Dillingen

Aus Muri
Version vom 11. August 2023, 05:41 Uhr von Paul (Diskussion | Beiträge) (→‎Bibliographie)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Institution

Die Universität Dillingen ging auf eine Gründung von Kardinal Otto von Waldburg, Erzbischof von Augsburg, zurück. 1549 errichtete er das Collegium St. Hieronymi in seiner Residenzstadt Dillingen. Zum Collegium gehörten eine Hochschule, ein Gymnasium, ein Priesterseminar und ein Konvikt. Die Hochschule wurde durch Papst Julius III. zur Universität erhoben. Staatlicherseits erfolgte die Anerkennung als Universität 1553 durch Kaiser Karl V.. Angeboten wurden an der Universität die Fachrichtungen Philosophie und Theologie, die mit dem Baccalaureat, dem Lizentiat und dem Doktorat [1] abgeschlossen werden konnten. Im Studienjahr 1563/64 berief Kardinal Otto von Waldburg die Jesuiten an die Universität und übergab am 17. August 1564 deren Insignien an den Provinzial der Jesuiten, Petrus Canisius. Die Universität wurde in der Folge in eine eigentliche Jesuitenuniversität umgebaut und erreichte wegen ihrer Professoren rasch grosse Anerkennung, was sich in steigenden Studentenzahlen ausdrückte. Das Angebot wurde im Verlaufe der Zeit um das Kirchenrecht und das Zivilrecht erweitert.

Dieses neue Bildungsangebot vermochte auch die Schweizer Benediktineräbte zu überzeugen. Mehrere Klöster entsandten ab Ende des 16. Jahrhunderts und insbesondere zu Beginn des 17. Jahrhunderts junge Konventuale zum Studium nach Dillingen. Zu ihnen gehörte auch das Kloster Muri. Dessen Abt Johann Jodok Singisen ging es aber nicht nur um die wissenschaftliche Ausbildung seiner Nachwuchskräfte, sondern auch deren asketische Schulung und Erziehung. Die Studenten wurden von den Jesuiten in Konvikten betreut und unter strenger Aufsicht gehalten. Allein den Jahren 1597 bis 1623 weilten 23 Murianer Fratres in Dillingen. Ihre Studienleistungen vermochten Abt Johann Jodok Singisen nicht immer zu befriegen. So beklagte er die häufigen Ausfälle im Studium wegen Krankheit sowie die langen Studiendauern angesichts der hohen Studienkosten. Dies liess in ihm wohl langsam den Entschluss reifen, ab 1520 vermehrt auf die eigene, 1619 begründete theologische Lehranstalt, Hausschule genannt, zu setzen. Deren erste Professoren hatten ihre eigenen Studien alle an der Universität Dillingen absolviert. Jedenfalls gehen die Entsendungen nach Dillingen ab diesem Zeitpunkt deutlich zurück.[2] Diese Politik verfolgten auch seine Nachfolger. Die Schulung an der Universität Dillingen hat die Konventualen von Muri über Generationen nachhaltig geprägt.

Als 1773 der Jesuitenorden aufgelöst wurde, fiel die Universität Dillingen an das Bistum Augsburg zurück. Im Rahmen der Säkularisierung gelangte sie in die Hände von dem neuen Landesherrn, Kurfürst Maximilian IV. Joseph, dem späteren Bayerischen König Maximilian I., aufgelöst.

Murianer Konventuale

  • P. Kaspar Wurmann: Immatrikulation 1575, Philosophie und Theologie
  • P. Ambros Füchsli: Immatrikulation 1575, Philosophie und Theologie
  • P. Gebhard Schriber: Immatrikultaion 1591, Philosophie und Theologie bis 1595
  • P. Salomon Sigrist: Immatrikulation 1597, Philosophie und Theologie, 31. August 1604 Magister (Doktor) der Philosophie
  • Fr. Johann Caspar Letter: Immatrikulation 1597, Philosophie und Theologie, 1598 verstorben
  • P. Johann Caspar Winterlin: Immatrikulation 1598, Philosophie und Theologie
  • P. Jodok Weltlin: Studium der Rhetorik 1602
  • P. Bernhard Seiler: Immatrikulation 1602, Studium der Grammatik
  • P. Johannes Zum Stein: Immatrikulation 1605, Philosphie und Theologie, 15. April 1608 Baccalaureat in der Philosophie, 17. August 1609 Magister (Doktor) der Philosophie
  • P. Martin Huber: Immatrikulation 1605, Philosophie und Theologie, Baccalaureat in der Philosophie, 17. August 1609 Magister (Doktor) der Philosophie
  • P. Benedikt Lang: Immatrikulation 1605, Philosophie und Theologie, Baccaulaureat der Philosophie, 17. August 1610 Magister (Doktor) der Philosophie, 10. Juni 1613 Baccalaureat der Theologie
  • P. Michael Widmer: Immatrikulation 1608, Philosophie und Theologie
  • P. Plazidus Pöschung: Immatrikulation 1608, Philosophie und Theologie, 19. August 1614 Magister (Doktor) der Philosophie, Theologie bis 1616
  • Abt Augustin Stöcklin: Immatrikulation 1610, Philosophie, 27. August 1613 Magister (Doktor) der Philosophie, Reimmatrikulation 1617, Theologie, 12. Juni 1619 Baccalaureat der Theologie
  • P. Roman Streber: Immatrikulation 1611, Philosophie und Theologie, 19. August 1614 Magister (Doktor) der Philosophie, Theologie bis 1616
  • P. Maurus Locher: Immatrikulation 1611, Philosophie und Theologie, 19. August 1614 Magister (Doktor) der Philosophie, Theologie bis 1616
  • Abt Adalbert Bridler:Immatrikulation 1611, Philosophie und Theologie, 19. August 1614 Magister (Doktor) der Philosophie, Theologie bis 1617
  • P. Kolumban Pfyffer: Immatrikulation 1612, Philosophie und Theologie, 16. August 1616 Magister (Doktor) der Philosophie, Theologie bis 1619
  • Abt Dominikus Tschudi: Immatrikulation 1614, Studium der Philosophie und Theologie, 22. August 1617 Magister (Doktor) der Philosophie, Theologie bis 1618, Weiterstudium in Ingolstadt, Universität
  • P. Franz Letter: Immatrikulation 1614, Philosophie und Theologie, 22. August 1617 Magister (Doktor) der Philosophie, Theologie bis 1621, Reimmatrikulation 1629, Kirchenrecht bis 1631
  • P. Anton Zengerlin: Studium der Grammatik bis 1617
  • P. Aegid Weber: Immatrikulation 1621, Theologie bis 1624
  • P. Beat Fleckenstein: Immatrikulation 1625, Theologie bis 1629
  • P. Anselm Rizart: Immatrikulation 1625, Theologie
  • P. Athanas Brandenberg: Immatrikulation 1625, Theologie bis 1628
  • P. Basil Zur Mühle: Immatrikulation 1625, Theologie bis 1626
  • P. Martin Brunner: Immatrikulation 1629, Theologie bis 1631
  • Abt Bonaventura Honegger: Immatrikulation 1629, Theologie, 26. November 1630 Baccalaureat der Theologie, Reimmatrikulation 1640, Weiterstudium der Theologie bis 1642
  • P. Bonifaz Meyenberg: Immatrikulation 1629, 26. November 1630 Baccalaureat der Philisophie, Theologie bis 1631
  • P. Luitfried Egloff: Philosophie und Theologie

Bibliographie

  • Horn, E., Die Promotionen an der Dillinger Universität von 1555–1760, in: Zeitschrift für katholische Theologie 21 (1897), 448-475.
  • Oskar Hunkeler: Abt Johann Jodok Singisen von Muri (1596-1644) – Ein Beitrag zur tridentinischen Reform und zur Barockkultur in der Schweiz. Mellingen 1961.
  • Kiessling, Rolf (Hg.), Die Universität Dillingen und ihre Nachfolger. Stationen und Aspekte einer Hochschule in Schwaben, Festschrift zum 450jährigen Gründungsjubiläum, Dillingen 1999.
  • Leinsle, Ulrich G., Diliganae Disputationes. Der Lehrinhalt der gedruckten Disputationen an der Philosophischen Fakultät der Universität Dillingen 1555-1648, Jesuitica - Quellen und Studien zur Geschichte, Kunst und Literatur der Gesellschaft Jesu im deutschsprachigen Raum Band 11, Regensburg 2006.
  • Adelhelm Rast: Die Bedeutung des Abtes Johann Jodok Singisen für die Wissenschaft im Kloster Muri und seine akademisch gebildeten Mönche 1596-1644. In: Unsere Heimat. Band 34, 1960, S. 4–50.
  • Specht, Thomas, Die Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen (1549-1804) und der mit ihr verbundenen Lehr- und Erziehungsanstalten, Freiburg im Breisgau 1902.
  • Specht, Thomas, Das Projekt der Übertragung der Universität Dillingen an die schwäbische Benediktinerkongregation, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 10 resp. 41 (1922), 74-88.
  • W., J., Geistliche Studenten an der Universität zu Dillingen im 17. Jahrhundert, in: Studien und Mitteilungen aus dem Benedictiner- und Cistercienser-Orden 6, 1885, 397-400.

Einzelnachweise

  1. Specht, Thomas, Die Geschichte der ehemaligen Universität Dillingen (1549-1804) und der mit ihr verbundenen Lehr- und Erziehungsanstalten, Freiburg im Breisgau 1902, 224-225.
  2. Oskar Hunkeler: Abt Johann Jodok Singisen von Muri (1596-1644) – Ein Beitrag zur tridentinischen Reform und zur Barockkultur in der Schweiz. Mellingen 1961, S. 188–189.