Benediktinerinnenkloster Hermetschwil
Professbuch Hermetschwil
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Überblick Klostergeschichte
- 1083 Gründung durch Nonnen aus dem Kloster Berau. Es bildete mit dem Kloster Muri ein Doppelkloster unter einheitlicher Leitung des Abtes.
- 12. Jh. Verlegung des Nonnenklosters nach Hermetschwil. Der Abt von Muri blieb Oberherr und Verwalter des Klosters.
- 1130 Besiedelung des neu gegründeten Benediktinerinnenklosters Fahr [1], allenfalls zusammen mit Nonnen aus dem Benediktinerinnenkloster Berau[1]
- um 1300 Übergabe der Grund- und Gerichtsherrschaft über die Dörfer Hermetschwil, Eggenwil und Rottenschwil durch das Kloster Muri zur weitegehenden Selbstverwaltung
- 1308 Erstellung des ersten Urbars
- 1395 Verbot der Züricher Regierung, ein Frauenkloster in seinem Einflussgebiet ohne Bewilligung der Meisterin / Äbtissin zu betreten
- 15. Jh. Auseinandersetzungen mit den Äbten Georg Russinger und Ulrich Maier um die Einhalt der Klausur und klösterlichen Disziplin sowie die Bereitstellung eines Konventpriesters für die Seelsorge von Konvent und Pfarrei Hermetschwil. Die Nonnen obsiegten in dieser Auseinandersetzung. An den unklösterlichen Lebensumständen der Nonnen änderte sich nichts und das Kloster Muri musste einen Konventualen oder einen Weltpriester auf eigene Kosten stellen.
- 1514 Entlassung von Sr. Barbara Peyer aus Rottweil wegen Ungehorsam durch Abt Laurentius von Heidegg
- 1529-1530 Meisterin Margaretha Göldli und die Nonnen Magdalena Russinger, Elisabeth Zehnder und Dorothea Gamisin treten während der Reformationsunruhen aus dem Kloster aus.
- 1531 Flucht wegen des 2. Kappelerkrieges des Konventes unter Meisterin Anna von Efringen nach Brunnen. Das Kloster wurde ausgeplündert.
- 1532 Rekonziliation der entweihten Kirche durch den Bischof von Konstanz. Der heilige Martin wird Schutzpatron des Klosters.
- 1569 Bau des Zehntenspychers
- 1579 Visitation durch den Nuntius Bonhomini führt zur Kritik an der Einhaltung der Klausur und der klösterlichen Armutsregeln.
- 1580 Abt Hieronymus Frey wehrt sich für die Nonnen bei den weltlichen Schirmherren, erlässt aber auch neue Bestimmung zur Lebensführung in Hermetschwil.
- 1581 Errichtung der Pfisterei
- 1586 Bischöfliche Visitaion: erneute Beanstandung der Klausur
- 1587 Verschärfung der Klausurvorgaben durch Nuntius Ottavian Paravicini
- 1606 Erweiterung der Kirche und Konsekration durch Nuntius Giovanni della Torre
- 1608 Infolge des fatalen Klosterbrandes im Zisterzienserinnenkloster Gnadenthal wirden von allen Urkunden ein Duplikat erstellt und im Kloster Muri verwahrt.
- 1623-1625 Abbruch der Klostergebäude unter der Meisterin Maria Küng und Erstellung der heutigen Klosteranlage
- 1634 Fertigstellung des Gästehauses
- 1636 Erhebung zur Abtei durch Papst Urban VIII.
- 1650 Erwerb und Überführung des Katakombenheiligen Donatus
- 1653 Flucht der Äbtissin Maria Benedikta Keller und der Mehrheit des Konventes nach Luzern wegen des 1. Villmergerkrieges
- 1657 Altarweihe durch Abt Aegid von Waldkirch
- 1665 Bezug der neuen Klosteranlage am 16. Oktober
- 1669 Altarweihe durch Abt Fridolin Summerer
- 1673 Bau des Archivturmes
- 1712 Flucht des Konventes unter Leitung von Äbtissin Maria Franziska Bircher nach Luzern wegen des 2. Villmergerkrieges
- 1713-1714 Wiederaufbau der abgebrannten Pfisterei
- 1715 Erneuerung der strengen Klausurvorschriften durch den Nuntius
- 1727 Bau des Pächterhauses
- 1728 Einführung der Klausurgitter. Die Kosten von 620 Gulden übernahm unter Fürstabt Gerold Haimb das Kloster Muri.
- 1750 Vermächtnis: Der Bruder der Äbtissin Maria Mechtild Schnorf, Domherr Joseph Mercurius Schnorf, hinterlässt dem Kloster sein Vermögen, das an die 4000 Gulden betrug. Die gesamten Mittel wurden zum Kauf von Schuldbriefen verwendet.
- 1763 Renovation des Gästehauses
- 1764 Renovation des Konventgebäudes
- 1766-1767 Ersatz der Orgel. Die neue Orgel stammt vom Orgelbauer Viktor Bosshard in Baar.
- 1778 Neubau der Mühle
- 1780 Neubau des Mühlenwehrs
- 1789 Neue Orgel für den Frauenchor vom Orgelbauer Franz Joseph Otter von Trimbach
- 1798 Aufhebung des Klosters in der Helvetik
- 1803 Wiederherstellung des Klosters durch die Mediationsverfassung und Rückgabe requirierter Güter
- 1817 Einschränkung der Aufnahme von Novizinnen
- 1835 Verbot der Aufnahme von Novizinnen und Verwaltung des Klosters durch den Staat
- 1841 Aufhebung des Klosters durch Entscheid des Grossen Rates des Standes Aargau am 13. Januar, Verstaatlichung des Klostervermögens. Ausser der Äbtissin Maria Magdalena Ritter und zwei sie betreuende Nonnen, die beim Ortsarzt Abbt unterkamen, begab sich der Konvent ins Benediktinerinnenkloster St. Andreas nach Sarnen.
- 1843 Wiederherstellung des Klosters auf Druck der Eidgenössischen Tagsatzung und Bewilligung der Aufnahme von Novizinnen, allerdings nur mit staatlicher Erlaubnis
- 1846 Kapuzinerinnenkloster der Ewigen Anbetung zu Maria Hilf auf dem Gubel [2]: Beitrag von CHF 200.00 an die Bauten des neu gegründeten Klosters[2]
- 1848 Bau einer neuen Sakristei
- 1848 vorläufige Aufnahme der beiden Schwestern Maria Seraphina Probstatt und Maria Dominika Hüssler aus dem aufgelösten Zisterzienserinnenkloster Rathausen
- 1860 Sr. Maria Dominika Hüssler aus dem Zisterzienserinnenkloster Rathausen verstirbt im Benediktinerinnenkloster Hermetschwil und wird auf dem dortigen Klosterfriedhof beigesetzt. Sie wurde unter dem 14. Juli ins Nekrologium aufgenommen.
- 1866 Letzte Profess in Hermetschwil vor der Klosteraufhebung (Chorfrau Adelrika Litschi von Feusisberg)
- 1867 Errichtung einer Mädchenerziehungsanstalt
- 1876 Aufhebungsdekret durch den Aargauer Grossen Rat. Die 13 Nonnen und 4 Laienschwestern erhielten nun Pensionen und durften vorerst im Klostergebäude wohnen bleiben.
- 1877 Versteigerung des klösterlichen Besitzes. Seither befinden sich die Pfisterei und die Klosterscheune nicht mehr im Besitz des Klosters. Ihre heutige Besitzerin ist die Stiftung Kinderheim St. Benedikt, eine vom Kloster unabhängige Institution.
- 1878 Rückkauf des Konvents- und Ökonomiegebäudes samt Umschwung durch die Äbtissin Maria Franziska Villiger auf ihren eigenen Namen.
- 1972 Totalrenovation des Gästehauses
- 1972-1975 Innenrenovation der Klostergebäude
- 1973 Rückerhalt der vollen Existenzberechtigung durch die Streichung der konfessionellen Ausnahmeartikel in der Schweizer Bundesverfassung. Errichtung eines Konventualpriorates in Hermetschwil.
- 1976 Aussenrenovation des Klosters
- 1978 Mitglied in der neu errichteten Schweizerische Benediktinerinnenföderation
- 1981 Neuregelung der Verhältnisses der beiden Teilkonvente Habsthal und Hermetschwil. Mutterkloster ist Hermetschwil, während der Sitz der Äbtissin Habsthal ist.
- 1986 Trennung von Habsthal und Hermetschwil am 12. Oktober. Habsthal wird ein Konventualpriorat und Hermetschwil eine selbständige Abtei.
Äbtissinnen, Meisterinnen
- ab 1083 Agnesia, Meisterin
- 12. Jh. Gisela, Meisterin
- um 1200 Mathilt, Meisterin
- 13. Jh. Gertrudis, Meisterin
- 13. Jh. Gisela, Meisterin
- 13. Jh. Gertrud Marsilgina, Meisterin
- 14. Jh. Methildis de Bruge, Meisterin
- 14. Jh. Elena von Seengen, Meisterin
- 14. Jh. Adelheid von Brugg, Meisterin
- 14. Jh. Elisabeth von Stegen, Meisterin
- 14. Jh. Elisabeth von Seengen, Meisterin
- um 1340 Margaretha von Gachnang, Meisterin
- 1343-1357 Elisabeth von Mülinen, Meisterin
- 14. Jh. Hedwig von Luvar, Meisterin
- um 1379 Anna von Eschenz, Meisterin
- um 1398 Verena von Heidegg, Meisterin
- 1406-1412 Klara Traeger, Meisterin
- nach 1412 Agatha Schinder, Meisterin
- 1429-1460 Agnes Trüllerey, Meisterin
- 1463-1486 Sophie Schwarzmurer, Meisterin
- 1489-1491 Anna Gon, Meisterin
- 1498-1507 Veronika von Hettlingen, Meisterin
- um 1511 Küngold von Efringen, Meisterin
- 1513-1521 Anna Segesser von Brunegg, Meisterin
- 1521-1522 Margaretha Göldli, Meisterin
- 1523-1541 Anna von Efringen, Meisterin
- 1541-1553 Anna Trüllerey, Meisterin
- 1553-1599 Meliora von Grüt, Meisterin
- 1599-1615 Margareta Graf, Meisterin
- 1615-1644 Maria Küng, Meisterin bis 1636, ab 1636 Äbtissin
- 1644-1663 Maria Benedikta Keller, Äbtissin
- 1663-1687 Maria Abundantia Reding, Äbtissin
- 1687-1688 Maria Mechtild Böschung, Äbtissin
- 1688-1697 Maria Anna Brunner, Äbtissin
- 1697-1702 Maria Margareta Rüttimann, Äbtissin
- 1703-1716 Maria Franziska Bircher, Äbtissin
- 1716-1753 Maria Mechtild Schnorf, Äbtissin
- 1753-1757 Maria Katharina Falck, Äbtissin
- 1757-1763 Maria Ita Bürgisser, Äbtissin
- 1763-1793 Maria Franziska Hortensia Segesser von Brunegg, Äbtissin
- 1794-1812 Maria Placida Dossenbach, Äbtissin
- 1812-1831 Maria Antonia Imbach, Äbtissin
- 1831-1842 Maria Magdalena Ritter Äbtissin
- 1842-1852 Maria Josepha Huber, Äbtissin
- 1852-1881 Maria Franziska Villiger, Äbtissin
- 1881-1892 Maria Dominica Villiger, Priorin
- 1892-1902 Maria Gertrud Stocker, bis 1898 Priorin, ab 1898 Äbtissin mit Sitz in Habsthal
- 1903-1918 Maria Benedikta Depuoz, Äbtissin mit Sitz in Habsthal
- 1918-1943 Maria Margarita Baiker, Äbtissin mit Sitz in Habsthal
- 1943-1985 Maria Scholastica Beil, Äbtissin mit Sitz in Habsthal
- 1985- Maria Angelika Streule, Äbtissin
Spirituale
- um 1529 P. Jakob Kalb
- 1531– Heinrich Nagel, Pfarrer
- um 1550 Caspar Schultheiss
- um 1562 Christoph Pfyffer
- danach Sebastian Schilling
- danach Johann Jakob Brunner
- danach Peter Frank
- 1588 Vakanz
- 1588 Christoph Mannhard
- 1588–1589 Johannes Spicher
- 1590–1591 Jost Meier (im Amt verstorben)
- 1591 Michael Schuhmacher
- 1592 Ulrich Kaltenstein
- 1592–1593 Hans von Wohlen
- 1593–1596 Johann Schwab
- 1596–1598 Felix Müller
- 16?–1650? P. Anton Zengerlin
- 1657–1658 P. Otmar Frey
- 1670–1693 P. Anton Buol, excurrendo
- 1673–1681 P. Anselm Weissenbach
- 1692–1698 P. Ambros Letter
- 1711–1713 P. Gerold Haimb
- 1713–1729 P. Nikolaus Andermatt
- 1729–1737 P. Gregor Müller
- 1773–1776 P. Ambros Graf
- 1805–1828 P. Benedikt Suppiger
- 1828–1837 P. Basil Hausheer
- 1837–1845 P. Bonaventura Weissenbach (1837–1841 excurrendo)
- 1845–1851 P. Plazidus Eggenschwiler
- 1851–1875 P. Dominik (Heinrich) Tschudi
- 1933–1940 P. Bonifaz Stücheli
- 1940–1941 P. Hieronymus Dreilinden
- 1941–1947 P. Leo Baumeler
- 1947–1955 P. Plazidus Ambiel
- 1955–1957 P. Raphael Fäh
- 1957–1959 P. Hugo Müller
- 1959–1962 P. Paul Estermann
- 1964–1967 P. Martin Moll
- 1967–1968 P. Benedikt Meyer
- 1968–1975 P. Nikolaus Kathriner
- 1975–1986 P. Raphael Fäh
- 1986–1994 P. Gerold Bonderer
- 1995–2009 P. Frowin Adolf Müller
Heiligenverehrung
Heiliger Bruder Klaus
- Heiliger Martin
- Heiliger Donatus
Bibliographie
- Dubler, Anne-Marie, Die Klosterherrschaft Hermetschwil. Von den Anfängen bis 1798, Argovia. Jahreszeitschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau 80 (1968).
- Ettlin, Leo, Die Aufhebung der aargauischen Klöster vor 150 Jahren, in: Sarner Kollegi Chronik 53 (1991) 2/3, 4-10.
- Felder, Peter, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, in: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (Hg.), Band IV, Bezirk Bremgarten, Basel 1967, ISBN 3-906131-07-6, 225–263.
- Hausherr, Paul, Der Benediktinerinnenkonvent Hermetschwil, Separatdruck aus dem Aargauer Volksblatt, ohne Datum.
- Henggeler, Rudolf, Das Kapuzinerinnenkloster der Ewigen Anbetung zu Maria Hilf auf dem Gubel 1851-1951, Zug 1951.
- Henggeler, Rudolf, Das Kloster Fahr. Ein Führer durch das Kloster und seine Geschichte, Zug 1926.
- Keller, Anita / Lehner, Martin, 900 Jahre Frauenkloster St. Martin Hermetschwil, Aarau 1983.
- Kuhn, Dieter, Hermetschwil-Staffeln. Geschichte und Geschichten, Hermetschwil-Staffeln 2000.
- Stöckli, Alban, Ein Dorf jubiliert. Ein Beitrag zur Geschichte von Hermetschwil-Staffeln zum achten Zentenarium 1159-1959, Wohlen 1959.
- Wiederkehr, Gustav, Das Frauenkloster Hermetschwil, Wohlen 1923.