-195.
- Ist Aristoteles ein Theist gewesen?, in: Schweizerische Kirchenzeitung (1910) Nr. 9, 93-95.
- J.J. Rousseaus Stellung zur Religion, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1912) Teil I Nr. 25, 237-239; Teil II Nr. 27, 255-257; Teil III Nr. 28, 261-263; Teil IV Nr. 29, 271-272; Teil V Nr. 30, 277-279; Teil VI Nr. 31, 285-287.
- Jakob Balmes. Zur Jahrhundertfeier seiner Geburt, 28. August 1910, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ Teil I Nr. 21, 209-210; Teil II Nr. 32, 317-318; Teil III Nr. 33, 325-327; Teil IV Nr. 35, 343-346; Teil V Nr. 36, 364-365; Teil VI Nr. 37, 380-381.
- Malthusianisumus und Neomalthusianismus, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1910) Teil I Nr. 49, 529-531 sowie (1911) Nr. 1, 3-5.
- Psychologie und Religion, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1909) Teil I Nr. 34, 363-365; Teil II Nr. 35, 372-374.
- Rundgang durch Paris, Vortrag katholischer Volksverein Sektion Sarnen [3]
- Was ist Monismus?, in: Schweizer Rundschau 9 (1908/09), 369-393.
- Zeitgemässe philosophische Betrachtungen, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1910) 28, 277-280, SKZ (1910) 29, 285-289, SKZ (1910) 30, 293-295 und SKZ 31/1910, 309-311.
- Zur Kritik des Häckelschen Monismus, in: Schweizer Rundschau 9 (1908/09), 369-380 und 435-448.
Rezensionen
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Bibliographie
- Bucher, Dominikus, † P. Gregor Schwander OSB, in: Obwaldner Volksfreund vom 20. Mai 1914, 44. Jg., Nr. 40, 2. [2]
- Bucher, Dominikus, P. Gregor Schwander, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, Neue Folge Band 4, der ganzen Reihe Band 35 (1914), 550-551.
- Egger, Johann Baptist, P. Gregor Schwander OSB, in: Vaterland vom 20. Mai 1914, Nr. 131.
- Egger, Johann Baptist, P. Gregor Schwander OSB 1864-1914, in: Kantonale Lehranstalt Sarnen Schweiz, Jahresbericht 1913/14, Sarnen 1914, 48-67. Nachruf / Ebendort Verzeichnis der hauptsächlichen schriftstellerischen Arbeiten, und als Separatdruck.
- Egger, Johann Baptist, P. Gregor Schwander als Lehrer und Erzieher, in: Pädagogische Blätter 21 (1914) 34, 557-564.
- Eugster, Thomas, Herr Alfred Schwander-Suter, Rothenburg, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 33-34.
- Müller, Hugo, Dr. Alois Eggerschiler, Luzern, in: Sarner Kollegi Chronik 3 (1941) 1, 32.
- R., B., Weltanschauung und Zeitgeist. Philosophische Erwägungen zu P. G. Schwanders Kritik an der Eltementa philosophiae aristotelico-thomisticae von P. Jos. Gredt OSB, zugleich Gegenkritik, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1910) Teil I Nr. 14, 140-143; Teil II Nr. 15, 149-150; Teil III Nr. 16, 157-158; Teil IV Nr. 17, 165-167; Teil V Nr. 18, 175-176; Teil VI Nr. 19, 184-185; Teil VII Nr. 21, 210-212; Teil VIII Nr. 22, 221-222; Teil IX Nr. 27, 270-272; Nr. 28 Teil X, 279-280; Teil XI Nr. 29, 287-289.
- Scherer, Emmanuel, P. Gregor Schwander, Nachruf, in: Neue Zürcher Nachrichten 1914 Nr. 136 vom 19. Mai 1914. [3]
- Scherer, Emmanuel, P. Gregor Schwander, OSB, Professor der Philosophie, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1924) Nr. 22, 189-190.
- von Ernst, Viktor, P. Gregor Schwander OSB, in: Schweizerische Kirchenzeitung SKZ (1924) Nr. 21, 182-183.
- Niklaus von Flüe: Die Benediktiner des Klosters Muri-Gries am Obwaldner Kollegium in Sarnen. In: Obwaldner Geschichtsblätter. Band 23. Sarnen 2003, S. 193–212.
- Wigger, Bernhard, Die Schweizerische Konservative Volkspartei 1903-1918. Politik zwischen Kulturkampf und Klassenkampf, Religion - Politik - Gesellschaft in der Schweiz Band 18, Fribourg 1997.
- ?, Leichenbegräbnis des Hochw. Herrn Pater Gregor Schwander sel., in: Obwaldner Volksfreund vom 23. Mai 1914, 44. Jg., Nr. 41, 3. [4]
- ?, Rundgang durch Paris, in: Obwaldner Volksfreund vom 25. Dezember 1907, 37. Jg., Nr. 102, 2. [5]
- Sterbebild
- Professbuch: Nr. 718.
- Nachlass P. Gregor Schwander, StiAMG Gries und Sarnen N.718.
Einzelnachweise
- ↑ Unterlagen Professbuch P. Adelhelm Rast und Abt Dominikus Bucher im StiAMG Sarnen.
- ↑ Vgl. Wigger, Bernhard, Die Schweizerische Konservative Volkspartei 1903-1918. Politik zwischen Kulturkampf und Klassenkampf, Religion - Politik - Gesellschaft in der Schweiz Band 18, Fribourg 1997, 214-224.
- ↑ ?, Rundgang durch Paris, in: Obwaldner Volksfreund vom 25. Dezember 1907, 37. Jg., Nr. 102, 2. [1]
Personendaten | |
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NAME | Schwander, Gregor |
ALTERNATIVNAMEN | Schwander, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | Mönch des Klosters Muri-Gries |
GEBURTSDATUM | 17. April 1864 |
GEBURTSORT | Rothenburg |
STERBEDATUM | 18. Mai 1914 |
STERBEORT | Sarnen |